Das Verhältnis zwischen der britischen Königsfamilie und ihren ausgewanderten Mitgliedern Prinz Harry (38) und Herzogin Meghan (41) ist nach Oprah-Winfrey-Interview, Netflix-Dokuserie und Autobiografie schwer belastet. Immerhin fliegt der zweitgeborene Sohn von King Charles III. (74) zur Krönung am Samstag in der Londoner Westminster Abbey ein. Wie sehr den Familienmenschen Charles das Zerwürfnis belastet, darüber kann nur spekuliert werden. Königshaus-Expertin Julia Melchior bezeichnet es im Interview mit spot on news allerdings als «eine schwere Bürde», die den «Start seiner Herrschaft überschattet». In ihrem Film «Charles III. – Britanniens neuer König», der in der ZDF-Mediathek zu sehen ist, spricht sie von Harry sogar als «eine Art Racheengel», der das Erbe seiner Mutter, Prinzessin Diana (†36), fortführt.
Wie sehr belastet das Drama um seine erste Ehefrau, Prinzessin Diana, King Charles heute noch?
Julia Melchior: Diana ist ein Kapitel in seinem Leben, von dem er sich nicht lösen kann. Das gehört zu seiner Biografie. Dass ihm die Probleme von damals heute durch Harry zum Vorwurf gemacht werden, ist sicherlich eine schwere Bürde. Zum einen hat das den Start seiner Herrschaft überschattet und zum anderen zu einem Familienzerwürfnis geführt.
Dabei stand die Hochzeit von Harry und Meghan im Jahr 2018 noch unter einem positiven Vorzeichen...
Die Familie hatte sich gewünscht, dass Harry glücklich wird. Und trotz der Integrationsschwierigkeiten, die die Königsfamilie bei der US-amerikanischen Schauspielerin Meghan schon früh gesehen hat, wurde sie mit offenen Armen empfangen. Man darf auch nicht vergessen, dass Charles kurzfristig gebeten wurde, Meghan zum Altar zu führen, als ihr Vater aus bekannten Gründen ausgefallen ist. Für Charles war es selbstverständlich, das zu tun. Und er hat auch Meghans Mutter freundlich in die Familie aufgenommen.
Harry und Meghan sollten offiziell in die Institution eingebunden werden. Warum hat das nicht geklappt?
Beide Seiten sind aneinander gescheitert. Meghan ist es nicht gelungen, sich einzugliedern in die Institution, die dem Staatsoberhaupt dient. Das mag verschiedene Gründe haben, die sich aus ihrer Biografie und ihrer Persönlichkeit erklären lassen. Aber es ging auch einfach zu schnell. Die Probezeit fehlte. Harry und Meghan verliebten sich, hatten eine Distanzbeziehung und wenig später wurde geheiratet.
... und der Palast war ebenfalls nicht vorbereitet?
Das Königshaus war auf eine Frau von Meghans Format nicht vorbereitet und auch nicht willens genug, sie zu integrieren. Und hier muss man eine Kritik anbringen dürfen, denn das hat auch mit der Personalführung zu tun. Und dafür waren die Queen und Charles verantwortlich. Sie hätten das Paar vor der Heirat schon vor die Entscheidung stellen müssen: Entweder macht ihr mit und wir finden eine Rolle für euch oder ihr seid raus und lebt ein eigenes Leben – wie es ja auch in vielen anderen Königshäusern gemacht wird. Die Royal Family ist eine grosse Firma und der Bereich Human Resources ist reformbedürftig, wenn man es so sagen will.
Nach dem Hin und Her bezüglich Harry und Meghans Teilnahme an der Krönung reist Harry nun allein aus den USA an und gleich nach der Zeremonie wieder ab. Wie finden Sie die Lösung?
Ich freue mich für Charles, dass auch sein zweiter Sohn bei der Krönung dabei ist. Es ist ein versöhnlicher Schritt. Der Tag ist der grosse Meilenstein in seinem Leben, zu dem Harry gehört. Ich glaube aber nicht, dass wir bei der Krönung Momente erleben werden, in die wir viel hineindeuten können. Der Fokus wird natürlich auf den Hauptakteuren liegen und da gehört Harry nicht dazu. Das Protokoll wird peinlich genau darauf achten, dass keine Bilder entstehen, die die Brüder oder Vater und Sohn in einer besonderen Situation zeigen. Alles wird dem geplanten Ablauf folgen. Und alle Beteiligten – auch Harry – sind Profi genug, um zu wissen, dass es an dem Tag nicht um Harry, sondern um den König geht.