Angela Levin, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie hörten, dass der König an Krebs erkrankt ist?
Ich war am Boden zerstört, und mir kamen die Tränen. Ich bin ein grosser Fan der Monarchie. König Charles arbeitet hart, er musste Jahrzehnte auf den Thron warten. Jetzt hat endlich alles so gut gepasst, auch mit seiner geliebten Frau an seiner Seite. Es erschüttert mich, dass er so leiden muss.
Haben Sie den König persönlich getroffen?
Ja, mehrmals. Er hat mich auch schon nach Schottland eingeladen, wo ich mit ihm und anderen Gästen ein Wochenende verbracht habe. Letztes Jahr habe ich zudem ein Buch über Königin Camilla geschrieben. Während dieser Arbeit habe ich ihn mehrmals angetroffen.
Wie wird er die Diagnose verarbeiten?
Er sagte, dass er sehr optimistisch ist. Ich glaube, die grösste Herausforderung für ihn wird, dass er seine Arbeit im Moment nicht fortsetzen kann. Ihm wurde nahegelegt, keine Verpflichtungen wahrzunehmen und möglichst wenig Menschen zu treffen. Er muss sich jetzt um sich selbst kümmern. Aber er ist ein Workaholic und schläft auch schon mal um zwei Uhr morgens vor dem Computer ein. Er arbeitet jeden einzelnen Tag, ausser an Weihnachten. Eine Pause einzulegen, wird sehr schwierig für ihn, vor allem psychisch.
Wie schätzen Sie die Situation ein?
Gut ist, dass er ambulant behandelt wird. Wäre es sehr schlimm, dürfte er wohl nicht nach Hause.
Wie ist die Stimmung in England?
Fast alle machen sich Sorgen – auch diejenigen, die sich gar nicht für die Monarchie interessieren. Der König hat ja erst kürzlich seine Mutter und seinen Vater verloren. Dann noch der ganze Ärger mit Prinz Harry. All diese Sachen sind kurz hintereinander passiert. Das war sehr schwer für ihn, und die Menschen sehen das. Zudem hat er viele Sympathien gewonnen, als er bekannt gab, dass er wegen einer vergrösserten Prostata ins Krankenhaus musste. Er wollte damit andere Männer ermutigen, sich untersuchen zu lassen – was er auch geschafft hat.
Auch die Krebserkrankung hat der Buckingham-Palast offen kommuniziert. Das wäre früher unmöglich gewesen.
Das hat der König so entschieden. Üblicherweise wird nicht kommuniziert, woran ein Royal leidet, bis die Operation oder Krankheit überstanden ist. Was auch sehr interessant ist: Die Queen hat ihren Ehemann Prinz Philip fast nie im Krankenhaus besucht. Und umgekehrt auch nicht. Sie wären nie zusammen ins Spital gefahren. Aber Queen Camilla war stets an Charles’ Seite und blieb jeden Tag mehrere Stunden bei ihm.
Wie sieht die Rolle der Königin nun aus?
Sie wird ihren Aufgaben weiter nachgehen. Auch weil sich der König das so wünscht. Er ist sehr stolz auf ihren Einsatz – etwa mit Opfern von häuslicher Gewalt oder älteren Menschen. Verpflichtungen vom König wird sie aber nicht alleine übernehmen.
Was bedeutet die Diagnose für Prinz William?
Für ihn ist das sehr schwierig. Seine Frau musste sich einer OP am Bauch unterziehen, und wir wissen nicht genau, was diesen Eingriff nötig machte. Prinz William macht sich Sorgen um sie und die Kinder, er wollte mehr Zeit mit der Familie verbringen. Aber am Mittwoch wird er nun zurück zur Arbeit gehen und mehrere Aufgaben des Königs übernehmen. Prinzessin Anne wird ihn unterstützen. Die Schwester des Königs wird das gut machen, auch sie ist sehr fleissig.
Wie ist die rasche Rückkehr von Prinz Harry zu deuten?
Es gibt drei Gründe, warum er angereist ist. Erstens, er macht sich Sorgen um seinen Vater. Zweitens, er denkt, das wird seiner Beliebtheit in Amerika helfen – dort läuft es auch nicht mehr so gut. Drittens wird er vielleicht auch Informationen vom König an Netflix oder andere Anbieter verkaufen und damit Geld verdienen wollen. Ich weiss, das hört sich jetzt böse von mir an, aber er hat das in der Vergangenheit auch schon so gemacht. Die Familie kann ihm nicht mehr trauen.
Kann die Krankheit Vater und Sohn miteinander versöhnen?
Vielleicht sieht Prinz Harry, dass die Attacken auf seinen Vater nicht spurlos an diesem vorbeigeschossen sind. Früher war Harry ein wunderbarer junger Mann mit einem guten Verhältnis zu seinem Vater. Doch seine Frau Meghan hat ihn verändert. Er müsste sich nun zwischen dem, was Meghan will, und dem, was er selbst gern machen würde, entscheiden. In der Theorie ist eine Versöhnung möglich, aber ich glaube nicht, dass das passieren wird.