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Nach dem royalen Rückzug

Meghans Märchen ist vorbei 

1,5 Milliarden Menschen schauten sich im Mai 2018 an, wie Harry und Meghan den Bund fürs Leben schlossen. Sie wähnten sich im Märchen. Die Realität hat nun auch diese Ehe eingeholt.  

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WINDSOR, UNITED KINGDOM - MAY 19: Britain's Prince Harry, Duke of Sussex and his wife Meghan, Duchess of Sussex leave from the West Door of St George's Chapel, Windsor Castle, in Windsor on May 19, 2018 in Windsor, England. (Photo by  Ben STANSALL - WPA Pool/Getty Images)

Im Mai 2018 war märchenmässig noch alles auf Kurs. Nun mögen Harry und Meghan royalmässig nicht mehr.

Getty Images

Es passiert den besten Eltern. Standardfrage an kleine Kinder: «Ja, was möchtest du denn mal werden, wenn du gross bist?» Und ja, ziemlich oft antworten kleine Mädchen: «Prinzessin dänk!» Was sich schlau fühlende Erwachsene darauf antworten? «Nun, aso, ähm, das geht jetzt nicht soo einfach. Astronautin klingt doch auch cool, nicht?» Und dann kam Meghan Markle.  

2018 hat sie in die englische Königsfamilie eingeheiratet (streng genommen ist sie ja keine Prinzessin. Jetzt spalten wir hier aber bitte keine Haare Freunde, ja?) Logischerweise wissen die sich schlau fühlenden Eltern, dass sie den Prinzessinnen-to-be in ihrem Leben die Heiraten-Option knallhart verschwiegen haben. Aber eben. Es gibt sie. Und deshalb fühlte sich die Hochzeit von Meghan und Harry am 19. Mai 2018 auch wie die Erfüllung eines kollektiven Kleinmädchen-Traums an. Einige von uns wollten vielleicht irgendwann auch mal Prinzessin werden. Das emotionale Band zur Markle war demnach schnell geklöppelt. 

Prince Harry, Meghan Duchess of Sussex during Trooping the Colour ceremony, marking the monarch s official birthday, in London.

Mit dem Prinzen in der Kutsche ins Glück: So erfüllte sich Schauspielerin Meghan Markle ihren Kleinmädchen-Traum.

Dukas
Märchen geht in der Wirklichkeit baden 

Immerhin basiert der Erfolg einer ganzen Sparte belletristischer Literatur auf diesem simplen Prinzip. Normalo-Mädchen lernt mega schönen (und üblicherweise sehr athletischen) Prinzen/Hollywoodstar kennen. Es folgen ein paar Konflikte – und zum Schluss immer der romantische Ritt in den Sonnenuntergang des Lebens. Diese literarischen Meisterwerke sind nicht nur eine wahnsinnig einfältig-schöne-entspannende Strandlektüre, sie sind ziemlich erfolgreich.  

Und Meghan Markle hat dieses Märchen in die Wirklichkeit geholt. Die Storyline ist natürlich nicht ganz so einfach – sie war ja selbst schon erfolgreich. Sie hat schlicht – wie im Märchen – ihren Prince Charming gefunden. UND DANN IST DER AUCH NOCH EIN ECHTER PRINZ, der Harry. Win-Win! Doch weil die Welt kein perfektes Märchenschloss und Meghan Markle jetzt auch kein hilfloses Schneewittchen ist, kams ein bisschen anders: Der Harry und die Meghan die mögen nicht mehr. Sie haben soeben ihren Job (zumindest teilweise) gekündigt. Sie möchten keine Royals mehr im klassischen Sinn sein. Sie wollen – das legt ihr Kündigungsschreiben via Instagram nahe – Gutes tun. Und finanziell unabhängig von der königlichen Familie werden.  

Kategorisieren wir die Untertanen in Gruppen  

Damit schreiben die ehemaligen Mitglieder der «Fab Four» (Kate, William, Harry und Meghan) das Märchen um. Und die Reaktionen sind mannigfaltig wie ein Blick auf die tausenden Kommentare zum Post zeigt. Es gibt im Prinzip drei Reaktions-Gruppen: Gruppe eins macht Meghan zur Yoko Ono der Royals. Die wahren «Fab Four» sind ja nun mal die Beatles. Und treue Fans sind immer noch überzeugt: Yoko Ono (die Ehefrau von John Lennon) hat die Beatles auseinandergebracht. Und jetzt hat Meghan einen Keil zwischen Harry und die Family getrieben. Sie ist die neue Yoko Ono. Völlig logisch. Harry spielt in diesem Szenario übrigens den Hampelmann (oder eine dieser chinesischen Nick-Katzen, die oft in Taxis vorne vor sich hin wackeln). 

Gruppe zwei findet: «Gut sind die weg, eh zu teuer. Müssen sie das Geld, was WIR für die Renovation ihres Hauses bezahlt haben, jetzt zurückzahlen?» Die grösste Gruppe ist die dritte: Die freuen sich für Harry und Meghan. Beglückwünschen sie zu diesem Schritt und zeigen Verständnis in allen Farben eines funkelnden Kaleidoskops. Immerhin die grösste Gruppe. Trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack. Für zwei substanziell grosse Gruppen ist Meghan nicht mehr die Prinzessin. Sondern die böse Königin, die dem armen Schneewittchen an den Kragen will. Das Schneewittchen ist hier übrigens Harry. Der ist ja im Maximum königliche Manövriermasse.  

Die frühe Neuzeit will ihre Hexen zurück. Thanks. 

Das ist unfair beiden gegenüber. Mal abgesehen davon, dass wir sowieso nicht wissen, was passiert ist (vielleicht wollte ja auch Harry unbedingt und die Meghan hat ihn davon abhalten wollen), macht dieser Gedankenstrang Harry zu einem durchaus dümmlichen Einfaltsprinz und mit Meghan als scharf kalkulierender Strippenzieherin reziklieren wir hier den selbst literarisch durchaus veralteten Topos der Frau als Hexe. Diese Kausalkette (Frau eh immer böse) führt die Hexenverfolgung ab der Frühen Neuzeit ziemlich brutal ad absurdum. 2020 sollten wirs doch besser wissen und nicht die einfachste Route nehmen. 

Deshalb gründen wir hiermit eine vierte Gruppe: Die Meghan-Mobbing-ist-total-langweilig-und-gegen-den-Zeitgeist-Gruppe. Wir glauben daran, dass informierte Menschen, informierte Entscheidungen treffen. Dass es in diesem Spiel weder eine Hexe, noch einen Einfaltsprinz/eine Nick-Katze aus dem Asia-Shop gibt. Sondern im Kern eine junge Familie, die schlicht andere Pläne mit ihrer gemeinsamen Zukunft hat. Harry und Meghan möchten offenbar, dass ihr Sohn einigermassen entspannt aufwächst. Wie sich die Öffentlichkeit gegenüber Meghan verhält, hat bei Harry vermutlich alte Wunden aufgerissen. Geschichte soll sich dafür einmal bitte nicht wiederholen. 

Das Happy-End gibt es vielleicht trotzdem: Auf einer Skala von 1 bis 10: Was bringt der Menschheit mehr – eine Meghan und ein Harry, die irgendwo Schleifen durchschneiden? Oder eine Meghan und ein Harry, die sich für das einsetzen, was ihnen angeblich wichtig ist: Gutes und Gemeinnütziges leisten. Letzteres klingt jetzt nicht soooooo verkehrt, oder? 

Von Bettina Bendiner am 9. Januar 2020 - 20:39 Uhr