«Wir werden uns wiedersehen!» Mit diesen Worten spricht Queen Elizabeth II., 94, Anfang April im TV ihren Landsleuten Mut zu. Seit der Osteransprache ist die Königin im Schloss Windsor auf Tauchstation. Thronfolger Charles, 71, verschanzt sich nach der Genesung von Covid-19 auf seinem schottischen Anwesen Balmoral. Prinz Harry, 35, hat sich mit Meghan, 38, und Baby Archie, 1, über den Grossen Teich davongemacht.
Wirkliche Präsenz der britischen Monarchie zeigt in diesen Tagen einzig Prinz William, 37. Für den zweiten Thronfolger eine verantwortungsvolle Aufgabe, seine Qualitäten als zukünftiger König unter Beweis zu stellen. Weltkriegsveteran Captain Tom Moore, 100, der in der Corona-Pandemie mit einer eindrucksvollen Spendenaktion zu einem Volkshelden wurde, nennt William einen «Super-Prinzen».
William, der Super-Prinz! Ihm allein fällt in diesen Tagen die Aufgabe zu, das Königshaus positiv im Gespräch zu halten. Keine leichte Aufgabe. Aber William hat in «Grandma», wie er Queen Elizabeth II. liebevoll nennt, ein grossartiges Vorbild. Deren Maxime «Ich muss sichtbar sein, um glaubwürdig zu bleiben» verfolgt er seit Ausbruch der Corona-Krise konsequent.
Und so bekommen die Briten William der- zeit regelmässig in sozialen Medien zu sehen: In der Corona-Krise zeigt er sich mit seiner Familie jeweils donnerstags auf der Türschwelle seines Hauses, um Ärzten und Pflegepersonal zu applaudieren. Mit Gattin Kate, 38, postet er an den Geburtstagen ihrer Kinder Louis, 2, und Charlotte, 5, lustige Fotos – und gratuliert öffentlich zum ersten Wiegenfest seines Neffen Archie.
Am meisten Lob aber bringt Prinz William sein Auftritt in der BBC-Show «The Big Night In» ein – in einem Videosketch mit TV-Ikone Stephen Fry, 62. Der Thronfolger nimmt sich dabei selbst auf die Schippe und erfreut damit das Königreich mit der Erkenntnis, dass ihr künftiger König auch eine gehörige Portion britischen Humor besitzt. Lange Zeit galt er als langweilig und eher schüchtern, aber nach diesem Auftritt adelt ihn sogar die altehrwürdige Tageszeitung «The Telegraph» mit dem Attribut «beeindruckend».
Eindruck macht William auch vor zwei Wochen in der einstündigen BBC-Doku «Football, Prince William And Our Mental Health». Offen spricht er da von «überwältigenden Gefühlen» nach der Geburt seiner Kinder, gibt zu, diese als «wunderbar, aber auch beängstigend» empfunden zu haben. William zeigt Mitgefühl – und er nimmt Anteil am Leid und an der Not anderer. So senden er und Kate via Twitter Genesungswünsche an Premier Boris Johnson, 55, als der mit Covid-19 im Spital liegt.
Und: Als Schirmherr des National Emergencies Trust, der Millionen Pfund an Wohltätigkeitsorganisationen verteilt, die am stärksten von Corona betroffen sind, macht William Mut. Im Gespräch mit einer Dame einer karikativen Tafel in Yorkshire, die Essen ausfährt, sagt er: «Ich denke, Grossbritannien zeigt sich von seiner besten Seite, wenn wir uns in einer Krise befinden. Wir ziehen alle an einem Strang, und dieser Gemeinschaftsgeist und dieses Gemeinschaftsgefühl kommen schneller zurück als alles andere.»
Die Queen weiss um die Qualitäten ihres Enkels. Und um die von Williams Ehefrau. Herzogin Kate agiert an der Seite ihres Mannes unauffällig verhalten. Sie geniesst den Ruf, materiell bescheiden zu sein, macht bei öffentlichen Auftritten einen sattelfesten Eindruck, scheint entspannt – und glücklich dazu. Im Videochat mit dem britischen Morgenmagazin «Star» plaudert sie kürzlich über den royalen Alltag während des Lockdown.
Ihr Tag beginnt damit, die Schulaufgaben, die die Lehrer für George und Charlotte schicken, herunterzuladen. Sie und William sitzen abwechselnd dabei, während ihre Kinder die Aufgaben lösen. Zudem helfen die Kids ihrer Mutter beim Wäschezusammenlegen und Hundefüttern. Wie ihr Gatte sorgt Kate bis heute für keine einzige Negativschlagzeile. Sie weiss: Der Star ist der Prinz und nicht die Prinzessin.
Genau das lebt Kate – und es ist exakt das, was die Queen von ihr erwartet. Vielleicht auch eine Strategie, die dazu führen könnte, dass William einst nach dem Tod der Queen gleich den Thron erbt – statt Charles. Prinz William gilt als mindestens so beherrscht und besonnen wie sein Vater. Da- zu kommt, dass er so charmant und offen wie seine früh verstorbene Mutter Diana ist. Nie beansprucht er einen Sonderstatus für sich. Als er vor seinem Kunstgeschichte- und Geografiestudium für ein soziales Projekt in Chile arbeitet, schrubbt er sogar WC.
Wer sich nicht zu fein ist, Klobürsten zu schwingen, darf auch das Zepter in die Hand nehmen. Royal-Experte Nigel Cawthorne, 69: «Es ist vernünftig, dass Prinz William als Statthalter der Queen agiert.» Gerade auch während einer Krise sei die Präsenz der königlichen Familie von grosser Wichtigkeit. «Die Regierung wird immer wollen, dass das Staatsoberhaupt oder ein Vertreter verfügbar ist, wenn es um den Besuch ausländischer oder diplomatischer Würdenträger geht», so Cawthorne.
Bei der gegenwärtigen Abwesenheit der Queen handelt es sich um die längste Abstinenz ihrer 68-jährigen Regentschaft. Royal-Experte Andrew Morton, 67, befürchtet sogar, die Königin werde möglicherweise nie wieder öffentlich auftreten. «Es ist schrecklich traurig. Aber es wäre viel zu riskant für die Queen, damit anzufangen, regelmässig Leute zu treffen.»
William ist mit seiner geliebten «Grandma», die in Windsor in Isolation sitzt, via Videocalls verbunden. So sieht sie zum einen, wie ihr Enkel seine Kinder George und Charlotte beim Homeschooling auf dem Landsitz Anmer Hall in Norfolk unterrichtet, und kann William zum anderen selbst den einen oder anderen Rat für sein Auftreten in der Öffentlichkeit geben. Statt nur der Enkel von Elizabeth II. und der Zweite in der Thronfolge zu sein, ist William nun zum Statthalter der Queen aufgerückt. Er vertritt sie in der Krise. William ist der Super-Prinz.