Es war ein wahrlich royales Stelldichein vor einigen Tagen auf Schloss Windsor. Königin Elizabeth II., 94, nahm neue Mitglieder in den «Order of the Garter» auf – unter ihnen auch König Willem-Alexander der Niederlande, 52, sowie König Felipe VI. von Spanien, 51.
Begleitet wurden die beiden Staatsoberhäupter zu diesem wichtigen Anlass von ihren beiden Frauen, Königin Máxima, 48, sowie Königin Letizia. Und natürlich war auch fast der gesamte britische Adel anwesend: So gaben sich auch Prinz William, 37, und Herzogin Kate, 37, Prinz Charles, 70, und Herzogin Camilla, 71, sowie Prinz Edward, 55, und Gräfin Sophie, 54, die Ehre.
So schön das adlige Klassentreffen auf den ersten Blick erscheint – für die Royals selbst kann es schnell einmal zum Stress werden. Zumindest zu Beginn. Denn: Wer muss denn nun vor wem den Knicks oder eine Verbeugung machen?
Herzogin Kate zumindest, so schien es, hatte alle Anstandsregeln vergessen. So beobachteten Zuschauer, wie Kate nach Letizia vor der St. George's Kapelle ankam – und anstatt vor der Königin zu knicksen, an ihr vorbeiging und sich hinter die Königin stellte. Schnell entbrannte auf Twitter eine rege Diskussion – leistete sich hier Kate etwa einen Fauxpas?
Eigentlich sind die Regeln klar: Jeweils derjenige, der im Rang tiefer ist, erweist der anderen Person die Ehre: Männer neigen ein wenig den Kopf und deuten damit eine Verbeugung an. Frauen wiederum machen einen kleinen Knicks.
In Grossbritannien beispielsweise nennt sich diese Reihenfolge «The Order Of The Precedence Of The Royal Family To Be Observed At Court» und setzt sich zusammen aus der Thronfolge – und der Laune der Queen. Aktuell ist diese Reihenfolge:
- Queen Elizabeth II.
- Prinz Philip
- Prinz Charles (ausser im Parlament – dort steht er vor Prinz Philip)
- Prinz Andrew
- Prinz Edward
- Prinz William
- Prinz Harry
Zurzeit noch ausgenommen von der Reihenfolge sind die Kleinsten: Zwar muss sich Prinz George, seit er fünf Jahre alt ist, bereits vor seiner Urgrossmutter verbeugen. Nicht aber seine kleinen Geschwister. Auch muss sich vor ihnen niemand verneigen.
Und die Frauen? Sie ordnen sich etwas komplizierter in die Reihe ein. Herzogin Camilla beispielsweise ist die Frau des Thronfolgers – entsprechend müssen vor ihr alle knicksen. Aber nur, wenn sie auch mit Prinz Charles unterwegs ist. Ist sie alleine unterwegs, müssen die Kinder der Queen etwa nicht vor ihr knicksen, also Prinzessin Anne, Prinz Edward und Prinz Andrew.
Ähnlich wie bei Camilla verhält es sich auch bei Herzogin Catherine und Herzogin Meghan. Sind sie mit ihren Männern unterwegs, muss nach der Rangordnung vor ihnen geknickst oder sich verbeugt werden. Das geht sogar soweit, dass selbst Camilla vor ihnen knicksen muss, sofern sie nicht mit Charles unterwegs ist.
Sind Kate und Meghan jedoch alleine unterwegs, fallen sie im Rang weit runter: Dann müssen sie sogar vor Prinzessin Beatrice oder Prinzessin Eugenie knicksen. Immerhin sind sie Blutsverwandte der Königin, anders als die ehemals bürgerlichen Prinzen-Gattinnen. Untereinander aber steht Kate wegen ihres Mannes höher als Meghan – auch wenn beide «nur» Herzoginnen sind.
Wie aber sieht es denn nun international aus? Also, wenn mehrere Könige oder Prinzessinnen aufeinander treffen. Eigentlich ziemlich ähnlich.
Ein paar Beispiele:
- Kronprinzessin Mette-Marit muss vor Kronprinzessin Victoria von Schweden knicksen – da letztere königlichen Blutes ist.
- Kronprinz Charles muss den Kopf vor Königin Letizia neigen – Königin steht über Prinz.
- Herzogin Kate muss vor Prinzessin Madeleine knicksen – Prinzessin steht über Herzogin.
Diese Regeln gelten aber nur, solange die Männer nicht dabei sein. Sobald Haakon als Kronprinz anwesend ist, sind Mette-Marit und Victoria gleichgestellt. Gleiches gilt für Kate und Madeleine. Und dann? Bei Gleichstellung verzichtet man meist auf einen Knicks. Zum Beispiel, wenn eine Königin auf eine Königin trifft – wie etwa Máxima auf Letizia. Oder Queen Elizabeth auf Margrethe von Dänemark.
Es gäbe zwar noch die Regel, dass die Besucherin oder der Besucher eines Landes sich vor dem Gastgeber verbeugt – das aber bleibt freigestellt. Oder dass man jener Person die Ehre erweist, die schon länger auf dem Thron sitzt. Aber so genau nehmen es die Royals dann doch nicht.
Klar aber ist: Im Falle von Herzogin Kate und Königin Letizia vor einigen Tagen war der Fall ziemlich eindeutig. Herzogin Kate hätte vor der spanischen Königin knicksen müssen – auch wenn deren Männer zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend waren. Kennt sie diese Regel etwa nicht oder hat sie Streit mit Letizia?
Wohl weder noch. Die Erklärung ist viel einfacher: Der Knicks oder die (angedeutete) Verbeugung muss nur einmal am Tag gemacht werden. Und da sich Kate und Letizia an diesem Tag bereits zuvor für einen Austausch getroffen hatten, fiel der Knicks beim zweiten Treffen weg.
Übrigens, solltet ihr jemals in die Situation kommen: Als Privatperson ist man nicht verpflichtet, beim Treffen mit einem Royal zu knicksen oder sich zu verbeugen. Nicht einmal vor der Queen.
So schreibt der britische Hof auf seiner Website: «Es gibt keine obligatorischen Benimmregeln beim Treffen mit der Queen oder einem Mitglied der royalen Familie.» Die Tradition aber sei, dass Männer ihren Kopf leicht beugen und die Frauen einen kleinen Knicks machen. «Andere bevorzugen schlicht, die Hand zu geben.»