Es ist ein glückliches, erfolgreiches Leben, das Charlotte Casiraghi (35) führt. Sie ist Autorin, erfolgreiche Springreiterin und Verlegerin eines Modemagazins. Ausserdem ist sie verheiratet und Mutter von zwei gesunden Kindern. Doch über dem Glück liegt bis heute ein dunkler Schatten. Am 30. Oktober 1990 verlor Charlotte Casiraghi unter tragischen Umständen ihren Vater. Sie war damals gerade einmal vier Jahre alt und Papa Stefano ihr Ein und Alles.
Stefano Casiraghi liebte den Nervenkitzel und die Geschwindigkeit, die er als Offshore-Rennbootfahrer auslebte. Als er vor der Küste seiner Heimatstadt Monaco den Weltmeistertitel verteidigen wollte, kenterte sein Boot bei starkem Wellengang und Stefano Casiraghi verstarb noch auf dem Weg ins Spital. Er war gerade einmal 30 Jahre alt und Vater von drei kleinen Kindern.
In der Öffentlichkeit liess sich die Tochter von Caroline von Monaco (65) ihre Trauer, die sie bis heute begleitet, nicht anmerken und fand besonders in der Literatur Trost. «Der Weg, den Verlust zu überwinden, war lang. Die Bücher haben mir geholfen», offenbart sie nun erstmals dem französischen Kulturmagazin «Les Inrockuptibles». Die studierte Philosophin hat aber nicht nur gelesen, sondern auch Bücher verfasst. Gemeinsam mit ihrem Professor von der Sorbonne, Robert Maggiori, gab sie das Werk «Archipel des Passions» heraus. Darin sind Dialoge zwischen der Schülerin Charlotte und ihrem Professor abgedruckt, welche unter anderem die Frage behandeln, wo die Grenzen oder das Fehlen von Grenzen zwischen den Emotionen liegen – und wie logisch und wie verwirrend sie manchmal sind.
Doch bereits viel früher, nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Vaters, stellte sich die Monegassin ihr Leben existentiell in Frage. «Wenn man in der Kindheit mit einem brutalen Tod konfrontiert wird, ist nichts mehr selbstverständlich. Ich fragte mich: Warum ich? Warum bin ich in diesem Körper? Warum existiere ich?», schildert sie ihr Hadern.
Bis heute hat der Tod ihres Vaters bei Charlotte Casiraghi Narben hinterlassen. «Bei einem Kind, das sehr jung ein Elternteil verliert, zu einem Zeitpunkt, an dem die Erinnerung noch nicht gefestigt ist, bleibt eine grosse Verletzung bestehen, die nicht verharmlost werden darf», ist sie überzeugt. Den Schmerz des Verlustes versuchte sie mit Erinnerungen zu lindern. So hing in ihrem Zuhause lange ein grosses Porträt von Stefano und sein Auto – ein Rolls-Royce – parkte noch Jahre nach seinem Tod in der Garage, so als würde er gleich wieder einsteigen.
Heute denkt Charlotte Casiraghi voller Liebe und Stolz an ihrem Vater zurück, der ihr bis heute Kraft gibt. Sie erzählt abschliessend: «Ich erinnere mich, dass er ein sehr mutiger Mensch war. Vielleicht ist es mein Vater, der mir meinen Mut gegeben hat.»