In ihrem Film «Royale Paare - Die neue Generation» (26. Mai, 20:15 Uhr, Arte) konzentriert sich Royal-Expertin Julia Melchior auf drei royale Paare, die ihre Monarchien modernisieren müssen. Prinz William (39) und Herzogin Kate (40), König Felipe (54) und Königin Letizia von Spanien (49) sowie Kronprinzessin Victoria (44) und Prinz Daniel von Schweden (48). Neben Gänsehaut-Szenen, die die Royals bei ihren Herzensthemen zeigen - etwa Prinz William bei der Umweltpreisverleihung «Earthshot Prize» oder Kronprinzessin Victoria bei der Gay Gala 2013 -, thematisiert der Film auch einen bisher eher selten beleuchteten Aspekt: Herzogin Kate muss sich darauf vorbereiten, möglicherweise eines Tages Interimsregentin zu sein. Warum, erklärt Julia Melchior unter anderem im Interview mit spot on news.
In Ihrem neuen Film «Royale Paare - Die neue Generation» stehen William und Kate, Felipe und Letizia sowie Victoria und Daniel im Mittelpunkt. Nach welchen Kriterien haben Sie die drei Paare ausgewählt?
Julia Melchior: Im Zuge des Thronjubiläums der Queen wird natürlich viel zurückgeschaut in die Geschichte. Aber für die Zukunftsfähigkeit des britischen Königshauses kommt es jetzt vor allem auf William und Kate an. Sie müssen das Königshaus fit machen für die kommenden Generationen. Das ist eine grosse Aufgabe. Die Monarchie ist auch in Grossbritannien kein Selbstläufer mehr, nur noch 30 Prozent der 18- bis 24-jährigen Briten sind dafür. Das hat auch mit den jüngsten Skandalen zu tun.
In diesem Kontext fand ich es wichtig, in dem Film auch Felipe und Letizia zu betrachten, weil sie vor ähnlich schwierigen Herausforderungen stehen. Sie sind eine gute Referenz, weil sie William und Kate schon einen Schritt voraus sind, denn sie sind ja schon auf dem Thron. Felipe und Letizia arbeiten hart daran, der Staatsspitze wieder zu Glaubwürdigkeit und Ansehen zu verhelfen.
Victoria und Daniel von Schweden wiederum sind ein spannendes Paar, weil die Rollen vertauscht sind. Sie hat den Top-Job und er ist die Person im Hintergrund. Das bildet auch ein modernes Lebenskonzept vieler Menschen in ihrer Generation ab.
Alle drei Paare haben völlig neue Themen für sich gefunden, was der Film mit berührenden Szenen zeigt. Was war für Sie am überraschendsten?
Melchior: Kronprinzessin Victorias Auftritt bei der Gay Gala ist schon herausragend, weil sie damit auch so viel bewirkt hat. Und ihr Engagement für die Gay-Community ist nachhaltig. Letztes Jahr hat sie das noch einmal mit ihrer Eröffnungsrede bei der Stockholm Pride gezeigt.
Aber auch mit Felipes Rede beim Mobile World Congress in Barcelona, der weltweit grössten Telekommunikationsmesse, hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte mich auf das Thema Digitalisierung eingestellt und dann hält er da wenige Tage nach dem Beginn des Ukraine-Krieges eine Rede auf Solidarität, Zusammenhalt und Frieden, die mir wirklich durch Mark und Bein ging.
Neben dem Umgang der Royals mit dem Ukraine-Krieg, dem Umweltschutz und der Schwulen- und Lesbenbewegung erzählt Ihr Film einen weiteren spannenden Aspekt: Herzogin Kate muss sich unter anderem darauf vorbereiten, möglicherweise eines Tages Interimsregentin zu sein. Warum ist das so?
Melchior: Wenn Prinz William als König etwas passieren würde und er amtsunfähig wäre, müsste Kate bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, Prinz George (8), einspringen. Diese Art der Vertretung ist den sogenannten Staatsräten vorbehalten, zu denen immer auch der Ehepartner des Monarchen gehört. So gehörte auch Prinz Philip bis zu seinem Tod im April 2021 dem Staatsrat an. Die Queen als Regentin oder eben eines Tages William als Regent kann die Amtsgeschäfte und Hoheitsrechte an diese Staatsräte delegieren.
Derzeit sind de facto Prinz Charles und Prinz William die Staatsräte - Prinz Harry und Prinz Andrew wären es zwar auch, sie nehmen aber keine offiziellen Termine mehr für die königliche Familie wahr. Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. und der anschliessenden Thronbesteigung von Prinz Charles, wird sich der Staatsrat wieder neuformieren. Und nach Camilla wird irgendwann auch Kate in diesen königlichen Vertreterkreis aufgenommen werden.
In anderen Monarchien ist das ähnlich geregelt. Würde dem König von Spanien etwas zustossen, würde Königin Letizia interimsmässig seine Aufgaben bis zur Volljährigkeit der Thronfolgerin, Prinzessin Leonor, wahrnehmen. In den Niederlanden wäre auch Máxima Interimsregentin geworden, aber inzwischen ist die Thronfolgerin, Prinzessin Amalia, volljährig.
Würde Herzogin Kate diese Aufgabe leichtfallen?
Melchior: Herzogin Kate hat eine grosse Entwicklung gemacht in den zehn Jahren seit der Hochzeit 2011. Es scheint immer, als wäre sie für den grossen Auftritt geschaffen. Es ist aber bekannt, dass es ihr anfangs schwergefallen ist, öffentliche Reden zu halten. In den letzten Jahren ist sie immer aktiver geworden. Sie hat ihren Job richtiggehend gelernt und dadurch mehr Selbstvertrauen bekommen. Diese Rolle braucht einfach Zeit. Und jetzt lässt sich beobachten, wie sie zunehmend aus der Deckung herauskommt. Sie nimmt Ämter an und spricht auch mal Klartext. Ich glaube, dass Sie eine tolle Königin wird.
Wird Herzogin Kate wie Herzogin Camilla eine Queen Consort werden?
Melchior: Bestimmt wird sie auch eine Queen Consort, Königsgemahlin. Das ist traditionell der Titel für die Frau eines Monarchen, also für die königliche First Lady. Es ist aber üblich, von der Königin und nicht von der Königsgemahlin zu sprechen.
Zuletzt kursierten Gerüchte über eine Ehekrise zwischen Victoria und Daniel. Das kommt in Ihrem Film nicht vor. Haben Sie bei den Recherchen trotzdem etwas darüber erfahren?
Melchior: Ja, habe ich. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob ich es noch mit in den Film nehme. Aber als sich herausgestellt hat, dass an den Gerüchten nichts dran ist, haben wir den Film so gelassen, wie er jetzt ist. Einfach, weil die Gerüchte für diesen Film nicht von Relevanz sind. Ich arbeite aber gerade an einem anderen Film über die Rolle der Frau in der schwedischen Königsfamilie, der Anfang August im ZDF ausgestrahlt wird. Und da werde ich das Thema aufgreifen, weil in dem Zusammenhang die Frage, wie man mit solchen Gerüchten umgeht, durchaus wichtig ist.
Wie ist das Gerücht überhaupt entstanden?
Melchior: Das Gerücht hat sich via Social Media verbreitet. Es wurde gezielt gestreut und man weiss auch, aus welcher Ecke es stammt. Als die Gerüchte immer grössere Kreise zogen, haben Victoria und Daniel entschieden, darauf zu reagieren und ein Dementi herauszugeben. Normalerweise gehen die Royals nicht auf Gerüchte und Spekulationen ein, um nicht Öl ins Feuer zu giessen.
Aber in diesem Fall war das anders, ihren Kindern zuliebe. Weil Prinzessin Estelle und ihre Schulkameraden schon lesen können und damit konfrontiert werden. Sie haben zum Schutz ihrer Kinder interveniert. Kurzzeitig zog es dadurch erst recht grosse Kreise, aber inzwischen spricht kein Mensch mehr darüber.