Es ist kaum zwei Wochen her, dass Herzogin Meghan ihre traurige Zeit im britischen Königshaus beklagte. Von Mobbing und Rassismus war die Rede und einer wuchtigen Welle an negativer Berichterstattung, die sie beinahe erstickte.
Das abtrünnige Herzogs-Paar hat sich inzwischen vom Acker gemacht, versucht, in der Sonne Kaliforniens ein friedlicheres Leben aufzubauen. Ob das klappt, wird die Zeit zeigen. Aus dem Strudel haben sie sich nun einigermassen erfolgreich befreit und in den USA weht dem Paar ein insgesamt freundlicheres Lüftchen entgegen.
Den Shitstorm hat möglicherweise nun eine andere an der Backe. Hat sich die eine Herzogin mit Pauken und Fanfaren zumindest vordergründig aus dem negativen Berichterstattungs-Loop befreit, muss nun die andere ihren Kopf herhalten. Zwei Beispiele fliegen Kate aktuell um die Ohren: Sie besuchte die Gedenkstätte von Sarah E., der Frau, die auf dem Nachhauseweg ermordet wurde. Sie wollte sich solidarisch zeigen, denn – so liest man – auch Kate erinnert sich daran, wie sie früher mit einem mulmigen Gefühl im Bauch abends nach Hause gehen musste. Eine gute Sache. Doch böse Zungen werfen der Herzogin nun vor, sie zeige sich «pseudosolidarisch» aus reinen PR-Gründen. Und eine Maske habe sie auch nicht angehabt.
Ihr «zweites Vergehen»: Zum britischen Muttertag liessen sie und Prinz William die Kinder Kärtchen basteln. Charlotte gedachte mit ihrem Bastelwerk der Grossmutter, die sie nie kennengelernt hat. Eine süsse Idee, n’est-ce pas? Oder – wie böswillige Frösche quaken – ebenfalls reine PR-Aktion. Die Cambridges müssten ja jetzt zeigen, dass sie keine gefühllosen Mobber seien.
Vielleicht ist hier der Moment gekommen, kurz etwas Distanz zum Ganzen aufzubauen. Ist es wirklich nötig, nun auf Kate rumzuhacken so nach dem Motto «Meghan ist jetzt weg, also next please….?» Das Script für diese Show hat MTV ja bereits in den 90ern geschrieben. Und abgesehen von einigen durchaus witzig-subversiven modischen Entgleisungen sollten wir doch bitte die 90er, ähm, in den 90ern lassen.
Es ist schon so. Catherine scheint sich besser ins Gefüge der royalen Family eingepasst zu haben als Meghan. Sie wirkt recht unaufgeregt, durchaus angepasst und stiehlt niemandem die Show. Sie scheint die Spielregeln, die dieses Leben mit sich bringt, internalisiert und perfektioniert zu haben. Sie setzt sich mit ihrer Kampagne «Early Years» für die frühkindliche Erziehung ein. Unpolitisch, aber mit dem Herz am richtigen Fleck. Stellung bezieht sie kaum.
Beschrieben wird sie als Wunder der Perfektion. Oder anders formuliert: Sie macht ihren Job ziemlich gut. Und ein Job, das ist dieses Herzoginnendasein im Kern.
Warum die beiden Herzoginnen gerne als Antithese zueinander inszeniert wurden, liegt auf der Hand. Das birgt Zündstoff. Man kann die aus der Distanz unterschiedlichen Damen tiptop und ohne viel Aufwand gegeneinander ausspielen. Doch wo dieses Konzept hinführt, haben wir ja nun gesehen im Garten bei Oprah Winfrey.
Was bleibt, ist ein etwas schaler Nachgeschmack: Ist es wirklich nötig, dass, nachdem die eine Herzogin demontiert wurde, nun die nächste dran glauben muss? Denn – und das ist doch im Kern das einzige, was wir alle verbürgt wissen – die Faktenlage ist dünn. Zwar füttern PR-Teams auf beiden Seiten des Ozeans die Öffentlichkeit mit kleinen Snippets oder angeblich «echten» E-Mails, die dies und das belegen sollen, doch was wirklich geschah oder wie Kate und Meghan «wirklich ticken» werden wir nie erfahren.