Eine Flutkatastrophe hat die spanische Region Valencia verwüstet und mehr als 200 Todesopfer gefordert. Beim Besuch des spanischen Königspaars Felipe VI. (56) und Letizia (52) in der besonders betroffenen Stadt Paiporta zu emotionalen Szenen. Eine Anwohnerin namens Alicia sorgte für Aufsehen, als sie Königin Letizia in den Arm nahm und zum Weinen brachte.
Entgegen erster Annahmen wollte Alicia die Königin jedoch nicht trösten, sondern mit ihrem Leid konfrontieren. «Was ich ihr sagte, war, dass sie nichts von dem gesehen hatten, was passiert war, dass sie in die Stadt gehen sollten», erklärte Alicia gegenüber der Zeitung «Las Provincias». Die Schlussfolgerung von Alicia: «Das Unglück hätte vermieden werden können.»
«Ihr seid Mörder!»
Die Frustration der Anwohnerin spiegelt die Wut vieler Betroffener wider. Häuser und Geschäfte wurden von Schlammmassen begraben, tausende Menschen sind ohne Nahrung, Wasser und Hilfe. Rettungskräfte suchen noch immer nach Vermissten in überfluteten Tiefgaragen.
Statt mit Dankbarkeit wurden König Felipe und Königin Letizia bei ihrem Besuch mit rohen Emotionen konfrontiert. Überlebende schilderten ihre traumatischen Erlebnisse, andere bewarfen das Königspaar mit Schlamm und riefen «Mörder!». Letizia wirkte sichtlich überfordert und brach in Tränen aus.
Letizia entschuldigte sich bei den Betroffenen
«Alles, was sie sagen konnte, war ‹Es tut mir leid, es tut mir leid›», erinnerte sich Alicia an die Begegnung mit der Königin. Fast eine Woche nach der Katastrophe kämpfen viele Gemeinden noch immer mit den Folgen. Die offizielle Zahl der Todesopfer liegt bei 217, wird aber vermutlich weiter steigen.
Die Wut der Bevölkerung richtet sich auch gegen die Regierung. Premierminister Pedro Sanchez (52) wurde bei seinem Besuch in Paiporta von wütenden Demonstranten attackiert. Viele machen die Behörden für mangelnde Warnungen und zu späte Hilfe verantwortlich.
Grösster Hilfseinsatz in der Geschichte des Landes
«Was erwarten Letizia? Dass wir ihm Nettigkeiten erzählen?», sagte der 23-jährige Supermarktangestellte Jose Ribelles der Zeitung «Times». Er wirft dem Staat vor, nicht genug für die Opfer zu tun. «Sie wollten uns töten. Das Erste, was man tun muss, ist die Menschen zu warnen, wenn ein Damm kurz davor ist, überflutet zu werden und zu brechen.»
Die spanische Regierung hat inzwischen den grössten Friedenseinsatz von Militär und Sicherheitskräften in der Geschichte des Landes angeordnet. Premier Sanchez räumte ein, dass die bisherige Hilfe nicht ausreiche. «Ich bin mir bewusst, dass die Antwort nicht genug ist, es gibt Probleme und schwere Mängel», sagte er.
Die Aufräumarbeiten werden noch lange andauern. Viele Orte sind weiterhin von der Aussenwelt abgeschnitten. Experten warnen, dass der Klimawandel extreme Wetterereignisse wie diese Flutkatastrophe in Zukunft häufiger und heftiger machen könnte.