Bei SRF ist Sparen angesagt. Dies gab das Schweizer Radio und Fernsehen bereits Mitte März bekannt. Unter dem strategischen Unternehmensprojekt «SRF 4.0» soll der digitale Wandel in den nächsten Jahren vorangetrieben und der Stellen- und Finanzrahmen stabilisiert werden. Um das Ziel zu erreichen, sei ein Stellenabbau unumgänglich, hiess es in der Medienmitteilung. So sollen bis Anfang 2025 75 Vollzeitstellen beim SRF abgebaut werden. SRF-Direktorin Nathalie Wappler (56) gibt nun weitere Details zum Abbau bekannt.
So finden rund zehn Prozent der Stellenstreichungen beim Kader statt, wie aus der Medienmitteilung hervorgeht. Zudem sollen aus den heute getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital mittelfristig an den Standorten Bern und Zürich sowie in den Regionen eine gemeinsame, multimediale Chefredaktion entstehen. Laut Nathalie Wappler sei die Trennung der Chefredaktionen «nicht mehr zeitgemäss und im Tagesgeschäft zunehmend hinderlich. Denn: Im digitalen Zeitalter müssen Geschichten konsequent multimedial gedacht werden, was in zwei getrennten Organisationen nur mit Zusatzaufwand möglich ist.».
Neu wird auf Drittplattformen auf das Angebot der unter 35-Jährigen fokussiert, so beispielsweise auf die Formate «SRF Impact», «Bounce» und «Studio 404». Im Gegenzug verzichtet SRF auf die Kanäle «SRF Mood» und «We, Myself & Why» sowie auf die Formate «Das VARs», «Deep Dating», «Hypegenossen», «Pasta del Amore», «In Progress» und «Helvetia». Durch diese Massnahme bleibt das Gesamtbudget für unter 35-Jährige unverändert. In den Abteilungen Distribution, Sport und Unterhaltung kommt es jedoch zu einem leichten Stellenabbau.
Angebotsabbau bei der «Tagesschau»
Wie weiter aus der Medienmitteilung hervorgeht, werden ab dem nächsten Sommer die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18.00 Uhr durch moderierte Newsflashes ersetzt, am Wochenende entfällt die Mittagsausgabe komplett. Auch bei den Sendungen «Club» sowie bei «Gesichter & Geschichten» wird das Angebot reduziert, sie pausieren in Zukunft über den Sommer. Auch im Radio gibt es einen Angebotsabbau. So entfallen die senderspezifischen Newsbulletins bei Radio SRF Virus und werden durch die regulären Nachrichten von Radio SRF ersetzt.
Was hingegen nicht ersetzt wird, ist Susanne Wille (50) in ihrer einstigen Funktion als Abteilungsleiterin Kultur. Diese Stelle wurde mit der Wahl von Wille zur SRG-Generaldirektorin vakant und wird nicht wieder besetzt. Dazu Wappler: «Die Medienbranche verändert sich jeden Tag und das weltweit. Es ist zentral, dass wir uns diesem stetigen Wandel stellen und ihn aktiv mitgestalten, damit unser qualitativ hochwertiges Angebot auch in Zukunft für alle Menschen in der Deutschschweiz relevant bleibt. Dafür müssen wir auch unsere Organisation nochmals komplett neu denken.»
Die Sparmassnahmen werden vom SRF mit rückgängigen Werbeeinnahmen und der Teuerung begründet. Wie der Sender bereits in der Medienmitteilung im Juni versicherte, hätten die Massnahmen nichts mit politischen Prozessen zu tun. Daraus allenfalls notwendig werdende Einsparungen würden in einem separaten Projekt ausgearbeitet.
SRG muss 50 Millionen Franken einsparen
Wegen des Bundesratsentscheides, laut dem die SRG den Teuerungsausgleich auf die Medienabgabe ab 2025 nur noch zur Hälfte ausbezahlt bekommt, muss SRG-weit gespart werden. 50 Millionen Franken sind es insgesamt, 6.3 davon entfallen auf SRF. Die Einsparungen könne SRF im kommenden Jahr durch «einmalige Reduktionen im Angebot, bei Projekten und Supportleistungen vornehmen. Der Abbau von vereinzelten Stellen soll möglichst über die natürliche Fluktuation erfolgen.»
Mediengewerkschaft SSM schockiert und warnt vor Folgen
Die Mediengewerkschaft SSM hat sich am Montag «schockiert» gezeigt über den geplanten Stellenabbau bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Sie warnt vor dem Verlust an Vielfalt und Qualität sowie vor den Folgen für die Mitarbeitenden.
«Die Mediengewerkschaft fordert einen Marschhalt bei den Um- und Abbauplänen», schrieb die Organisation in einer Reaktion. Wenn publizistische Entscheide an einem Ort konzentriert würden, gingen die Binnenvielfalt und die hausinterne Konkurrenz zwischen den Chefredaktionen und Standorten verloren, hiess es.
Besonders schmerzlich sei das Sparprogramm für die Informationsangebote der «Tagesschau» sowie in den Regionen. Die «Tagesschau» gehöre zur zentralen Aufgabe von SRF. «Dass hier gespart wird, ist nicht akzeptabel und politisch auch nicht erwünscht», schrieb das Schweizer Syndikat Medienschaffender.