Das Interview hatte schon 1995 für Furore gesorgt: Es war der Moment, als Lady Diana, †36, im Fernsehen über die Untreue ihres Ehemannes Prinz Charles auspackte. «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng», sagte sie – und machte damit die aussereheliche Liaison ihres Gatten zu seiner heutigen Frau Herzogin Camilla öffentlich. Ein Skandal.
Auch über 25 Jahre später ist das Interview nicht weniger brisant geworden. Denn die Wege, die überhaupt erst zu Dianas Aussagen geführt haben, waren nicht korrekt. Wie ein interner Untersuchungsbericht der britischen Fernsehanstalt BBC nun aufzeigt, hat sich der Reporter Martin Bashir das Interview mit unlauteren Methoden erschlichen. Der sogenannte «Dyson Report» kommt zum Schluss, dass durch gefälschte Dokumente das Vertrauen zu Diana erschlichen wurde und sie so überhaupt erst zum Interview gedrängt wurde. Der Sender teilte mit, dass der Reporter Prinzessin Diana und ihren Bruder Charles Spencer mit gefälschten Kontoauszügen in die Irre geführt habe. Damit soll er den beiden vorgegaukelt haben, dass Menschen bezahlt worden wären, um Informationen über Diana preiszugeben.
Obschon sich die BBC entschuldigte, sind die Folgen schwerwiegend. Von einem «schockierenden Fleck auf dem andauernden Engagement der BBC für ehrlichen Journalismus» sprach etwa der damalige Generaldirektor John Birt. Auch Aufsichtsratschef Richard Sharp bedauert die «inakzeptablen Fehler». Er teilte mit, dass es kein Trost sei, dass es sich um Fehler aus der Vergangenheit handle.
Das Interview liegt zwar schon über ein Vierteljahrhundert zurück, wirbelt nach den neuesten Erkenntnissen nun aber wieder mächtig Staub auf. Prinz William, 38, nahm selbst Stellung zu den Untersuchungsergebnissen der BBC – und geizte nicht mit Kritik. «Das Interview hat zur Verschlechterung der Beziehung meiner Eltern beigetragen und hat seitdem unzählige andere verletzt», liess er sich zitieren. «Ich bin der Ansicht, dass die betrügerische Art und Weise, in der das Interview zustande kam, einen wesentlichen Einfluss auf das hatte, was meine Mutter sagte. Es ist unbeschreiblich traurig zu wissen, dass die Misserfolge der BBC erheblich zu ihrer Angst, Paranoia und Isolation beigetragen haben, an die ich mich aus den letzten Jahren mit ihr erinnere.»
Dass seine Mutter nie von den Umständen erfahren sollte, die zum skandalösen Interview geführt haben, trifft William besonders. «Wenn die BBC die 1995 die erstmals vorgebrachten Beschwerden und Bedenken ordnungsgemäss untersucht hätte», so der Prinz, hätte «meine Mutter durchaus wissen können, dass sie getäuscht wurde». «Sie wurde nicht nur von einem hinterhältigen Reporter betrogen, sondern auch von Führungskräften der BBC, die wegschauten, anstatt kritische Fragen zu stellen.»
Auch Dianas jüngerer Sohn Prinz Harry, 36, nahm Stellung zur Untersuchung – seine Worte fielen noch deutlicher aus als diejenigen seines Bruders. Harry macht die Medien ganz klar mitverantwortlich für den Tod seiner Mama. «Unsere Mutter war eine unglaubliche Frau, die ihr Leben dem Dienst gewidmet hat. Sie war belastbar, mutig und zweifellos ehrlich», erinnert er sich. «Die Kultur der Ausbeutung und unethische Praktiken haben sie letztendlich das Leben gekostet. Unsere Mutter hat dadurch ihr Leben verloren und nichts hat sich geändert.»
Was ihn zutiefst beschäftige, erklärte Harry, sei, dass diese Praktiken heute noch weit verbreitet seien. «Indem wir ihr Erbe schützen, schützen wir alle und bewahren die Würde, mit der sie ihr Leben gelebt hat. Erinnern wir uns, wer sie war und wofür sie stand.»
Das Interview von 1995 hatte in Grossbritannien und auf der ganzen Welt hohe Wellen geschlagen. Über Dianas Bruder Earl Spencer hatte sich der junge BBC-Journalist Martin Bashir das Vertrauen der Prinzessin erschlichen, die im Interview daraufhin offen wie niemand vor ihr über das royale Leben sprach, aber auch über ihre Bulimie oder die Affäre ihres Mannes.
Dass das Interview unter betrügerischen Bedingungen zustande kam, wurde damals schon vermutet – die BBC aber wollte es nicht so genau wissen und schaute weg, anstatt dem Verdacht nachzugehen. Dafür entschuldigte sich der Fernsehsender nun bei William, Harry, Charles und Earl Spencer. Diana sollte vom Eingeständnis der Fernsehanstalt nichts mehr mitkriegen: Zwei Jahre nach dem Interview kam sie bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi ums Leben.