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  4. Bei seinem «Tagesschau»-Abschied nach 18 Jahren verdrückt Franz Fischlin ein paar Tränen
Emotionaler «Tagesschau»-Abschied

Am Schluss muss Franz Fischlin doch noch ein Tränchen verdrücken

Nach 18 Jahren SRF ist Schluss. Gestern Abend moderierte Franz Fischlin seine letzte «Tagesschau» – und wurde in den letzten Minuten ungewohnt emotional.

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Franz Fischlin

«In Zeiten von Fake News braucht es Fakten und Einordnung»: Ganz am Schluss macht sich Fischlin noch für den Journalismus stark.

SRF

Eigentlich schaute Franz Fischlin der letzten Moderation der «Tagesschau» gelassen entgegen. «Ich lasse mich überraschen, was das mit mir macht. Das kann man nicht antizipieren», sagte er im Voraus. Doch dann wurde sein letzter SRF-Auftritt doch noch ein bisschen emotional. «Das war es von mir, es würde mich freuen, wenn wir uns wieder sehen, nicht hier, aber vielleicht irgendwo da draussen, ausserhalb vom Studio, im richtigen Leben sozusagen», sagte der 59-Jährige auf Schweizerdeutsch und sichtlich bewegt ganz am Schluss. Dann setzte «Für Immer Uf Di» von Patent Ochsner ein und seine Moderationskolleginnen Andrea Vetsch (46) und Cornelia Boesch (47) herzten Fischlin zum Abschied gebührend. Und es schien, als müsste sich der Solothurner, der inzwischen seine Brille abgenommen hatte, doch noch das eine oder andere Tränchen verdrücken.

18 Jahre lang stand Fischlin vor der Kamera, stets souverän, sympathisch und kompetent. Jetzt schlägt der Vollblut-Journalist neue Wege ein, will sich selbstständig machen und mehr Zeit für die Familie haben. Fischlin hat zwei erwachsene Töchter aus einer ersten Ehe, und drei Kinder mit SRF-Kulturchefin Susanne Wille (47). Der Entscheid, eine neue Ära in Angriff zu nehmen, sei keine Kurzschlusshandlung gewesen, sondern das Resultat eines langen, inneren Prozesses. «Der Moment, als ich meinen Entscheid kommunizierte – das war vor zwei Monaten –, hatte auch etwas Befreiendes», sagte Fischlin im Interview mit der Zeitschrift «Tele».

Franz Fischlin bleibt dem Journalismus treu

Ob Finanzkrise, Terroranschläge, Naturkatastrophen, über all die Jahre war Fischlin ein starker Fels in der Brandung, der dem Zuschauer mit Ruhe und Gespür die Hintergründe zu den Nachrichten lieferte. Und genauso sympathisch wie in den rund 1700 Ausgaben, die er für die «Tagesschau» vor der Kamera stand, wendete sich Fischlin auch in seiner letzten Sendung nochmals ans Publikum. «Ich will mich auch bei Ihnen bedanken, von Herzen, liebes Publikum, für das grosse Vertrauen und die Wertschätzung, die ich über all die Jahre zu spüren bekommen habe. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit, ich empfand es stets als eine Ehre, Teil eines grossen, motivierten Teams zu sein, das jeden Tag 365 Tage im Jahr informiert.»

Fischlin bleibt auch nach seiner Zeit beim Schweizer Fernsehen dem Journalismus treu, schliesslich übt er diesen Beruf sein halbes Leben aus. «Ich habe kaum etwas anderes gemacht. Vielleicht kann ich auch nichts anderes», erzählt er «Tele» mit einem Lachen. Jetzt stünden vor allem Herzensangelegenheiten an, etwa der Ausbau von «YouNews», der Jugendmedienwoche, wo mit diversen Aktivitäten die Förderung der Medienkompetenz der Jugendlichen unter einem Dach vereinbart werden soll.

Und so nutzte er bei seinem letzten Auftritt auch noch die Gelegenheit, für den Qualitätsjournalismus eine Lanze zu brechen. «In Zeiten, in denen alles schneller und verrückter zu drehen scheint, in denen gesellschaftliche Polarisierung ein Thema ist, in Zeiten von Fake News, da braucht es Fakten, Fachwissen, Einordnungen. Unabhängige und kritische Informationen. Kurz, es braucht starken Journalismus.»

 

 

 

 

«Jetzt muss ich mich sammeln»

Von bes am 24. Juni 2022 - 11:50 Uhr