2016 versetzte Kaiser Akihito von Japan, 85, sein Land in Aufruhr. Er äusserte in einer seltenen Videobotschaft den Wunsch, abzutreten. Er sei nun mehr als 80 Jahre alt, seine Kraft lasse nach. In der Tat war er bereits seit längerem gesundheitlich angeschlagen, wurde wegen Prostatakrebs und am Herzen operiert und litt unter grossem Stress.
«Ich bin besorgt, dass es für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen, wie ich das bis jetzt getan habe», sagte Akihito. Manchmal fühle er «verschiedene Einschränkungen», etwa durch seine «körperliche Fitness».
Akihito sprach in der Ansprache an die Nation die Gesetze an, die seine vorzeitige Abdankung jedoch verhindern. Es ist rund 200 Jahre her, als sich zuletzt ein Kaiser noch zu Lebzeiten zurückzog. 2017 wurde daher ein Sondergesetz erlassen, dank dem Akihito Ende April 2019 abdanken und das Zepter seinem Nachfolger, Kronprinz Naruhito, 59, übergeben kann. Diese Gesetzesänderung, die vom japanischen Parlament abgesegnet werden musste, gilt allerdings nur für Akihito.
Für ihre Kaiser hätten die Japaner fast alles gemacht. Denn Akihito war so nahbar wie kein anderer japanischer Kaiser vor ihm. Er war der erste Tenno - so lautet der Titel des japanischen Herrschers -, der sein Amt nicht mehr als Gott antrat. Seinem Vater, dem 1989 verstorbenen Kaiser Hirohito, wurde der göttliche Status nach dem Krieg am 1. Januar 1946 in einer sogenannten «Menschlichkeitserklärung der Göttlichkeit des Kaisers» aberkannt.
Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei («Frieden schaffen») trägt, etablierte die Rolle des Kaisers als «Symbol des Staates». Er setzte sich gemeinsam mit seiner Frau, Kaiserin Michiko, 84, unermüdlich für die Menschen ein, machte Opfern von Naturkatastrophen Mut, besuchte Altenheime und Einrichtungen für Behinderte. Auch auf internationalen Reisen präsentierte sich Akihito als ein würdevolles Symbol seines Landes.
Während seiner Herrschaft brachte Akihito immer wieder seine pazifistischen Ansichten zum Ausdruck - ganz im Gegensatz zum Japan unter seinem Vater, das für einen aggressiven Expansionismus Japans bekannt war. Einen Einfluss auf die Politik hatte Akihito - und der Kaiser per se - jedoch nicht.
Er nimmt lediglich repräsentative Aufgaben im In- und Ausland wahr. Eine dieser Aufgaben war es unter anderem, den damaligen US-Präsidenten George H.W. Bush auf dem kaiserlichen Tenniscourt in Japan herauszufordern. Der Amerikaner hatte keine Chance, Akihito - angefeuert von seiner Frau - siegte in zwei Sätzen 6:3, 6:3. Allerdings ist unklar, ob der Präsident sich aus Höflichkeit seinem Gastgeber gegenüber geschlagen gab oder ob Bush tatsächlich unterlag.
Auf dem Tennisplatz begann auch die Liebe von Akihito und seiner Frau. 1957 lernten sie sich beim Spiel kennen. Bereits ein Jahr später folgte die Verlobung. Am 10. April 1959 gab sich das Paar schliesslich das Jawort. Michiko war die erste bürgerliche Frau, die in die über 2500 Jahre alte kaiserliche Familie einheiratete.
Im nächsten Teil erfahrt ihr mehr über den neuen Kaiser Japans.