Als ihre Tochter Charlotte Casiraghi, 35, Anfang Woche die Chanel-Show in Paris hoch zu Ross eröffnet und so alle Blicke der illustren Gäste auf sich zieht, dürfte das ganz nach dem Geschmack von Caroline von Monaco, 65, gewesen sein. Es mag sie an Zeiten erinnert haben, in denen sie als Partykönigin die Ausgangsszene von Paris, Monte Carlo und New York prägte.
Caroline war seit je die vornehmste aller Prinzessinnen gewesen, die schönste, die fraulichste und gleichzeitig die natürlichste. Sie hat das, was man eine gute Haltung, Attitude, nennt. Bis heute gilt Caroline von Hannover (ihr offizieller Titel lautet Caroline Louise Marguerite, Prinzessin von Hannover, Prinzessin von Monaco) als stilvollste Aristokratin mit dem grössten Glamour-Faktor. In der Öffentlichkeit wird sie seit ihrer Kindheit liebe- und respektvoll nur als «Prinzessin Caroline» bezeichnet.
Seit ihrer frühsten Jugend ist es Caroline gewohnt, zu repräsentieren und im Mittelpunkt zu stehen. Sie hat schon als Kind eine Aura aus Perfektion und Natürlichkeit. «Die Prinzessin ist so etwas wie das Wahrzeichen ihres Landes», schwärmt bereits vor Jahrzehnten Karl Lagerfeld. Die Prinzessin und den 2019 verstorbenen Modezaren verband eine lange und sehr tiefe Freundschaft. Lagerfeld sagt einst über Caroline: «Sie ist intelligent, aktiv, sportlich und romantisch. Die Inkarnation einer modernen Frau. Ihre Kultur, ihr Esprit faszinieren mich. Sie ist eine freie, leidenschaftliche Frau mit vielen Talenten. Wäre sie keine Prinzessin, hätte sie in vielen Berufen Erfolg.»
Die Schöne wird gejagt. Von Playboys. Von Paparazzi. Nichts von dem, was sie tut, bleibt unbeobachtet und vor allem nicht unkommentiert. Caroline ist der erste royale Popstar, noch lange vor Diana. Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, hätte Caroline mit Prinz Charles anbandeln sollen. Fürstin Gracia Patricia hofft lange Zeit, dass ihre Tochter eines Tages in eine der führenden Dynastien Europas hineinheiratet. Sie tut alles, um Caroline auf eine so erlauchte Rolle vorzubereiten. Sie schickt sie auf die St. Mary’s School in Ascot in der Hoffnung, dass Königin Elizabeth II. ihre Tochter einlädt. Doch der Hof ignoriert die Anwesenheit der Monaco-Prinzessin, und Prinz Charles nimmt keinerlei Notiz von ihr. Caroline wird zurück nach Frankreich beordert, wo sie ihr Abitur ablegt.
Caroline ist begabt, sie wächst zweisprachig auf, spricht deshalb fliessend Französisch und Englisch. Auch ihr Deutsch und ihr Spanisch sind perfekt. Als Caroline an der Sorbonne in Paris ihr Studium (Politische Wissenschaften, Philosophie, Biologie und Psychologie) beginnt, verbringt auch die Mutter jeweils mehrere Tage in der luxuriösen Wohnung der Grimaldis an der berühmten Avenue Foch. Dort geraten die beiden einmal so heftig aneinander, dass Angestellte danach erzählen, wie Caroline ausruft: «Was du mit mir vorhast, ist unsinnig. Ich pfeife auf Krone und Titel und würde nie eine arrangierte Ehe eingehen. Bitte, lass mich in Ruhe. Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.»
Trotz allen Bemühungen kann es die Mutter nicht verhindern, dass ihre Älteste von der Familie eines mit den Grimaldis befreundeten Rechtsanwalts in die Pariser Gesellschaft eingeführt wird. In kürzester Zeit wird Caroline zu einer der populärsten Figuren des Nachtlebens. Fotos gehen um die Welt, auf denen die stets modisch gekleidete Prinzessin in den Clubs Chez Régine und Castel zu sehen ist, meist mit einer Zigarette in der Hand. Als ihre Eltern erfahren, dass die Tochter mit dem französischen Sänger Julien Clerc flirtet, geht Fürst Rainier fast durch die Decke.
Prinzessin Caroline beherrscht jahrelang die Spalten der Regenbogenpresse – wegen ihres Jetset-Lebens und ihrer Romanzen. Von Jugend an träumt sie von dem Mann, mit dem sie einen stürmischen Liebesroman erleben würde, mit vielen Hochs und vielen Tiefs.
Dass sie diesen Mann ausgerechnet an einer Party von Freunden ihres Vaters trifft – Ironie des Schicksals. Philippe Junot tritt elegant, athletisch und gescheit auf, zumindest in den Augen der 20 Jahre jungen Caroline. Dass der 17 Jahre ältere Investmentbanker als Playboy verrufen ist, ignoriert sie, gibt ihm gegen den Willen ihrer Eltern 1978 das Ja-Wort. Keine zwei Jahre später scheitert die Beziehung.
Zehn Jahre muss die Prinzessin warten, ehe Papst Johannes Paul II. die Ehe annulliert. Ausschlaggebend für seine Entscheidung: ein psychiatrisches Gutachten, laut dem Junot «zum Zeitpunkt der Hochzeit kein Geheimnis daraus gemacht habe, die ehelichen Verpflichtungen im Sinne der katholischen Lehre zu ignorieren».
Die Liebe ihres Lebens trifft Caroline einige Zeit darauf in Stefano Casiraghi. Sie heiraten 1983, bekommen drei Kinder, Andrea, heute 37, Charlotte, 35, und Pierre, 34. Sieben Jahre ist Caroline glücklich, bis zu jenem verhängnisvollen Tag im Oktober 1990, als sich ihr Mann bei einem Bootsrennen das Genick bricht.
Jahrelang bleibts still um die Witwe, bis zu ihrem 42. Geburtstag. Da sagt sie still und heimlich ein drittes Mal Ja – zu ihrem alten Jugendfreund Ernst August von Hannover, heute 67. Mit dieser Eheschliessung erfüllt sich auch der Wunsch von Carolines verstorbener Mutter Grace: Caroline ist nun als Prinzessin von Hannover verwandt mit den englischen, spanischen und griechischen Königshäusern. Obwohl es die Grimaldi-Dynastie seit 700 Jahren gibt, zum engsten Kreis des europäischen Hochadels finden die einstigen Piraten durch einen deutschen Prinzen. Erst die Heirat mit dem adligen Welfen lässt Caroline aufsteigen – zu Ihrer Königlichen Hoheit.