Das könnte dem Christkind so richtig gefallen: Ein verschneites 900-Seelen-Dorf im österreichischen Tirol. Lieblich eingebettet ins sanfte Lechtal. Umgeben von monumentalen Bergen. Mittendrin ein schmuckes Haus, das einlädt, Weihnachten in aller Pracht zu feiern. Es gehört den Schauspielern und Theaterproduzenten Erich Vock (62) und Hubert Spiess (60). Zwei, die das Christfest lieben und es fröhlich zelebrieren.
2005 hat das Ehepaar die ehemalige Bäckerei in Elbigenalp – wo Hubert Spiess aufgewachsen ist – gekauft, liebevoll umgebaut und mit viel Flair für Details eingerichtet. Auch wenn nicht gerade Weihnachten ist – das Gebäude ist ein Fest fürs Auge: an den Decken Stuckaturen, an den Wänden Bühnenbilder, Gemälde, Fotos von Ahnen, ein Klavier, das zu einer Bar umgebaut wurde, antike Lavabos und im Wohnzimmer das Herzstück – ein hängender Kamin.
Jetzt steht neben dem Cheminée der Christbaum. Geschmückt wird er jedes Jahr von Hubert. «Im Lauf der Jahre haben wir doch einiges an Christbaumschmuck gesammelt. Mittlerweile sind es zehn grosse Schachteln. Wenn wir etwas sehen, das uns gefällt, kaufen wir es, egal, wo wir sind. Das kann in Mexiko oder in Innsbruck sein. Wichtig ist mir, dass keine Kugel, keine Figur gleich ist wie die andere. Nichts am Baum darf doppelt vorkommen.»
Erich Vock: «Wir haben keinen gestylten Baum. Wir haben einen Kinderbaum»
Erich Vock ergänzt: «Wir haben keinen gestylten Baum, wir haben einen Kinderbaum. Als wäre das Christkind darübergeflogen, hätte einen Sack mit Kugeln aufgemacht, und diese wären hängengeblieben.
«Wir feiern drei Mal Weihnachten. Zuletzt nur wir beide – in Zürich»
Erich Vock
Gefeiert wird ganz traditionell. An Heiligabend und am ersten Weihnachtstag. Zusammen mit Familie und Freunden. Da Hubert Spiess’ Vater schon 93 Jahre alt ist und nicht mehr so mobil, essen sie mittlerweile am 24. Dezember im Gasthof Post, der Huberts Familie gehört. Danach gehts zurück in ihr «Weihnachtshaus». Denn hier warten die Geschenke. In wahrlich beeindruckender Zahl. «Hubert bekommt von mir dieses Jahr 40 Geschenke. Mindestens!», verrät Erich Vock und schmunzelt. «Was! Mindestens? Jetzt machst du aber Druck auf mich», erwidert Hubert Spiess, schaut seinen Mann an und lacht.
Dabei ist es bei den beiden, die schon seit 31 Jahren ein Paar sind, längst Brauch, dass sie sich so üppig bescheren. Die Ideen dafür gehen ihnen nie aus. So gibt es Überraschungen wie einen Radiergummi in Hasenform, einen Raumspray oder einen selbst gestalteten Fotokalender. Jedes Geschenk wird selbst verpackt – einpacken lassen ist tabu. Dafür hätten sie momentan auf ihrer Probebühne in Zürich eine kleine «Päckli-Werkstatt» eingerichtet, so Erich Vock. Mit allem, was es für hübsche Präsente eben so braucht.
Es gibt aber auch Geschenke, die Tradition haben und immer unter dem Baum liegen: zum Beispiel der Weihnachts-Teddybär vom Zürcher Lighthouse und der Jahresstern von Swarovski. Aber auch Bücher, Schmuck und Sachen zum Anziehen. Erich und Hubert führen dafür extra ein Notizbuch. Fällt ihnen unter dem Jahr etwas auf, das sie schenken könnten, wird es vermerkt.
Geschenke à gogo – sogar für Hündin Pata
Da bei der illustren Weihnachtsgesellschaft jeder dem anderen zuschaut, wie er sein Geschenk auspackt und würdigt, dauert die Bescherung bis tief in den 25. Dezember. Selbstverständlich kommt dabei auch die elfjährige Mischlingshündin Pata, die Erich Vock und Hubert Spiess aus Spanien mitgebracht haben, auf ihre Kosten. «Sie erhält immer einen Knochen und verschiedene Spielzeuge, die sie leider immer grad kaputt macht», sagt der Schweizer Schauspieler und grinst.
Ebenfalls langjährige Sitte ist das Menü am ersten Weihnachtstag – serviert auf Tellern mit Goldrand: Pastetli mit Kalbfleisch und Champignons, dazu Erbsli und zur Vorspeise ein Nüsslisalat mit Ei. «Ein typisches Vock-Essen eben», meint Erich. Ausnahmsweise steht aber nicht er an diesem Abend am Herd, sondern seine Schwester.
Alles neu macht der Februar
Bald feiern Erich Vock und Hubert Spiess aber noch etwas ganz anderes: nämlich einen neuen Lebensabschnitt. Das Schauspielerpaar verabschiedet sich nach Jahrzehnten erfolgreicher Theaterarbeit vom Rampenlicht. 34 Jahre lang stand Erich Vock auf der Bühne des Bernhard Theaters. Gemeinsam leiteten sie 30 Jahre die Zürcher Märchenbühne und realisierten Volkstheaterstücke wie «Stägeli uf, Stägeli ab» und «Ein Käfig voller Narren». Zurzeit sind sie noch ein letztes Mal auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu sehen – in ihrer erfolgreichsten Produktion «Die kleine Niederdorfoper». Am 9. Februar 2025 fällt der Vorhang – eine Ära geht zu Ende.
«Ich lebe dort am liebsten, wo mein Mann ist»
Hubert Spiess
«Wir haben uns diesen Schritt reiflich überlegt.» Es sei die richtige Entscheidung. «Denn es gibt noch ein Leben neben der Bühne. Endlich werden wir Zeit haben», erzählt Hubert Spiess. «Endlich werden wir spontan reagieren können. Bis jetzt waren wir an den meisten Abenden, an den meisten Wochenenden immer besetzt – mit Theaterspielen. Dabei gingen so viele Kontakte flöten. Die möchten wir jetzt wieder aktivieren.» Darauf würden sie sich freuen. «Und noch auf vieles mehr», so Hubert Spiess. «Ich freue mich auch», bestätigt Erich Vock. «Und ich bin glücklich, dass wir uns mit der ‹Kleinen Niederdorfoper› verabschieden können. Wir spielen das Stück in dieser Saison hundert Mal, und jede Vorstellung ist voll. Einen solchen Abgang habe ich mir immer gewünscht.»
Das Ehepaar (seit 2023 verheiratet) will sich nun treiben lassen. «Obwohl», ergänzt Vock und lacht laut, «das nächste Jahr ist eigentlich bereits verplant.» Den März werden sie in ihrem Ferienhaus in Andalusien in Spanien verbringen. Mitte Mai reisen die Schauspieler fünfeinhalb Wochen durch Frankreich. Zwischendurch werden sie nach Zürich in ihre Eigentumswohnung zurückkehren. Oder ein paar Tage in ihrer Berghütte Hasi Rüteli auf einer Alp im Urnerland verbringen. Und natürlich auch immer wieder nach Elbigenalp fahren. Denn ihr Zuhause sei dort, wie die beiden so schön sagen, wo der andere sei.