Einst war Prinz Harry (37) das schwarze Schaf der royalen Familie, doch seit einiger Zeit hat Prinz Andrew (62) diese Rolle übernommen. Seit er vor Gericht wegen eines Missbrauchs-Skandals im Zusammenhang mit Jeffrey Epstein stand, ist der Ruf des Prinzen ruiniert. Doch nicht nur das: Er musste all seine Schirmherrschaften und militärischen Titel ablegen, er wurde von seinem Bruder Prinz Charles (73) aus Schloss Windsor verbannt und ist bei öffentlichen Anlässen der königlichen Familie nicht mehr willkommen.
Aus diesem Grund wurde lange spekuliert, ob Andrew an der Gedenkfeier für seinen verstorbenen Vater Prinz Philip († 99) teilnehmen wird. Das tat er, aber mit mehr Aufsehen, als wohl den meisten Beteiligten, allen voran Prinz Charles und Prinz William (39) recht gewesen wäre. Denn ausgerechnet Andrew begleitete seine Mutter, Queen Elizabeth II. (95), höchstpersönlich in die Westminster Abbey zum Gottesdienst. Sein Bruder und sein Neffe würdigten ihn keines Blickes und auch im Volk dürfte der Aufschrei gross gewesen sein, denn mit seiner Anwesenheit überschattete er nicht nur die Feier zu Ehren seines Vaters, sondern zog auch noch alle Aufmerksamkeit auf sich, sodass es wirkte, als ginge es weniger um Philip als um Andrew.
Der richtige Weg für Andrew, um der Welt zu zeigen, dass er es bereut, den Namen seiner Familie so durch den Dreck gezogen zu haben, wäre wohl gewesen, entweder erst gar nicht zur Gedenkfeier zu erscheinen, oder aber alleine durch den Nebeneingang einzutreten und sicher zu stellen, dass er auf keinem Foto zu sehen ist. Das hätte auch bedeutet, nicht in der ersten Reihe beim Gottesdienst zu sitzen. Aber die Entscheidung wurde ganz offensichtlich nicht von Andrew alleine getroffen.
Stattdessen stolzierte er an der Seite seiner Mutter in die Westminster Abbey und dies auch noch ausgerechnet nachdem er in eine Geldwäsche-Affäre verwickelt hätte sein sollen, wie die britische «Sun» berichtet.
Die Queen hat mit Sicherheit mitentschieden, dass ihr Lieblingssohn – ja, richtig, ausgerechnet Andrew ist ihr Liebling – sie in die Kirche begleitet. Und auch für das Jubiläumswochenende im Juni wurde von den beiden bereits beschlossen, dass Andrew sie erneut begleiten wird und zwar nicht nur zu irgendeinem Event, sondern zum weltweit bekannten Pferderennen Epsom Derby. Ist es weise, das schwarze Schaf der Royal Family mit an öffentliche Auftritte zu nehmen, nachdem ihm die Titel entzogen wurden und er von seinem Bruder aus dem Kreis der Familie praktisch verbannt wurde? Wieso macht die Queen das? Was geht in ihrem Kopf bei diesen Entscheidungen vor sich?
René Haenig, Royal-Experte der Schweizer Illustrierten erklärt: «Die Queen ist 95 Jahre alt. Nachdem es ihr jetzt gesundheitlich in letzter Zeit schon nicht so gut ging, weiss sie natürlich selbst, dass ihre Zeit begrenzt ist. Das heisst, sie wird sich womöglich auch denken ‹In der wenigen Zeit, die ich noch habe, möchte ich noch so viel Zeit wie möglich mit Andrew verbringen›.» Ob diese Entscheidung so weise ist, stellt Haenig in Frage. Sie trete aber sicherlich nicht mit Andrew jetzt noch so in der Öffentlichkeit auf, um Charles, ihrem Thronfolger, noch eins auszuwischen, bevor dieser König wird. Denn auch wenn Andrew ihr Liebling ist, darf man davon ausgehen, dass die Queen auch ihren ältesten Sohn sehr lieb hat.
«Am Ende des Tages ist die Queen nicht nur Königin, sondern auch Mutter»
René Haenig
«Am Ende des Tages ist die Queen eben nicht nur Königin, sondern auch Mutter. Und dein Kind kann noch so grossen Mist bauen, als Mutter wist du immer zu deinem Kind halten. In ihrer Rolle als Königin, mit einer Verpflichtung gegenüber dem Volk, kommt das im Falle von Andrew natürlich nicht nur gut an, das ist klar. Aber vielleicht will die Queen den Menschen damit auch zeigen, dass die Sache mit Andrew jetzt vom Tisch ist.
Ja, es gab den Skandal. Ja, Andrews Name wird für immer beschmutzt sein. Aber für die Queen ist das Ganze jetzt abgehakt, was sie mit ihrem Verhalten an Philips Gedenkfeier zum Ausdruck gebracht hat.» Natürlich wisse man auch nicht, was tatsächlich vorgefallen ist mit Virginia Giuffre, denn bis heute würden eindeutige Beweise für Andrews Schuld ausbleiben. Und im Zweifel überwiegen dann die mütterlichen Gefühle – auch bei einer Queen Elizabeth II. Immerhin habe Andrew bei der Trauerfeier nicht neben der Queen gesessen.
«Schlau war die Aktion sicher nicht», so der Royal-Experte. Aber mit einer 95-jährigen Frau und Mutter könne man schon mal ein Nachsehen haben, dass sie Zeit mit ihrem Kind verbringen möchte.»
Dass Charles, sobald er nach dem Tod der Queen König wird, Andrew wieder in die royalen Reihen aufnehmen wird, ist nicht anzunehmen. Besteht jetzt aber vielleicht die Gefahr, dass Andrew seinen Platz am Hof wieder gesichert sieht, weil die Queen ihn an sämtlichen royalen Anlässen dabei haben möchte? «Dass Charles ihn an den Hof zurück holt, ist auszuschliessen. Aber vielleicht sagt sich die Queen genau deshalb jetzt, dass, solange sie noch lebt und regiert, möchte sie die Zuneigung zu Andrew zeigen. Denn ihr wird auch bewusst sein, dass Andrew es nach ihrem Tod sehr schwer haben wird, da nicht nur sein Bruder Charles, sondern auch sein Neffe William ganz klar gesagt haben ‹Andrew hat am Hof nichts mehr zu suchen!›.»
Na, da ist es ja kein Wunder, dass Andrew seine Mutter jetzt noch so oft begleiten wird, wie er nur kann, um noch möglichst viel royale Luft zu schnuppern: Denn sobald Charles König ist, heisst es für Andrew wohl «Bye-bye, my royal life!» (zu deutsch: Tschüss, mein königliches Leben!).