Am 31. August 1997, kurz nach Mitternacht, prallt Prinzessin Dianas (1961-1997) Auto im Pariser Alma-Tunnel an den 13. Pfeiler. Sie, ihr Freund, der ägyptische Filmproduzent Dodi Al-Fayed (1955-1997), und der französische Fahrer Henri Paul (1956-1997) sterben an den Folgen des Aufpralls. Gerüchte und Spekulationen um ein mögliches Attentat verbreiten sich rasend schnell. Vor allem Geschäftsmann Mohamed Al-Fayed (93), der Vater des getöteten Dodi, behauptet immer wieder, dass das britische Establishment Diana und seinen Sohn habe ermorden lassen, damit die Prinzen William (40) und Harry (37) keinen arabischen Stiefvater bekämen. Auch viele Fans wollen nicht an einen Unfall glauben.
Beinahe zehn Jahre lang ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft in Paris und London. Ende 2006 entkräften sie in einem über 800 Seiten umfassenden Untersuchungsbericht alle Lügen und Legenden. Das Fazit: Der Tod einer der wohl berühmtesten Frauen der Welt ist auf einen Verkehrsunfall zurückzuführen. Der Fahrer des Wagens war betrunken (1,83 Promille) und stand unter Drogen, als er mit überhöhter Geschwindigkeit versuchte, die zahlreichen Paparazzi abzuhängen. Die zunächst verhafteten Fotografen wurden freigesprochen.
In der neuen Doku «Dianas letzte Nacht - Liebe, Leben, Legende» (2.8., 20:15 Uhr, ZDF) gehen Annika Blendl (41) und Leonie Stade (34) - beide Buch und Regie - sowie Ulrike Grunewald (64) - Idee, Konzept, Redaktion - den spannenden Fragen nach, wer die Paparazzi informierte und welche Zukunftspläne die Königin der Herzen kurz vor ihrem überraschenden Tod eigentlich hatte. Besonders beeindruckend erzählen sie aber auch von den fatalen und dramatischen Stunden nach dem Unfall. Die Leiche von Diana im Krankenhausbett aufgebahrt zu sehen, «war der emotionalste Moment, den ich je hatte», erinnert sich etwa Dianas britischer Chauffeur Colin Tebbutt.
Angestellte, Personenschützer, Journalisten, Fotografen und der Notarzt, der als erster an der Unfallstelle war, geben ihre Erinnerungen und persönlichen Einschätzungen preis. Ausserdem spielen vier Telefonate eine Rolle, die Diana in ihren letzten Stunden führte. In den Gesprächen berichtete die Ex-Ehefrau von Prinz Charles (73) ihren Vertrauten und Freunden über ihre Sommer-Erlebnisse, ihre Pläne mit den Söhnen William und Harry, aber auch über die Veränderungen, die sie seit ihrer schmutzigen Scheidung durchgemacht hatte. Deutlich wird dabei auch der grosse Unterschied zwischen dem öffentlichen Leben und dem privaten Menschen hinter dem schönen rebellischen Megastar.
In den Spielszenen sind Mareile Blendl (46) als Prinzessin Diana, Patrick Pinheiro (45) als Dodi Al-Fayed und Dirk Ossig (51) als Fahrer Henri Paul zu sehen.
Der Tag, an dem Diana und Dodi sterben sollten, war laut der Doku von vielen spontanen Entscheidungen geprägt. Eine der Triebfedern war der mangelnde Personenschutz. Immer wieder wird im Film betont, dass auch Superreiche nicht den gleichen Schutz haben, wie die königliche Familie. «Diana hat sich ihrer Security entledigt. Diese Entscheidung hat sie am Ende das Leben gekostet», glaubt Journalistin Katie Nicholl.
Ursprünglich wollten Diana und Dodi ihren Sommerurlaub auf Sardinien mit einer Nacht in der Stadt der Liebe beenden. Darüber informierte die einstige Königin der Herzen kurzfristig auch ihren Butler Paul Burrell (64) in London. «Sie sagte: Ich komme nach Hause, aber über Paris. Sag den Jungs, ich verspäte mich um einen Tag. Wir verschieben unsere Pläne nur um eine Nacht, mehr nicht», erzählt Burrell in der Doku über den Anruf aus dem Pariser Nobelhotel Ritz.
Dessen Angestellte hatten sich am Morgen des Unfalltages auf zwei prominente Gäste vorbereitet, deren Namen erst kurz vor deren Eintreffen um 16:30 Uhr genannt wurden. «Eigentlich hätte das Hotel weiträumig abgesperrt werden müssen», sagt Dai Davies, der 1997 der Chef des königlichen Personenschutzes war, doch das passierte nicht. Stattdessen erwarteten Paparazzi das Paar schon am Flughafen, obwohl auch dort die Namen erst fünf Minuten vor der Landung durchgegeben wurden. Doch wer hatte sie informiert?
Journalist Richard Kay gibt sich im Film sicher, dass die Informationen aus Dodis Team durchgesickert seien. «Mohamed Al-Fayed musste den Wert dieser Bilder erkannt haben: Sein Sohn und die Prinzessin von Wales steigen aus dem Privatjet, den das Logo des Kaufhauses Harrods ziert. Eine Superwerbung», mutmasst Kay.
Andere Zeitzeugen erzählen in der Doku allerdings davon, dass Diana die Fotografen und Journalisten bereits während der vorangegangenen beiden Urlaubswochen mit Dodi auf der Al-Fayed-Jacht informiert haben soll. «Sie wollte weiter die Titelseiten beherrschen», heisst es. Zum einen soll es ihr um die Provokation des Königshauses gegangen sein. Zum anderen habe sie ihren Ex-Freund, einen Londoner Herzchirurgen, mit dem berühmten Kuss-Foto auf dem Schiff und der damit implizierten Romanze mit Dodi eifersüchtig machen wollen. «Ihr war klar, dass es dieses Foto weltweit auf jede Titelseite schaffen würde», so ihr damaliger Butler.
Telefonate führte sie auch mit ihrer Wahrsagerin und Freundin Rita Rodgers und mit Journalist Richard Kay - ihr letztes Telefonat. Wie er berichtet, soll sie sich Sorgen gemacht haben, weil ihr nach einem Besuch in Bosnien von der Presse politische Einmischung vorgeworfen worden war. Ein No-Go für Royals. Unter anderem soll sie auch davon geträumt haben, in den USA zu leben. «Die Paparazzi in Amerika sind schlimmer als in Europa», warnte Kay jedoch. Sie habe es nicht geglaubt und «eine grosse Veränderung» gewollt ...