Meghan «Duchess of Sussex» Markle geht als unfreiwillige Königin der Schlagzeilen in die Geschichte ein. Allerhand musste sie sich in den vergangenen Jahren anhören. Was sie «falsch» gemacht hat? Nun, sie hat sich in einen Prinzen verliebt. Inzwischen aber wissen wir, dass das nur im Märchen gut kommt (selbst wenn die ungefragte Küsserei der Märchenprinzen nach modernen Standards etwas irritiert).
Nachdem man der Amerikanerin nach der Verlobung für kurze Zeit Potential als «frischer Wind im Königshaus» zugestanden hatte, gings steil bergab. Schnell war die Verlobte und spätere Ehefrau von Prinz Harry als «Duchess Difficult» abgestempelt. Ihr Vergehen? So genau weiss das eigentlich niemand. Vermutlich hat sie Dinge einfach anders angepackt, als ihre Vorgängerinnen. Das liegt so in der Natur der Sache bei diesem «frischen Wind» – er bläst nicht zwingend in die altbekannten Ecken. Er ist ja frisch.
Es gibt nicht nur Meghan in dieser Ehe
Nach einigen Jahren öffentlichen Mobbings und unfairen Anschuldigungen zog das Paar die Reissleine. Es verabschiedete sich aus dem Senior Royal-Dienst und zog erst nach Kanada und dann in die USA. Der «Megxit» war perfekt. Es kann ja nur die Frau dahinter stecken, das Narrativ der «evil Witch» war längst gestrickt. Dass Harry dabei ähnlich dümmlich wirkt, wie die Märchenprinzen, die sich von der lediglich kolportierten Schönheit ihrer Angebeteten getrieben, in Todesgefahr begeben, das geht dabei gerne vergessen. Auch in Meghans Ehe gibt es zwei Erwachsene.
So kam es dass es etwas stiller wurde um die beiden. Im Prinzip hätte das so manchen Royal-Kritiker doch beruhigen müssen. Die «Gefahr für die Monarchie» durch eine Einzelperson schien gebannt. Doch zu viel Ruhe ist dann halt auch nicht gut. Und deshalb kam es zu diesem faszinierenden Vorfall: Da soll die Meghan aus dem fernen Los Angeles via Geburtsurkunde ihres Sohnes Schwägerin Kate ans Bein gepieselt haben. Der Grund: Meghan habe ihre Vornamen aus dem offiziellen Dokument entfernen lassen. Und - Gott behüte - Catherines Vorname steht bei ihren Kindern angeblich noch drin.
Wer nun auf dem Schlauch steht, sei herzlich willkommen im Club. Warum dies ein Seitenhieb sein soll, haben auch wir nicht ganz verstanden. Und doch fühlte sich das Büro Markle dazu verpflichtet, eine kurze Replik zu verfassen. Cool und souverän lässt die Herzogin via Sprecherin ausrichten, dass dies auf Wunsch des Palastes geschehen sei. Denn welche Mutter würde schon freiwillig ihren Namen aus der Geburtsurkunde der Kinder gelöscht haben wollen?
Es sind diese durchaus fiktiv konstruierten Probleme, die nachdenklich stimmen. Das ist nicht mehr einfach nur ein «Spass» oder ein neues Kapitel in der Reihe «die wollte ja berühmt sein, jetzt muss sie auch mit der Schattenseite leben». Das Thema ist viel grösser.
Oder wie die britische Aktivistin und TV-Moderatorin Jameela Jamil das Muster in inzwischen vielen Insta-Posts beschreibt: Erst wird eine Frau hochgejubelt und dann langsam und stetig demontiert. Sie sieht in dieser Mechanik ein Symptom für systemischen Sexismus, den auch Meghan immer wieder britischen Medien zur Last gelegt hat.
Unlängst sprach auch die vor einigen Jahren in Hollywood in «Ungnade» gefallene Katherine Heigl offen über ihre Erfahrungen mit dieser Art von öffentlichem Diskurs. Die aus der US-Serie «Grey’s Anatomy» bekannte US-Schaupielerin hatte – wie sie selbst sagt – vor einigen Jahren ein paar Bemerkungen gemacht. Das zog immer grössere Kreise – bis Heigl den Stempel «schwierig» aufgedrückt bekam und kaum mehr Rollen erhielt.
Schalten wir zurück ins Hause Sussex. Was treiben die zwei denn aktuell so? Sie arbeiten, suchen neue Job-Möglichkeiten. Sie müssen Geld verdienen, wie alle anderen auch. Doch das Paar muss sehr viel mehr Geld verdienen als unsereins, ihr Lebensstandard ist ja doch etwas teurer als der einer Durchschnittsfamilie. Macht das Meghan nun geldgierig? Oder akzeptieren wir, dass das Paar einfach anders lebt. Wir wagen zu behauptet, dass selbst die Sussexes vermutlich gerne ohne millionenteure Security-Guards leben würden. Dass sie selbige aber brauchen, ist nicht ihre Schuld.
Halten wir also fest, dass Meghan-Mobbing auch ein Jahr später noch nicht ok ist. Und hoffen, dass es in Zukunft nicht ihr, sondern systemischem Sexismus an den Kragen geht.