Wie schnell die Zeit doch vergeht – vor allem beim Heranwachsen von Kindern wird einem das oft deutlich vor Augen geführt. Gerade noch klein und zart, ist der Nachwuchs plötzlich gross und kräftig. Das dürfte auch Fürst Albert von Monaco (66) und Fürstin Charlène (46) dieser Tage sehr deutlich bewusst werden, denn ihre Zwillinge Jacques und Gabriella feiern bereits ihren zehnten Geburtstag.
Für das monegassische Fürstenpaar ist es eine Art Vorweihnachtsgeschenk, als am 10. Dezember 2014 ihre beiden Kinder im Centre Hospitalier Princesse Grace de Monaco geboren werden. Im dortigen Kreisssaal erblickt um 17.04 Uhr zuerst Gabriella Thérèse Marie Grimaldi, Prinzessin von Monaco, das Licht der Welt. Unmittelbar darauf, die Uhr zeigt 17.06 Uhr, folgt Jacques Honoré Rainier Grimaldi, Erbprinz von Monaco, Marquis des Baux. So lauten zum einen die kompletten Namen, zum anderen die offiziellen Titel des monegassischen Zwillingsnachwuchses.
Obschon Gabriella die Erstgeborene ist, muss sie dem Zweiten und damit «kleinen» Zwillingsbruder als Thronerben Platz machen. Im Fürstentum gilt die «patrilineare Primogenitur». Tönt kompliziert, bedeutet aber nichts anderes als: Männer haben Vorrang. Im Communiqué des Fürstenpalasts heisst es vor zehn Jahren unmissverständlich: «Prinz Jacques Honoré Rainier, in seiner Eigenschaft als Erbprinz, wird nach historischem Brauch den Titel des Marquis des Baux (en Provence) erhalten.»
Grosses Gedöns für die Kleinen
Kaum geben die Zwillinge den ersten Schrei von sich, donnern von der früheren Festung Fort Antoine 42 Kanonenschüsse (21 für jedes Kind) hinaus aufs Meer. Im Hafen heulen Schiffssirenen, die Glocken von Sainte-Dévote und der Kathedrale von Monaco läuten 15 Minuten, und die Bewohner des Zwergstaates taumeln vor Riesenfreude über ihren Felsen. Die Geburt des kleinen Jacques sichert die Zukunft des zweitkleinsten unabhängigen Staates.
Wie sehr Jacques’ und Gabriellas Papa Albert und vor allem Maman Charlène ihre Kinder seit zehn Jahren liebevoll im Auge haben, macht die Fürstin von Monaco jüngst im Interview mit der französischen «Gala» deutlich. Dort plaudert Charlène aus dem Nähkästchen und gibt Einblicke, wie ernst sie und ihr Mann ihre Verantwortung als Eltern nehmen und was ihnen bei der Erziehung des Nachwuchses wichtig ist.
Denn so klein Jacques und Gabriella eben erst noch waren, so gross sind die Herausforderungen aktuell. «Die Welt von heute ist ganz anders als die, in der wir aufgewachsen sind», hält Charlène fest. Kinder hätten heutzutage viel mehr Kontakt zu Medien und Technik. «Was sie sehen und wie sie Informationen verarbeiten, unterscheidet sich stark von dem, was wir kannten. Ich gebe zu, das ist ein grosser Druck!»
Die zweifache Mutter und ehemalige Spitzenschwimmerin weiss natürlich, dass die meisten sozialen Medien erst ab 13 Jahren erlaubt sind und die Kids dazu noch das Einverständnis von ihr oder Albert benötigen, um sich bei Snapchat, Tiktok, Instagram und Co. registrieren zu können. In drei Jahren werden die Zwillinge das Thema sicher zum Tischgespräch im Palast machen. Und dass Eltern ihre Kinder nicht ewig von den sozialen Medien fernhalten können, ist Charlène bewusst.
Neugierige Gabriella, ruhiger Jacques
Um Gabriella und Jacques eine gute Basis mit auf deren Lebensweg zu geben, verbringe sie viel Zeit mit beiden. Sowohl gemeinsam als auch mit jedem der Zwillinge für sich. «Gabriella ist sehr neugierig», charakterisiert die Fürstin ihre «Älteste». «Sie ist fasziniert von der Welt und dem Leben im Allgemeinen, stellt viele Fragen und verlangt viel Aufmerksamkeit.» Als ihre Maman einmal nur einen Moment unachtsam war, nutzte Gabriella dies, um sich selbst die Haare zu schneiden. Das Experiment ging schief, die kleine Monegassin trug wochenlang extravagant gezackte Ponyfransen. Und bei öffentlichen Terminen kommt es durchaus vor, dass Gabriella ihren Unmut zeigt und grummelig vor sich hinmault.
Ganz anders tritt Gabriellas Bruder Jacques auf. Der Thronfolger, so hält es seine Mutter im Interview fest, sei eher ein aufmerksamer Beobachter. «Er ist zurückhaltend und von Natur aus sehr ruhig.» Auf Bildern wirkt der Kleine oft skeptisch und lauernd, andererseits nimmt er seine Schwester auch gern in den Arm, als ob er sie beschützen wolle. Und als ob er die Gefahren kennt, die auf ihn als künftigen Landesvater warten.
Papa Albert wird ihm und seiner Schwester sicher die Familiensaga der Grimaldis mehr als einmal als Gutenachtgeschichte zum Besten gegeben haben: Demnach klopfte am 8. Januar vor 728 Jahren Francesco Grimaldi, genannt «der Listige», getarnt als Franziskaner an das Burgtor auf dem Felsen am Mittelmeer. Als die Wachen ahnungslos öffneten, machte er sie mit dem unter der Mönchskutte verborgenen Schwert um einen Kopf kleiner. Die Festung fiel in den Besitz der Grimaldis – die Geburtsstunde der heutigen Monaco AG. Und diese übernimmt dereinst der kleine Jacques – wenn er gross ist.