Ihren letzten offiziellen Auftritt hatten sie im November 2019 am Nationalfeiertag Monacos. Nein – davon, dass Pierre Casiraghi, 32, und seine Frau Beatrice sich im Glanzlicht des monegassischen Fürstenhauses sonnen, kann nicht die Rede sein.
Dementsprechend wenig sind die beiden in Vergangenheit in Erscheinung getreten – und wenn, dann nur viel zu kurz, als dass wir den Scheinwerfer mal etwas länger auf sie gerichtet hätten. Als jüngster Sohn von Prinzessin Caroline, 63, steht zwar Pierre seit frühester Kindheit unter Beobachtung. Die Frau hingegen, die seit zwölf Jahren an seiner Seite weilt, hat sich gut unter dem Radar durchgeschlichen – bis jetzt. Beatrice' 35. Geburtstag am Dienstag bietet Anlass, ihre spannende Geschichte zu durchleuchten.
Gleich und gleich gesellt sich gern: Wie ihr Mann Pierre hat auch Beatrice blaues Blut. Sie stammt aus einer traditionsreichen italienischen Adelsfamilie, die sich im Mittelalter mit Bankgeschäften ein Vermögen erarbeitet hat und 1445 in den Grafenstand erhoben wurde. Ein Palast kann Beatrice in ihrer Kindheit allerdings nicht ihre eigenen vier Wände nennen: Sie wächst gemäss der «NZZ am Sonntag» in «einer Art aufgewertetem Bauernhof» in Innichen, Südtirol, auf.
Und auch sonst schreibt sich Beatrice' Familiengeschichte nicht ganz so ungeschliffen, wie man das von Adelshäuern gewohnt ist. Ihr Vater Don Carlo Ferdinando Borromeo hat mit seiner ersten Frau, einem deutschen Model, das alle nur Zota nennen, zwei Töchter. Dann verliebt er sich in die Textilunternehmerin Paola Marzotto. Ein Sohn, Carlo, geht aus der Liaison hervor. Später kehrt er zu seiner ersten Frau zurück und hat mit ihr eine weitere Tochter – um dann schliesslich noch einmal mit Marzotto ein Kind zu zeugen, dem die beiden den Namen Beatrice verleihen.
Auf ihren familiären Wohlstands-Lorbeeren ruht sich ebendiese Beatrice nicht aus. Sie absolviert ein Jura-Studium in Mailand und arbeitet nebenher als Model. Und das so erfolgreich, dass sie wahrscheinlich auch ohne einen Prinzen an ihrer Seite ein Märchen im Bereich Mode geschrieben hätte. Ihre erste Schau läuft sie für Chanel. 2005 präsentiert sie Brautmode für Valentino – ein Ritterschlag, auch wenn ihr Onkel Matteo Marzotto einstiger Präsident des Hauses ist. Mit Chefdesigner Valentino Garavani zeigt sie sich ein Jahr später an den Filmfestspielen in Venedig.
Borromeo hat die Zügel in der Hand, zu einer Celebrity zu werden, zu der sie mit ihren High-Society-Eltern schon von Geburt an prädestiniert ist. Aber: Sie tut es nicht. Stattdessen schreibt sie sich für einen Journalismus-Master an der Columbia-Universität ein, den sie 2012 abschliesst.
Schon während des Studiums macht sie Erfahrungen im Radio und Fernsehen. Ihre Karriere lanciert sie bei der Wirtschaftszeitung «Il fatto quotidiano». Später arbeitet sie auch mit internationalen Medien zusammen – und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie schreibt über politische Themen genauso wie über Verstrickungen in der Mafia, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Oder gibt sich als Webcam-Girl aus, um über sexuelle Neurosen von Teenagern zu berichten.
Während sie ihren beruflichen Platz in der Welt noch sucht, findet der zwei Jahre jüngere Pierre Casiraghi seinen in ihrem Herz. Die beiden werden 2008 ein Paar. Wie sie dem «Corriere della sera» später erzählt, lässt der Monaco-Prinz in der Kennenlern-Phase nichts anbrennen. Als sie in Cannes zum ersten Mal aufeinandertreffen, geht es Schlag auf Schlag. «Pierre sah mich, kam auf mich zu und sagte: ‹Ich liebe dich und ich werde dich heiraten.› Ich habe gelacht. Er sagte: ‹Du wirst schon sehen›.»
Pierre sollte Recht behalten. Am 25. Juli 2015 heiraten die beiden standesamtlich im Garten des Prinzenpalastes in Monte Carlo. Die Feier findet am 1. August auf der Isola Bella im Lago Maggiore, die der Borromeo-Familie gehört, statt. Von ihrem Mann schwärmt sie 2017 in der italienischen Zeitung in den höchsten Tönen. «Er ist eine sensible und kultivierte Person, er versteht die Dinge im Voraus. Er liest andere Menschen sehr schnell und ist äusserst schlau, er vertritt tolle Werte und hat einen stark ausgeprägten Familiensinn.»
Seine Ader für Kinder kann Casiraghi seit 2017 auch an seinem eigenen Nachwuchs ausleben. Am 28. Februar 2017 wird der erste Sohn von ihm und Beatrice, Stefano Ercole Carlo, geboren. Das zweite Kind, Francesco Carlo Albert, folgt am 21. Mai 2018.
Über die erste Geburt hat Beatrice im Gespräch mit «Corriere della sera» ausführlich gesprochen. «23 Stunden Arbeit» seien es gewesen. Sie habe «gelitten wie ein Hund» – im Kreise ihrer Liebsten. «Alle meine Freunde aus Mailand und meine Familie haben es rechtzeitig geschafft. Der Kreissaal war ziemlich überfüllt!» Die Geburt bezeichnet sie als «wunderschöne Erfahrung – nach der PDA...».
Was ihr älterer Sohn in Zukunft machen will, stellte sie ihm schon kurz nach seiner Geburt frei. «Ich werde ihm alle Schlüssel geben, aber er wird sich schliesslich für einen entscheiden. Ich werde ihm dabei helfen, zu werden, wer er sein will, aber dabei immer an die anderen denken.» Wofür auch immer er sich entscheide, «ich wünsche mir einfach, dass er einen positiven Einfluss auf die Welt haben wird».
In der ersten Reihe der Thronfolge wird Beatrice auch dank ihrer Heirat mit Pierre kaum je sein. Er befindet sich derzeit auf achter Position. Die beiden sitzen allerdings aufgrund von Beatrice' Verbindungen in die Modeindustrie gerne mal in der Front Row und sind geschätzte Gäste in der ersten Reihe an Mode-Events. Kein Wunder: Beatrice stammt aus einer Designer-Familie, ihre Schwägerin Marta Ferri hat ebenfalls ein Label. Sind die beiden gemeinsam unterwegs, unterscheidet sie nichts von einem trendy Bloggerinnen-Gespann.
Doch die wenigen Cüpli-Anlässe, die Beatrice mit ihrem Mann besucht, und ihr Interesse an der Mode füllen den Terminkalender der 35-Jährigen noch nicht. So arbeitet sie nach wie vor als Dokumentarfilmerin und widmet sich noch immer dem Schreiben. Einen fixen Job hat sie zwar nicht mehr. «Aber wenn ich etwas zu berichten habe, schreibe ich.»
Pierre lasse ihr den Freiraum, erklärte sie, und habe sich nie darüber beschwert, dass sie so viel arbeite. Ihre Tätigkeit bei «Il fatto quotidiano» hat sie nach langer Überlegung mittlerweile aufgegeben, weil «das, was ich mir gewünscht habe, nicht in Rom war». Und es gab noch einen anderen Grund. «Ich hätte ja nicht Korrespondentin in Monaco werden können...»