Sami, Niggi, Näggi, hinder em Ofe stegg i, gimmer Nuss und Bire, so chumm i wieder füre.» Dieses Sprüchli hören Samichläuse und Schmutzli bei Hausbesuchen immer wieder. Im Gegenzug gibt es für die Kinder Mandarinli, Lebkuchen und vor allem viele spanische Nüssli. Diese kommen nicht aus Spanien: Jedes zweite stammt aus Mostindien. Genauer von der Firma Gerelli in Frauenfeld TG.
«Rund um den Samichlaustag rösten wir jeden Tag 30 Tonnen spanische Nüssli», sagt Geschäftsführer Raphael Weiss, 42. «Jährlich sind es 2200 Tonnen. Diese liefern wir an über 100 Grossisten und Detailhändler in der Schweiz und im Ausland.»
Geheimes Röstrezept
In der Produktion am Stadtrand von Frauenfeld liegen wunderbare, leicht süssliche Röstaromen in der Luft. Es klappert, dröhnt und brummt. Sieben Tage und 24 Stunden rösten die Mitarbeitenden in drei Schichten. Das grosse Plus der Ostschweizer: Alle Nüsse werden das ganze Jahr über jeden Tag frisch zum Bräunen in den Ofen gelegt. Der jüngste aus dem Jahr 2020 ist einer der modernsten Europas, diesen hat Gerelli zusammen mit Bühler in Uzwil entwickelt.
Die beiden älteren Öfen hat das Unternehmen aus Kaffeeröstern umfunktioniert. Darin rösten die Nüsse rund zehn Minuten bei 160 bis 200 Grad. Genaueres verrät Raphael Weiss nicht. Das Rösten ist das wertvolle Know-how von Gerelli. Die Röstmeister erreichen dank ihrer Erfahrung und mit neuster Technologie das bestmögliche Röstergebnis. Vom Ofen geht es auf Förderbändern in die Abfüllanlage mit sechs drei Meter hohen runden Silos. Alle Säcke bis fünf Kilo werden automatisch befüllt, für den 25-Kilo-Behälter muss ein Mitarbeiter unterstützen.
Doch was macht ein gutes spanisches Nüssli aus? «Es muss knackig sein und feine Röstaromen haben», sagt Weiss. Und je grösser die Schale, desto besser die Qualität. Bei der Premium-Sorte «Chnuspernüssli» entsprechen bei Gerelli 100 Gramm rund 30 Erdnüsschen. Bei den anderen Sorten sind es 35 bis 40. Bereits jedes fünfte Nüssli stammt aus Bio-Produktion.
Nach ihrer Ankunft werden die Erdnüsse bis zum Rösten bei zwölf Grad gelagert. Aus den riesigen Silosäcken nehmen die Mitarbeitenden regelmässig Proben. «Wir prüfen unsere Erdnüssli auf Herz und Nieren», sagt Axel Mejer, Head of Product Management. Etwa mit dem Schwerteil-Ausleser: «Eine raffinierte Kombination aus einem präzisen Luftstrom und schwingenden Sieben sortiert Fremdkörper aus, die schwerer sind als Erdnüsse.» Oder dem Aspirationskanal: «Mit einem Luftstrom werden Schalenteile oder Häutchen ausgeschieden, die leichter sind als Erdnüsse.»
Schweizer mögen helle Schale
Das ist nicht alles: Im Durchlauf gibt es von den Nüssli 5000 Fotos pro Sekunde. «Die Daten werden blitzschnell auf Verfärbungen, Formabweichungen und Oberflächenbeschaffenheit kontrolliert», sagt Mejer. Trotz aller Technik ist für ihn klar: «Unsere erfahrenen Mitarbeitenden sind durch nichts zu ersetzen. Sie sind das A und O.»
«Erdnüsse sind mit Emotionen und Erinnerungen verbunden – meist aus der Kindheit»
Raphael Weiss, Geschäftsführer
Die Erdnüsse beschafft Gerelli in Ägypten. Dreimal jährlich reist Weiss ins Herkunftsland: «Die enge Zusammenarbeit ist wichtig, damit die Leute vor Ort unsere hohen Ansprüche bei Sicherheit und Qualität auch so leben wie wir.» Denn nur in sandigem Boden wachsen qualitativ hochwertige, formschöne Erdnüsse mit heller Schale, wie sie unsere Kundschaft gernhat. Amerikanische Erdnüsse wachsen oft in Humusböden, was zu weniger beliebten dunklen Schalen führt.
Die Nuss wächst, wie ihr Name schon verrät, in der Erde. Ursprünglich stammt sie aus Peru und Brasilien. Von dort brachten sie spanische Seefahrer nach Europa – daher der Name spanische Nüssli. Botanisch ist die Erdnuss eine Hülsenfrucht. Sie befindet sich wie Bohnen in einer länglichen Hülle. Daher auch der englische Name Peanuts.
Obwohl er täglich mit spanischen Nüssli zu tun hat, liebt sie Weiss noch immer: «Ich geniesse sie regelmässig. Aber ich esse jeweils nur kleine Mengen.» Seit 2014 ist Weiss Geschäftsführer, damals übernahm seine Familie alle Aktien der beiden im Früchte- und Gemüsegeschäft tätigen Schwesterfirmen Giovanelli und Gerelli in Frauenfeld.
Vorher war der 42-Jährige in der Finanzbranche tätig. «Erdnüsse sind mit Emotionen und Erinnerungen verbunden – meist aus der Kindheit», sagt Raphael Weiss. «Zu verstehen und zu wissen, was vom Anbau bis zum Rösten und Abpacken hinter diesem Produkt steht, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.» Eines ist für ihn aber klar: «Das Schönste ist, dass wir den Samichlaus bei seiner Arbeit unterstützen dürfen.»