Disziplin, Pflichtbewusstsein, Belastbarkeit: Alles Dinge, die man braucht, um ein Land zu regieren. Und doch dürften die Verhältnisse beim spanischen Militär deutlich strenger, rigoroser und festgefahrener sein als am Palast. Wie sich das Leben zwischen Kameraden, Schulbank und Schiessplatz gestaltet, das wird Kronprinzessin Leonor (17) nun erfahren. Vorgestern (17. August) startet die Militär-Ausbildung der spanischen Thronfolgerin an der Academia General Militar de Zaragoza. Wir fassen den neuen Alltag der Tochter von König Felipe (55) und Königin Letizia (50) zusammen.
Die Ausbildung hat wenig mit dem Leben am Palast zu tun
Bisher lebte die Enkelin von Ex-König Juan Carlos (85) und Ex-Königin Sofía (84) im Zarzuela Palast bei Madrid. Ab dem 17. August ist der Militärcampus in Saragossa ihr neues Zuhause. Rund 330 Kilometer entfernt von ihrer Familie gilt für die spanische Thronfolgerin nun ein enorm strenges Reglement. Konkret regeln insgesamt 36 Seiten den Alltag auf dem Campus. Weder offenes Haar, noch Halsketten sind erlaubt. Ohrstecker müssen klein sein, Nagellack muss in unauffälligen Farben gehalten werden. Auch zur «grossen Liebe zum Land und Treue zum König» muss Leonor sich verpflichten. No-Gos sind die Verbreitung von Gerüchten, Neid und Missgunst.
Dass die Einrichtung einer Kaserne eher weniger glamourös sein wird, war zu erwarten. Doch wie schlicht und kahl die Räumlichkeiten in Saragossa gehalten sind, dürfte trotzdem den ein oder anderen verblüffen. Die Kronprinzessin wird ihre Nächte in Mehrbett-Zimmern verbringen. Sichtschutz, Privatsphäre oder Raum für persönliche Habseligkeiten? Fehlanzeige! Auch die Sanitär-Anlagen legen erbarmungslos offen, dass weibliche Befindlichkeiten nur bedingt eine Rolle spielen. In der Kantine des Geländes werden ebenfalls keine Unterschiede gemacht – auch nicht für die zukünftige Königin des Landes.
Was Leonor mit ihrer selbst gewählten Entscheidung an Werten transportiert, dürfte für ihre königliche Zukunft richtungsweisend sein. Mit ihrem Entschluss, sich beim Militär ausbilden zu lassen, zeigt die 17-Jährige ihren Fokus auf Traditionen. Sowohl Leonors Grossvater Juan Carlos als auch ihr Vater Felipe waren nach ihrem Abschluss der Schule bei den Streitkräften tätig. Pflichtbewusstsein, Fleiss, Disziplin und Loyalität – diese Maßstäbe möchte Letizias älteste Tochter mit ihrer Ausbildung setzen. Und: Zwischen hunderten von Kameraden und Kameradinnen bekommt die Schwester von Prinzessin Sofía (16) eines ganz bestimmt nicht: eine Sonderbehandlung.
Mutter Letizia wollte ihre Tochter nicht ins Militär schicken
Bis man sich im spanischen Königshaus über die Vorgehensweise von Leonors Laufbahn einig war, soll es ein längerer Prozess gewesen sein. Laut der spanischen Illustrierten "Lecturas" war es vor allem Königin Letizia, die ein «grosses Unbehagen» bezüglich der militärischen Laufbahn verspürte. Felipe sei hingegen ganz anderer Meinung gewesen, weshalb es zum zwischen den Eheleuten kam. «Es gab Tage, an denen sie nicht miteinander sprachen, Türen zuschlugen und sich anschrien», erzählt Royal-Experte Polar Eyre. Der Fokus auf die Zukunft der Monarchie – mit all den Qualifikationen, die Leonor als zukünftige Regentin mitbringen muss – haben am Ende jedoch gesiegt. Man darf gespannt sein, wann es die ersten Bilder der grazilen jungen Frau in Tarnkleidung und Kampf-Montur geben wird.