Die ersten tausend Nächte haben sie kein einziges Mal getrennt geschlafen. Und auch sonst blicken Sven Epiney, 48, und Michael Graber, 27, mit viel Wonne auf ihre Kennenlern-Phase zurück.
Zum ersten Mal begegnen sich der TV-Mann und der damalige Kochlehrling im März 2011 an einer Koch-Messe. Epiney moderiert, Graber brutzelt im Wettkampf mit anderen Köchen um den ersten Platz.
Am Ende des Abends gibt Michi Sven sein Visitenkärtchen – inklusive Handynummer drauf. Eine Anmache? «Nein», sagt Graber in der aktuellsten Zurich-Pride-Podcast-Folge im Gespräch mit Moderator Alexander Wenger, 33. «Mein Chef sagte damals, ich solle Sven ein Kärtchen geben und ihn mal zu uns ins Restaurant einladen.»
Und auch Sven hat nicht von Anfang an ein Auge auf Graber geworfen. «Ich war als Moderator da. In dieser Rolle bin ich stets sehr professionell. Ich habe zwar mit Michi geredet und fand ihn sympathisch. Aber mehr war da nicht.»
Vier Tage später treffen sich die Männer zufällig in der Zürcher «Heldenbar», einem beliebten Gay-Treffpunkt. Michi ist mit einem Date da. Das hält ihn aber nicht davon ab, drei Stunden an der Bar mit Sven zu sprechen. Da sei es zu «magischen Momenten» gekommen. «Wir haben uns super verstanden, die Zeit verging wie im Fluge.»
Am Ende steigt Michi dennoch mit seinem Date ins Taxi, übernachtet sogar bei diesem Mann. Es läuft aber nichts. «Er sagte sogar noch, dass er gemerkt hat, dass ich mich soeben verliebt hatte», schwelgt Graber lächelnd in Erinnerungen.
Erst am nächsten Tag kommt es zum ersten offiziellen Date. Dieses endet mit einem Kuss und einer Übernachtung. Es folgen deren 999. Mindestens. «Wir haben uns intensiv Zeit genommen für die Anfangsphase», sagt Epiney. «Wir waren echt krass. Wir haben uns täglich gesehen und Zeit zusammen verbracht», doppelt Graber nach.
Ein ganzes halbes Jahr schaffen es die beiden, dass die Presse keinen Wind von ihrer Liebe bekommt. Epiney war damals noch nicht lange von seinem Ex-Freund Chris Sulser getrennt.
«Irgendwann aber riefen die Boulevard-Medien an und setzten uns unter Druck. Sie sagten, dass sie die Geschichte jetzt schreiben, egal ob wir das dazu sagen oder nicht», offenbart Epiney.
Die beiden beteuern gegenüber «Sonntagsblick», dass es Liebe ist. Erst ein halbes Jahr später folgt das erste grosse Pärchen-Interview. «Wir wollten uns einfach Zeit lassen und uns zuerst richtig kennenlernen», sagen die Männer unisono.
Vor allem für Michi war die Öffentlichkeit und der Rummel um seine Person am Anfang gewöhnungsbedürftig. «Plötzlich war ich vor der ganzen Schweiz geoutet. Mein Arbeitgeber zum Beispiel wusste im Vorfeld der Geschichte nicht, dass ich schwul bin.»
In der Zwischenzeit sind fast zehn Jahre vergangen. 2019 erreichte die Liebe von Graber und Epiney ein neues Level. Live im TV machte Epiney seinem Schatz im Finale der Sendung «Darf ich bitten?» einen Heiratsantrag. «Das geschah ganz spontan», sagt Epiney. Graber musste nicht lange überlegen: «Natürlich will ich Sven heiraten.»
Im Jahr 2021 will sich das Paar das Ja-Wort geben. Graber hofft, dass bis dann die Ehe für alle gilt. «Nur eine eingetragene Partnerschaft ist mir fast zu wenig.»
Wie das Fest der Liebe aussehen soll, weiss das Paar so einigermassen: «Wahrscheinlich wird es zwei Feste geben», sagt Epiney. «Ein grosses für die ganze Familie und Freunde. Gerne irgendwo draussen. Eventuell sogar in einem Wald oder an einem Seeufer.»
«Ich kann mir vorstellen, dass alle Gäste weiss und wir eine andere Farbe tragen», sagt Graber. Das sei aber alles noch nicht in Stein gemeisselt. Das zweite Fest soll ein kleines sein. Nur für die Familie und die engsten Freunde. «Wir stellen uns ein verlängertes Wochenende mit unseren Liebsten vor. Wo und wann aber genau, das steht noch in den Sternen.»
Epiney und Graber freuen sich auf ihre gemeinsame Zukunft. Angst, dass ihr Altersunterschied von 19 Jahren irgendwann einmal ein Hindernis werden könnte, haben sie nicht. «Der Altersunterschied ist maximal für andere ein Thema. Für uns war er noch nie eines», beteuern die Turteltauben.
Und was wünschen sie sich eigentlich für sich und ihre Ehe? «Gesundheit und viel Zeit, die wir für Dinge nutzen, die uns Spass machen», sagt Epiney. Und Michi doppelt nach: «Ich wünsche mir noch viele so tolle Jahre, wie wir sie bis jetzt hatten.»