Den Führerausweis machen. Im Tesco Express eine Flasche Wein kaufen. Auch vor dem Gesetz als erwachsen gelten. Ja, der 18. Geburtstag ist der wohl grösste Meilenstein auf dem Weg vom Kind zum oder zur Erwachsenen. Über Nacht ist womöglich nicht alles anders – aber plötzlich vieles erlaubt.
Wo bereits unsereins also dem 18. Geburtstag freudig, aber vielleicht auch etwas nervös entgegengefiebert hat oder noch entgegenblickt, ist die Volljährigkeit für Lady Louise mit einer noch viel grösseren Entscheidung verknüpft als derjenigen, ob sie gleich mit Fahrstunden beginnt oder das noch etwas rausschiebt. Denn nun steht zu ihrem grossen Tag heute die finale Entscheidung bevor, die sich bereits seit Kindheitstagen abgezeichnet hatte: Louise muss sich endgültig entscheiden, ob sie ihren neuen Lebensabschnitt weiterhin als Lady in Angriff nimmt – oder doch als Prinzessin.
Seit ihrer Geburt nämlich trägt Louise keinen offiziellen Titel, obwohl ihr dieser als 15. der Thronfolge zustehen würde. Der Grund dafür liegt in der Erziehung von Prinz Edward, 57, und Gräfin Sophie von Wessex, 56, die bereits nach ihrer Hochzeit verlauten liessen, dass ihre Kinder keine offiziellen Titel tragen würden. «Wir versuchen, sie mit dem Wissen zu erziehen, dass sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Daher haben wir die Entscheidung getroffen, dass sie keine Her-Royal-Highness-Titel tragen», erklärte Sophie vergangenes Jahr in einem Interview mit «The Sunday Times». Auch Louise' Bruder James, Viscount Severn, 13, ist entsprechend kein Prinz – oder eben: noch nicht.
Denn ein Hintertürchen haben der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II., 95, und seine Frau dem Nachwuchs offen gelassen. So können Louise und James selber entscheiden, ob sie doch noch zur Prinzessin und zum Prinzen werden wollen. Diese Titel nämlich stehen ihnen als Enkelkinder der Queen nach wie vor zu, was Sophie und Edward bewusst so eingeplant haben. «Sie können mit 18 selbst entscheiden, ob sie sie verwenden möchten oder nicht.»
Doch zumindest im vergangenen Sommer erachtete es Louise' Mutter Sophie als «sehr unwahrscheinlich, dass sie sich dafür entscheiden werden», sich doch noch einen HRH-Titel verleihen zu lassen.
Denn in den vergangenen fast 18 Jahren hat Louise das Leben ohne HRH-Titel und entsprechend ohne viele royalen Pflichten kennengelernt. Sie ist grösstenteils fernab des Rampenlichts grossgeworden und ist nur zu besonderen offiziellen Anlässen in der Öffentlichkeit erschienen. Bis auf ihr sehr royales Hobby – Louise ist Pferdekutscherin wie ihr verstorbener Grossvater Prinz Philip – ist der Teenager ein ganz normales Mädchen.
Und Louise' bisherige schulische Laufbahn lässt ebenfalls darauf schliessen, dass sie künftig auf eine Karriere fernab des Palasts setzen möchte. Wie Mama Sophie der «The Sunday Times» verraten hat, glaubt sie, dass Louise dereinst die Universität anpeilen wird. «Ich würde sie nicht zwingen, aber wenn sie will, dann soll sie es unbedingt tun», meinte sie. «Sie ist ziemlich schlau, also denke ich, dass sie wahrscheinlich zur Uni gehen wird.»
Louise hat kürzlich die Resultate der AS-Levels erhalten, einer Vorstufe der britischen Maturität. Dabei hat sie die Fächer Englisch, Geschichte, Politik und Drama gewählt. Um die Maturität zu erlangen, die sie zum Besuch einer Universität befähigt, wird Louise ein weiteres Jahr das Gymnasium besuchen.
Ein akademisch eingeschlagener Weg heisst zwar bei Weitem nicht, dass ein royaler Titel undenkbar ist. Louise' Cousinen Prinzessin Beatrice, 33, und Prinzessin Eugenie, 31, etwa haben ebenfalls studiert und sind «normalen» Jobs nachgegangen. Doch im Gegensatz zu ihrer jüngeren Verwandten haben die Töchter von Prinz Andrew, 61, bereits seit immer ein «Prinzessin» vor ihrem Namen stehen. Den Titel nach Jahren damit abzulegen, dürfte dann doch mit einigem Skrupel mehr verbunden sein als die Entscheidung, einen solchen erst anzunehmen, wenn man sich das Leben ohne ihn gewohnt ist.
Denn auch neben ihrer tüchtigen Art ist Louise keine, die das Rampenlicht sucht – nicht einmal bei ihren Freunden auf Social Media. Wie ihre Mutter gegenüber BBC verraten hat, ist sie schlichtweg nicht daran interessiert, ihre Zeit auf Facebook, Instagram, TikTok und Co. zu verbringen. «Ich würde ihr nicht verbieten, darauf aktiv zu sein», erklärte Sophie. «Aber sie hat daran einfach wirklich kein Interesse.» Die Mutter erklärte weiter, dass Louise «sehr privat» sei. «Sie gibt überhaupt nichts über sich preis.»
Dass Louise sich doch noch einen Prinzessinnen-Titel verleihen lässt, wirkt damit tatsächlich eher unwahrscheinlich. Schliesslich würde sie als Her Royal Highness zwangsläufig mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
Mit einem Titel sind denn auch Repräsentationspflichten verbunden, wie Prinz Harrys, 37, und Herzogin Meghans, 40, Beispiel im umgekehrten Sinne zeigt. Sie haben im Frühjahr 2020 ihren royalen Rang aufgegeben und sind von ihrem Ämtern zurückgetreten. Die Queen liess daraufhin verlauten, dass die beiden ihre HRH-Titel nicht mehr für kommerzielle Zwecke nutzen dürfen. Da sie keine repräsentativen Aufgaben mehr für das Königshaus übernehmen, tragen sie ihr Prinzen- und Herzoginnen-Prädikat mittlerweile nur noch als Höflichkeitstitel.