Er ist cool, erfolgreich, ein richtig guter Rapper. Dass dennoch nicht alles Gold ist, das glänzt, offenbarte Stress vor rund einem Jahr. Damals machte der Musiker, der bürgerlich Anders Andrekson heisst, seine Depression publik. Und brachte damit ein Tabu-Thema auf den Tisch.
Heute geht es Stress viel besser, sagt er im Interview mit «blick». «Ich habe grosse Schritte gemacht.». Und weiter: «Ich habe Vertrauen zu mir selbst gefunden. Schliesslich bin ich 43 und habe es bis hierher geschafft. Und es geht noch weiter.»
Stress hat dennoch nicht vergessen, wie schlecht es ihm in der akuten Phase seiner Depression ging. Das, obwohl er den negativen Gefühlen oft aus dem Weg ging. «Davon bekam ich starke Rückenschmerzen», sagt er.
Eine Ursache für das ganze Übel erkennt Stress in den gängigen Rollenbildern. «Unsere Väter und Grossväter geben das Bild vor, dass Männer hart sein müssen», sagt er. «Deshalb kehren wir gerne unsere Probleme unter den Teppich.»
Es sei aber 2020, deshalb sei es an der Zeit, dass das Bild des starken Mannes redefiniert werde. «Frauen erfinden sich konstant neu, warum also Männer nicht?»
Auf die Frage, was denn seine Depression ausgelöst hat, sagt Stress, dass schon die kleinsten Dinge reichten. «Man denkt sich nicht viel dabei, packt die Gedanken in eine Box und verstaut sie irgendwo. Bei mir war das schon in meiner Kindheit im kommunistischen Estland mit meinem schrecklichen Vater der Fall. Früher oder später musste ich mich mit dem Erlebten auseinandersetzen», erklärt er.
Das sei wie ein Rucksack, der immer schwerer wird und irgendwann ausgepackt werden muss. «Sobald man akzeptiert, dass diese Gedanken da sind, können sie weggehen.»
Genau das ist, was heute anders ist als zu seiner schwierigsten Zeit. Stress hat gelernt, «böse Gedanken» zuzulassen, hinzuschauen, um dann aber auch wieder loszulassen.
Über die Aktion «DARÜBER REDEN. HILFE FINDEN.»
Viele Menschen in der Schweiz leiden auch seelisch unter den Auswirkungen der Coronakrise. «DARÜBER REDEN. HILFE FINDEN» heisst der Aktionstag, der vom BAG initiiert wurde und am 10. Dezember 2020 stattfindet. Die Hilfsorganisationen Pro Mente Sana, Dargebotene Hand, Pro Juventute, Pro Senectute, Caritas und das Schweizerische Rote Kreuz widmen sich gemeinsam mit Ringier, der SRG (alle vier Sprachregionen) und vielen weiteren Akteuren den verschiedensten Aspekten des Themas «psychische Gesundheit». Menschen in schwierigen Situationen erfahren so Solidarität und werden über konkrete Hilfsangebote informiert. Der Tag sensibilisiert auch die Gesamtbevölkerung dafür, im Umfeld aufmerksam zu sein und Hilfe zu leisten.
Weitere Informationen: bag-coronavirus.ch/hilfe