Es ist eine Geschichte, wie man sie in einem Krimi erwarten würde. Spannend, aber Fiktion pur, würde man denken. Nur, dass es hier um echte Personen und das wahre Leben geht. Die Rede ist von Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Emir von Dubai, und Prinzessin Haya bint al-Hussein, jüngste von sechs bis sieben Frauen des Herrschers. Und den unglaublichen Vorwürfen, die sie ihm vor einigen Monaten machte (die ganze Geschichte gibt es hier zu lesen).
Bis dahin gab es zwar Gerüchte, aber wirklich Anklage gegen Scheich Mohammed erhob niemand. Erst als Prinzessin Haya, Halbschwester des jordanischen Königs Abdullah II., die Flucht nach London gelang, drang einiges an die Öffentlichkeit. Und vor ein Londoner Familiengericht: Denn dort beantragte die 45-Jährige für ihre beiden Kinder Schutz vor Zwangsehe sowie für sich selbst Schutz vor körperlichen Übergriffen.
Die Vorwürfe gegen den 70-jährigen Regierungschef der Vereinigten Arabischen Emiraten wogen schwer. So soll im Jahr 2000 Shamsa bint Mohammed al-Maktoum, eine Tochter des Scheichs, versucht haben, aus dem goldenen Käfig zu entkommen. Die damals 18-Jährige floh vom britischen Sommersitz der Familie, soll jedoch Wochen später in Cambridge gekidnappt und nach Dubai geflogen worden sein. Danach verliert sich ihre Spur.
Im März 2018 dann meldete sich eine zweite Tochter des Herrschers in der Öffentlichkeit. Damals tauchte ein Video von Latifa bint Mohammed al-Maktoum auf, das noch immer auf Youtube abrufbar ist. Latifa berichtet davon, dass ihre Schwester Shamsa nach der Flucht jahrelang im Palast wie in einem Gefängnis festgehalten wurde, ruhig gestellt mit Medikamenten. Weiter erzählt sie von ihrem eigenen Fluchtversuch, der jedoch scheiterte. Über den Verbleib der beiden Frauen herrscht bis heute Unsicherheit.
Das Londoner Gericht machte Scheich Mohammed nun für die Entführung der zwei Töchter sowie für die Einschüchterung einer seiner Frauen, dabei dürfte es sich um Prinzessin Haya handeln, verantwortlich. Das geht aus mehreren Gerichtsdokumenten hervor, welche am Donnerstag veröffentlicht wurden. Lange versuchte der Scheich, diese Veröffentlichung zu verhindern. Erst jetzt, nach einem Urteil des obersten Gerichtes, erhielten unter anderem «The Guardian» aber auch andere Nachrichtenorganisationen Einblick in die Unterlagen.
Demnach sah Richter Andrew McFarlane in den meisten Punkten keinen Grund, den Ausführungen von Prinzessin Haya nicht zu glauben. «Zusammengenommen zeigen diese Ergebnisse einen konsistenten Verhaltensverlauf über zwei Jahrzehnte, bei dem der Vater [Scheich Mohammed], wenn er dies für notwendig hält, die ihm zur Verfügung stehenden sehr umfangreichen Befugnisse nutzt, um seine besonderen Ziele zu erreichen», zitiert ihn «The Guardian.
Scheich Mohammed selber wies in einer Erklärung die Vorwürfe erneut entschieden zurück und hielt fest: «Als Regierungschef konnte ich mich nicht an den Gerichtsverhandlungen beteiligen.» Entsprechend einseitig sei der Prozess und das Urteil. Er rief ausserdem dazu auf, die Privatsphäre seiner Kinder zu respektieren.