Vier junge Frauen sind gemeinsam unterwegs, werfen sich vor der Ponte Vecchio in Florenz in Szene, schauen sich in den Uffizien einige der berühmtesten Kunstwerke der Welt an und machen dort – wie es zum Touri-Pflichtprogramm gehört – vor Botticellis Venus ein Foto. Was sich liest wie die normalste Sache der Welt, ist in Tat und Wahrheit eine kleine Sensation. Schliesslich besteht die Reisegruppe zu einem Viertel aus Royals.
Denn unter das stylische Quartett mischte sich auch Tatiana Casiraghi, 36, die an der Seite von Andrea Casiraghi von Monaco, 36, zur Adligen geworden ist. Was sie aber mit ihrer doch ziemlich exquisiten Clique, bestehend aus Designerin Margherita Missoni, Modeunternehmerin Alexia Niedzielski und Designerin Gioia Bini, für einen Moment ganz entspannt hinten angestellt hat. «Gute Freunde, tolles Essen, wunderbare Schönheit. So dankbar für diese zwei Tage in Florenz», schrieb etwa Niedzielski auf Instagram. Und Casiraghi selbst verrät ein weiteres Detail: «Ein Wochenende mit guten Freunden – und einer Menge Pasta!»
Dabei veröffentlichte die Clique auch Bilder von ihrem Trip. Die zeigen: Casiraghi lässt es in Bella Italia lässig angehen. Kombiniert Turnschuhe zur Ethno-Strickjacke oder ein Walla-Walla-Kleid zum lässigen Kimono, schlemmt mit ihren Freundinnen grosse Tortenstücke und geht für das perfekte Foto vor der Venus schon mal auf die Knie. Ganz schön cool!
Doch ihre lässige Ader stellt die Tochter eines Kolumbianers und einer Brasilianerin nicht erst seit gestern unter Beweis. Sie hat stattdessen schon mit zahlreichen Auftritten und Aktionen frischen Wind in die Welt der Royals gebracht.
Dabei könnte sich die Beauty längst zurücklehnen und auf ihren Lorbeeren ausruhen. Beziehungsweise: Sie hätte eigentlich gar nie aufstehen müssen. Ihr Vater nämlich ist der Sohn von Julio Mario Santo Domingo, dem reichsten Mann Kolumbiens des Jahres 2011, wenn es nach «Forbes» geht. Tatianas Grossvater war Besitzer der Santo Domingo Group, einer Holding-Gesellschaft, sowie der Bavaria-Brauerei. Als er 2011 starb, ging ein Sechstel seines Erbes an Tatiana. «Forbes» schätzte deren Vermögen 2018 auf rund 2.2 Milliarden US-Dollar.
Auch die Heirat mit Andrea Casiraghi und damit in ein gut betuchtes Fürstenhaus hat sie allerdings nicht davon abbringen lassen, ihre persönlichen Träume zu verwirklichen. Die begannen mitunter in der Schweiz: In New York geboren, lebte sie bis zum 15. Lebensjahr in Genf, um von dort aus nach Paris zu gehen und die Schule abzuschliessen. Nach ihrem Kunststudium in London und dem Master in Kunstgeschichte in New York absolvierte sie ein Praktikum bei «Vanity Fair». Später arbeitete sie für das Modelabel von Alberta Ferretti und für Giovanni Bianco.
Einfach die Füsse hochzulegen, kommt für Casiraghi nicht infrage. «Jeder liebt es, Märchen über kleine Prinzessinnen zu erfinden, die machen können, was sie wollen. Doch in Wirklichkeit gibt es privilegierte Menschen, die noch immer dafür kämpfen, woran sie glauben, und versuchen, etwas Neues aufzubauen, anstatt das Geld wegzuwerfen, das ihre Eltern ihnen hinterlassen haben», begründete sie in einem Interview mit der spanischen «Vanity Fair».
Deswegen hat sie alles daran gesetzt, selber etwas zu erschaffen – mit Erfolg. Seit 2011 führt sie mit einer Freundin das nachhaltige Modelabel Muzungu Sisters. Die im Ethno-Look gehaltenen Stücke trägt Tatiana selber gerne zur Schau, wie kürzlich in Florenz. Und ihr Look kommt an: Die «Vanity Fair» wählte Tatiana 2010 auf Platz 2 der bestgekleideten Frauen weltweit.
Beim eigenen Modelabel ist Tatiana Casiraghi aber nicht einfach nur Chefin, sondern auch Mädchen für alles. Sie ist sich nicht zu schade, auch die einfachsten Arbeiten zu erledigen. So ist sie etwa auf dem Instagram-Account der Marke zu sehen, wie sie im Lager Päckli packt, die an Kunden auf der ganzen Welt verschickt werden. Wofür sie im Palast wohl niemals einen Finger krümmen müsste, verbiegt sie ihren Rücken im Shop gleich voller Elan im Stehen.
Doch auch in privater Hinsicht lässt es Tatiana leger angehen. Noch bevor sie ihren langjährigen Freund Andrea Casiraghi 2013 heiratet, kommt ihr erster gemeinsamer Sohne Alexandre Andrea Stefano, oder kurz Sasha, zur Welt. Nicht gerade, wie es am Hof zum guten Ton gehört – und was entsprechend einen kleinen Skandal auslöst.
Knappe fünf Monate nach der Geburt aber geben sich die beiden dann doch noch das Jawort – zuerst standesamtlich im Palast von Monaco. Die kirchliche Trauung dann findet in Gstaad im Berner Oberland statt. Damit besiegeln sie eine lange Liebe: Seit 2004 sind Casiraghi und die gebürtige Santo Domingo liiert. Kennengelernt haben sie sich wegen Andreas Schwester Charlotte, 34. Mit ihr ging Tatiana in Paris zur Schule.
Erst einmal verheiratet, werden die Casiraghis zwei weitere Male Eltern. Im April 2015 erblickt ihre Tochter India das Licht der Welt, drei Jahre später wird Sohn Maximilian Rainier geboren.
Ihrem Nachwuchs wollen die Casiraghis eine möglichst normale Kindheit ermöglichen. Offizielle Auftritte sind daher selten. Jedoch immer im Terminkalender eingetragen werden die Monaco-Klassiker Formel-1-Grand-Prix, der Rosenball sowie der Nationalfeiertag im November.
Ansonsten ist Mode-Mädchen Tatiana ab und an an einer Modeschau zu sehen – auch mit ihrer Familie. So war sie vergangenen Juni an der Lagerfeld-Tribut-Modeschau «Karl for Ever» mit Schwiegermutter Prinzessin Caroline, 63, und Schwägerin Charlotte unterwegs. Auch mit Beatrice Borromeo, der 35-jährigen Frau von Andreas Bruder Pierre, versteht sie sich sehr gut. Kein Wunder: Beatrice ist ebenfalls ein Fashion-Fan, stammt aus einer Designer-Familie und ist gern gesehener Gast in der ersten Reihe.
Wo Tatiana die Mode begeistert, ist das ganze Drumherum nicht ihres. «Wenn wir zu einer Modeschau gehen und es gibt so viele Fotografen, denke ich: ‹Mein Gott, denen müssen die Prominenten ausgehen...›», verriet sie der «Vanity Fair». Dass auch sie sich in Pose werfen muss, entspricht ihr so gar nicht. «Ich mag es nicht, wenn man mich fotografiert», erklärte sie – und es könnte nicht besser zu ihrer bodenständigen und selbstlosen Art passen. «Dann nehme ich diesen leidenden Ausdruck an.»