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Ski-Star Marco Odermatt

«Als Babysitter bin ich im Team noch nicht eingesprungen»

Seit Juni ist Marco Odermatt offiziell neuer Botschafter von Laureus und will so Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, Zugang zum Sport zu finden. Im Gespräch mit schweizer-illustrierte.ch erzählt der Skistar, wie gut er mit Kids kann und wie er selbst seinen Weg in den Sport gefunden hat.

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Skifahrer Marco Odermatt in Engelberg. 12.1.2021

Sein Feuer hat früh für den Sport zu lodern begonnen. Nun will es Marco Odermatt auch den Jungen weitergeben.

david birri

Vater Walti war es, der ihn zum Sport gebracht hat. Der als Ex-Skifahrer und Vorstandsmitglied den Weg in den Alpinsport geebnet und seine Kinder doch auch polysportiv gefördert hat. Wandern, Velofahren, «Spielsportarten eher weniger: Wir haben schon als Kinder sehr viel unternommen», sagt Marco Odermatt.

Seinem Vater ist er sehr dankbar dafür, Zugang zum Sport gefunden zu haben. Und will nun anderen Kindern, die von Haus aus keinen «sportangefressenen Dädi» wie er selbst haben, die Tür öffnen. Seit Anfang Juni ist der 23-Jährige deshalb offiziell Botschafter der Laureus Stiftung Schweiz. Diese setzt sich dafür ein, Kindern und Jugendlichen mithilfe des Sports ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dabei steht nicht die Leistung im Zentrum, sondern die Freude an der Bewegung.

«Fühle mich sehr privilegiert»

Für den Nidwaldner, der mitten im Sommertraining steckt, ist das Skifahren mittlerweile nicht mehr nur Hobby, sondern auch sein Job. Dass er diesen Schritt machen konnte, ist für ihn alles andere als selbstverständlich. «Ich fühle mich sehr privilegiert. Ein so intensives Hobby funktioniert nicht ohne den organisatorischen und finanziellen Aufwand der Eltern. Wenn ich ihre Unterstützung nicht gehabt hätte, wäre ich jetzt nicht Skifahrer.»

Marco Odermatt, Ski Alpin, Vater Walter, Interview, März 2021, SI 12/2021

Der Wegbereiter und sein Sprössling: Vater Walter und Sohn Marco.

Remo Naegeli

Auch deswegen will er den Kindern als Botschafter etwas zurückgeben. «Im Sport lernt man so viel für die Zukunft und das Leben: Vertrauen, Disziplin, Respekt vor anderen», erklärt der Vize-Gesamtweltcupsieger der letzten Saison. «Das sind sehr wichtige Punkte. Und vielleicht habe ich als Sportler mittlerweile auch eine Vorbildfunktion für die Kinder und Jugendlichen.»

Früh im Rennfieber

Odermatt selbst hat seine Liebe für den Rennsport schon früh entdeckt. «Wenn man keinen Spass hat, würde man gar nicht erst anfangen mit Sport», sagt er. «Nachher hat man aber schon relativ schnell Ziele in sich drinnen, sucht den Vergleich.» Sein Vater habe ihn deshalb als Kind immer wieder für Rennen angemeldet, «weil ich gestürmt habe, dass ich wieder teilnehmen möchte».

Marco Odermatt

In der Elite angekommen: Im Gesamtweltcup holte sich Marco Odermatt hinter Alexis Pinturault den zweiten Platz – und das im Alter von 23 Jahren.

imago images/Sammy Minkoff International

Der Wettkampf, das Messen mit anderen, sieht Odermatt allerdings nicht im Zentrum seiner Mission, Zugang zum Sport zu schaffen. Seine eigene Schwester Alina, 20, hat diesen Frühling das Ende ihrer aktiven Karriere bekanntgegeben. Seit Anfang dieser Woche absolviert sie nun ein KV-Praktikum bei einer Bank in Nidwalden. «Sie hat es nicht verpasst, an die Weltspitze zu kommen», ist für Marco klar. «Stattdessen hat sie bis dorthin, wo sie kam, enorm viel gelernt für ihren Lebensweg.»

Ein guter Draht zu Kindern

Seine Erkenntnisse will Odermatt als Botschafter nun weitergeben. Einen Draht zu den Jungen hat der Nidwaldner: Mit Kindern könne er es «eigentlich» gut, sagt er. «Auch wenn ich diesbezüglich noch nicht zahlreiche Funktionen gehabt habe, da ich viel unterwegs war.»

«Im Sport lernt man so viel für die Zukunft und das Leben: Vertrauen, Disziplin, Respekt vor anderen»

Marco Odermatt

Auf Erfahrung mit Kindern beim Skiclub oder an der Sportmittelschule Engelberg kann er aber zurückblicken. Nicht so als Hüetibueb für Swiss-Ski-Teamkollegen wie Beat Feuz und Carlo Janka, die schon Papa sind. «Als Babysitter bin ich im Team noch nicht eingesprungen», erzählt Odermatt lachend.

In illustrem Sportkreis

Wenn es denn mal so weit sein sollte, kann sich Marco Odermatt auch bei den anderen Laureus-Botschafterinnen und -Botschaftern Tipps holen. Etwa bei Schwingerkönig Christian Stucki, der selbst zweifacher Vater ist. Zu erfahren, wie Stucki neben dem Schwingen auch seinen Job und eine Familie unter einen Hut bringt, «könnte schon interessant sein», sagt Odermatt. «Und im Krafttraining dürfte er mir in einigen Dingen voraus sein.»

Die illustre Runde mit ehemaligen und aktiven Sportstars, Funktionären und Journalisten sieht er allgemein als grosse Bereicherung. «Es ist immer spannend, unter Gleichgesinnten zu sein und sich doch über komplett andere Sportarten auszutauschen.» Er könne von jeglichen Sichten profitieren, ist Odermatt überzeugt.

Auch von derjenigen von Baschi: Der Baselbieter ist als Sänger schon fast der Exot unter den Laureus-Botschaftern. Beibringen könnte er Marco deshalb aber nicht etwa weniger, sondern besonders viel. «Beim Singen hätte ich bestimmt das grösste Potenzial!», sagt dieser lachend. «Ein oder zwei Treffen würden da aber beim besten Willen nicht reichen.»

Laureus Stiftung Schweiz

Das Ziel der Laureus Stiftung Schweiz ist es, mithilfe des Sports Kindern und Jugendlichen ein positives und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Über den Sport und den damit verbundenen Werten fördert Laureus gezielt die Integration und Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen und deren physische und psychische Gesundheit.
Dabei steht nicht die Leistung im Zentrum, sondern die Freude am Sport und das gemeinsame Erlebnis. Die Stiftung fördert junge Menschen, die Unterstützung brauchen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, sozialer Schicht oder gesundheitlichen Einschränkungen. Laureus fördert in sozialen Sportprojekten jährlich mehr als 10‘000 Kinder in der Schweiz. Das Engagement von über 20
Botschaftern wie Fabian Cancellara, Nino Schurter und Nicola Spirig dient den Kindern und Jugendlichen als grosse Motivationsspritze. 

Von Ramona Hirt am 3. Juni 2021 - 17:20 Uhr