Es war ein Ereignis, wie es Russland seit 104 Jahren nicht gesehen hat: Anfang Oktober gaben sich in Sankt Petersburg Grossfürst Georgi Romanow, 40, und Victoria Romanowna Bettarini , 39, das Jawort. Die erste royale Hochzeit in Russland seit 1917. Im Juli 1918 wurde der letzte russische Zar, Nikolaus II., von den Bolschewiki umgebracht, gleich wie seine Frau und die fünf Kinder.
Nur wenigen Mitgliedern der Herrscherfamilie Romanow gelang damals die Flucht aus Russland. Unter ihnen Grossfürst Kirill Wladimirowitsch, ein Cousin des Zaren, der nach Finnland floh. Und später den russischen Thron für sich beanspruchte. Auf ihn folgte sein Sohn Wladimir Kirillowitsch Romanow, der wiederum von seiner Tochter Marija Wladimirowna Romanowa beerbt wurde, die Mutter des jetzigen Bräutigams.
Grossfürstin Marija, 67, lebt bis heute in Madrid, wo 1981 auch ihr einziger Sohn mit Prinz Franz Wilhelm von Preussen, 78, Grossfürst Georgi zur Welt kam. Dieser studierte später in Oxford, lebte eine Zeit lang in Frankreich und war gemäss Gala.de unter anderem im Europäischen Parlament tätig.
Bei einem Empfang in Brüssel lernte er die Italienerin Rebecca Bettarini kennen. 2019 zog das Paar nach Moskau, wo es bis heute lebt. Ein Jahr später konvertierte Rebecca Bettarini zum orthodoxen Glauben, heiratete Grossfürst Georgi standesamtlich und änderte ihren Namen auf Victoria Romanowna Bettarini. Heute ist sie Direktorin der «Russian Imperial Foundation».
Ein royales Leben also, wie es im Buche steht. Entsprechend prunkvoll war auch die Hochzeit, wie Bilder zeigen.
Gemäss Gala.de sollen auch royale Gäste in der Isaakskathedrale in Sankt Petersburg nicht gefehlt haben. Königin Sofia von Spanien, 82, soll zum Beispiel vor Ort gewesen sein. Zusammen mit zahlreichen weiteren Gästen, welche die Hochzeit des russischen Thronprätendent nicht verpassen wollten. Wobei: Ob Grossfürst Georgi tatsächlich Thronerbe wäre, ist umstritten.
Tatsächlich wird Grossfürstin Marija nicht von allen als Oberhaupt akzeptiert, und damit auch nicht ihr Sohn als Thronerbe. So wird von einigen etwa angeführt, dass das Hausgesetz der Romanows keine Frauen in der Thronfolge vorsehen, solange männliche Mitglieder leben. Geht man nach dieser Argumentation, wäre Prinz Andrew Romanoff das Familienoberhaupt, ein heute 98-jähriger, russisch-amerikanischer Künstler und Autor aus einer anderen Romanow-Linie. Und nach ihm dessen ältester Sohn Prince Alexis Andreevich.
Andere wiederum führen an, dass das Hausgesetz der Romanows auch alle Familienmitglieder von der Thronfolge ausgeschlossen sind, die «nicht-ebenbürtige Ehen» geschlossen haben oder aus solchen stammen, worunter sämtliche noch lebende, männlichen Romanow-Erben fallen. Entsprechend gab Patriarch Kyrill I., Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, vor Jahren auch schon bekannt, dass er die Geschichte Russlands in Georgi erhalten sehe. Abschliessend geklärt aber ist die Frage nicht.