Es gab Zeiten, da gehörte die Miss Schweiz-Wahl auf den jährlichen Event-Kalender wie die Butter aufs Brot. Damals als Karina Berger als «Missen-Mami» noch dafür sorgte, dass die jungen Frauen auch etwas aus ihrer grossen Chance machten. Die Krone ist inzwischen stumpf geworden.
Seit inzwischen mehr als zwei Jahren gibt es keine Wahl zur schönsten Schweizerin mehr. 2018 holte sich Jastina Doreen Riederer, 21, den vorläufig letzten Titel der Miss Schweiz . Glück hat er ihr nicht gebracht.
Ihr Amtsjahr war noch nicht zu Ende, doch die Organisatoren nahmen ihr den Titel weg. Jastina habe ihren Vertrag gebrochen, heisst es 2019. Nicht einmal Ex-Miss darf sich die Aargauerin nennen. Auch die Veranstalter der Wahl verkrachten sich, kommunizieren nur noch über ihre Anwälte. Ob eine Einigung erzielt wurde, ist unklar, weil alle Beteiligten schweigen. Auch zwischen Jastina und den Organisatoren ist noch nicht alles geklärt, weshalb die Aargauerin seit längerem ein Redeverbot hat.
Das unschöne Ende einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte? Sehr gut möglich. Das Konzept irritiert. #BodyPositivity, die Bedeutung von Inklusion und Diversität haben das traditionelle Missen-Konzept zurecht über den Haufen geworden. Frauen, ausschliesslich wegen ihres Aussehens auszuzeichnen, wirkt heute in etwa so modern wie eine Dampflok. Kurzum: In dieser Form kann man das heutzutage einfach nicht mehr bringen. Die Miss und ihre Krone ist 2020 ein Anachronismus, dem – falls es wieder einmal zu einer Wahl kommt – gehörig frischer Wind eingehaucht gehört.
Die Schweizer TV-Landschaft scheint am Konzept im Moment sowieso auch kein Interesse zu haben, wie «Blick» Mitte Februar schrieb. Dass auf der offiziellen Missen-Website noch ein Castingaufruf zu finden ist, nun, das ist vermutlich einfach irgendwo vergessen gegangen.
Versuche, aus der Schönheitskönigin eine sozial engagierte Gallionsfigur zu basteln, sind auch schief gegangen. Eine Miss ohne Glitz und Glam? Das hat sich auch nicht durchgesetzt. Der Wahl-Prozess beinhaltete ja trotzdem noch das klassische Schaulaufen, mit dem aktuell eigentlich nur noch Heidi Klum im Reality-TV mit ihren «GNTM-Mädchen» durchkommt.
Die Miss, wie es sie einst gab, wird es vermutlich nicht mehr geben. Es gibt einige Frauen, die aus der aktuellen Schweizer Shobiz-Szene kaum mehr wegzudenken sind, die ihre Karriere auf einer Bühne mit einer funkelnden Krone auf dem Kopf begonnen haben. Christa Rigozzi, die Miss Schweiz 2005, hat ihren Sieg in eine nachhaltige und langfristige Karriere verwandelt. Linda Fäh, Miss Schweiz 2009, tourt erfolgreich als Schlagersängerin durch die Lande. Mit 17 Jahren startete Melanie Winiger als «Miss Schweiz 1996» ihre Karriere.
Wir sagen nicht, «früher war alles besser», aber anders, ja das war es. Und deshalb nehmen wir euch mit auf eine kleine Reise – und schauen, was aus fünf ehemaligen Missen geworden ist. Den Anfang macht Amanda Ammann, Miss Schweiz 2007.