Über Jahrhunderte war das imposante Stockholmer Schloss der Hauptwohnsitz der schwedischen Königsfamilie – bis die Royals in den 1980er Jahren beschlossen, umzuziehen. Aber warum? Ist das Schloss in Drottningholm etwa schöner? Grösser? Oder wurden König Carl Gustaf (76) und Co. von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht? Letzteres könnte man sich durchaus vorstellen, denn vor den Schlossmauern wurde nun ein grausiger Fund mit doch recht faszinierendem Hintergrund entdeckt. Rund 300 Leichen sollen unter den Pflastersteinen vor dem Palast liegen – knapp 50 bis 60 Zentimetern unter den eigenen Füssen.
Das enthüllte nun eine zweiteilige schwedische Dokumentation namens «Kungliga Slottet», zu deutsch «Das Königliche Schloss», in der König Carl Gustaf, seine Tochter Kronprinzessin Victoria (44) und seine Schwester Christina Magnuson (78) den ehemaligen Wohnsitz der Familie besuchten. Während Victoria im Inneren des Schlosses mit rund 600 Zimmern über sieben Stockwerke verteilt die Rückseiten der alten Tapeten zeigt – «Man sollte Tapeten nicht anfassen, aber wenn man vorsichtig ist, ist es toll, die Rückseite zu sehen, weil man alle Geheimnisse erkennen kann», sagt sie dabei –, erzählt sie, dass diese Geheimnisse etwa die Reparaturen am Schloss sind, die über die Jahrhunderte durchgeführt wurden. Die Zuschauer und Zuschauerinnen bekommen zudem die goldenen Hallen und finsteren Kellergewölbe zu sehen – ein Schloss, das vor Geschichte und Prunk nur so tropft.
Auch Schlossverwalter Erik Kampmann kommt auf die Geschichte des Palastes zu sprechen, aber die wird sehr schnell etwas düster. Denn Kampmann berichtet, dass das Schloss 1697 komplett abbrannte – just in dem Moment, in dem es umgebaut werden sollte. Ein schlechtes Omen? War das Schloss verflucht? Denn möglicherweise haben die Leichen auf dem alten Friedhof nebenan sich in ihrer Totenruhe gestört gefühlt. 1754 wurde der Bau des Schlosses allerdings beendet und als Hauptsitz der Könige bewohnt.
«Dieser Friedhof stammt aus der Gründungszeit Stockholms, und wir halten es für möglich, dass die ersten Überreste der Menschen, die hier liegen, aus dem 14. Jahrhundert sind. Es könnte sogar sein, dass wir bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen und der Friedhof im 16. Jahrhundert nicht mehr genutzt wurde», sagt der Schlossverwalter. Vielleicht war es als Zeichen aus dem Jenseits zu deuten, dass der Bau im 17. Jahrhundert niederbrannte, denn ein ganzes Schloss auf dem Grund und Boden von Toten zu bauen, wirkt doch etwas respektlos. Es hätte in ganz Stockholm doch bestimmt auch einen anderen Ort gefunden?
Es ist aber auch denkbar, dass schon im 13. oder 14. Jahrhundert eine Burg dort gebaut wurde und der Friedhof ein Teil davon war. Stockholm wurde um diesen Zeitpunkt immerhin gegründet, da brauchte man eben auch einen Friedhof. Zu dem Grundstück gehörte dann wahrscheinlich auch eine Kirche, vielleicht sogar ein Kloster.
Das alles würde erklären, wieso genau dort das Schloss stand und im 17. Jahrhundert renoviert werden sollte. Warum die königliche Familie in den 1980er Jahren allerdings umzog, ist nicht bekannt. Vielleicht war das Schloss Drottningholm familienfreundlicher, vielleicht spukte es aber im Stockholmer Schloss auch und König Carl Gustaf und Königin Silvia (78) wollten ihren Kindern eine Umgebung ohne böse Schlossgespenster und spukende Wikinger bieten. Ob die Eltern ihren Kindern Gruselgeschichten über das alte Schloss erzählten?
Derzeit müssen sich die schwedischen Royals aber zum Glück keine Sorgen um Gespenster machen, denn sie geniessen gerade eine Auszeit an der Côte d'Azur. Bei so viel Sommersonne hat man aber auch wirklich keine Zeit, sich von Geistern aus der Vergangenheit einholen zu lassen.
Das Stockholmer Schloss wird heute immer noch benutzt, auch wenn es nicht mehr der Hauptwohnsitz der Familie ist. Es dient aber nach wie vor als Bürogebäude und wird für offizielle Anlässe und Zeremonien immer noch gerne besucht. Teile des Schlosses können besichtigt werden und im Inneren findet man mehrere Museen. Mit dem neuesten Fund des Friedhofs und der rund 300 Leichen könnte das Schloss eine durchaus eine weitere Touristenattraktion aufnehmen: eine Geisterführung durch das Stockholmer Schloss – aber bitte ruhig bleiben, damit man die Toten vor den Schlosstoren nicht stört.
Die Dokumentation «Kungliga Slottet» ist auf dem Video-on-Demand-Dienst «SVT Play» zu sehen.