So kennt man ihn eigentlich gar nicht. Punk-Musiker und Tote-Hosen-Frontman Campino (62) erscheint normalerweise in Jeans und T-Shirt. So war seine Outfitwahl – ein Frack – im März 2023 am Staatsbankett im Berliner Schloss Bellevue, wo König Charles (75) und Königin Camilla (77) während ihrer dreitägigen Staatsreise einluden, sehr überraschend. Sie brachte dem 62-Jährigen einiges an Spott ein. Doch das störte ihn überhaupt nicht, wie er nun eineinhalb Jahre später der Deutschen Presse-Agentur erzählt hat.
«Es gibt einfach Dinge, die einem wichtig sind und die man dann tun muss, ganz egal, was es da für einen Shitstorm gibt», so Campino. Der Sänger bezieht sich darauf, dass der Frack «der Dresscode» und es ihm somit «scheissegal» war, «dass sich dann so viele Leute lustig machen über mich». Er fügte hinzu: «Ich wäre da bestimmt nicht in Jeans aufgelaufen. Da hätte ich mich erst recht lächerlich gemacht.»
Keine Zeit für Punk?
Die auf das Outfit ausgerichteten Kommentare waren vor allem durch das Musikgenre von Campino inspiriert. So schrieb ein User unter ein Bild von Campino und Franziska Giffey (46), der Bürgermeisterin von Berlin: «Guten Tag, wir möchten mit ihnen gerne über den Verrat an der Arbeiterklasse und der Musik-Subkultur reden.» Ein anderer User spottet: «Punk is not dead. Punk hat heute nur keine Zeit, weil er im Frack über den roten Teppich zum König muss.»
Dazu steht Campino und erinnert an seine Herkunft: Er ist halb Deutscher, halb Engländer, weswegen ihm dieser Anlass umso wichtiger war – auch wegen seiner verstorbenen Mutter. «Meine Mutter kam 1947 aus England nach Deutschland, als hier alles noch kaputt war. Die Geschichte zwischen diesen beiden Ländern, das schwierige Verhältnis, die feindselige Stimmung in den 60ern, die sich langsam auflöste, dass mit der Zeit wieder Gemeinsamkeiten entdeckt wurden, die Entspannung, sogar die Freundschaft: All diese Dinge bewegen mich natürlich ganz besonders.»
«In diesem Moment habe ich einfach nur an meine verstorbene Mutter gedacht. Die hätte sich sehr gefreut, und deshalb habe ich es gemacht», erklärt Campino. Beim Staatsbankett, das die Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Deutschland und England betonen sollte, fühlte sich Campino deshalb aufgefordert, «meinen Beitrag zu leisten».