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Was wurde aus den Ex-Missen?

Amanda Ammann: «Ich arbeite mehr als 100 Prozent»

Sie waren einst stolze Titelträgerinnen und in der Schweiz in aller Munde: Die Missen. Heute allerdings haben sich einige von ihnen stark aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. In dieser Serie beleuchtet schweizer-illustrierte.ch, was aus Amanda Ammann, Bianca Sissing, Jennifer Ann Gerber, Sonia Küng-Grandjean und Alina Buchschacher wurde. Heute: die gebürtige St. Gallerin Amanda Ammann.

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Amanda Ammann, Miss Schweiz, 2007

Die St. Gallerin Amanda Ammann war im Jahr 2007 Miss Schweiz.

Fabienne Bühler
Sarah Huber
Sarah Huber

Am 13. Oktober 2007 wurde das Leben von Amanda Ammann auf den Kopf gestellt. Die damals 20-Jährige wurde zur Miss Schweiz gewählt. In ihrer elfmonatigen Amtszeit war sie stolze Repräsentantin des Landes. Die gebürtige St. Gallerin glänzte bei Begegnungen mit dem Volk, aber auch mit dem Bundesrat, war Markenbotschafterin renommierter Brands und erfüllte brav die Aufträge der Miss-Schweiz-Sponsoren.

Sie geht einer Arbeit abseits vom Glamour nach

Heute – bald zwölf Jahre nachdem sie die Missen-Schärpe an ihre Nachfolgerin Whitney Toyloy, 29, übergeben hat – hat sie dem Showbusiness weitgehend den Rücken gekehrt. Ammanns Fokus liegt seit vielen Jahren auf einer Karriere abseits vom Rampenlicht, wie sie gegenüber schweizer-illustrierte.ch sagt.

«In meiner Arbeit als Senior Consultant im Bereich Nachhaltigkeit und internationale Entwicklungszusammenarbeit für verschiedenste multinationale Unternehmen und Regierungsinstitutionen blühe ich voll auf», schwärmt Ammann. Die heute 33-Jährige arbeitet seit eineinhalb Jahren bei PwC Schweiz, einem der grössten Beratungsunternehmen hierzulande.

Amanda Ammann, Miss Schweiz, 2007

Nach ihrem Amtsjahr als Miss Schweiz hat Amanda Ammann wieder die Schulbank gedrückt und den Bachelor in internationalen Beziehungen gemacht.

Rolf Edelmann

Begeistert erzählt sie, wie ihr Berufsalltag konkret aussieht: «Ich berate Kunden in puncto Strategie und Reporting, führe bei den betreffenden Unternehmen Audits durch und analysiere Prozesse. Hierbei geht es um Themen wie etwa Co2-Emissionen, nachhaltige Finanzen oder Menschenrechte.»

Zweifache Masterabsolventin

Dass Ammann in diesen Themen zu Hause ist, belegen ihr schulischer Werdegang und die diversen Anstellungen in den letzten Jahren. Nach ihrem Missenjahr hat sie an der Universität Genf den Bachelor in internationalen Beziehungen abgeschlossen. Später folgten weitere Ausbildungen. So kann Ammann heute einen Master in International Affairs und Governance sowie einen in Menschenrecht, Friedensförderung und Nachhaltigkeits-Finanzierung vorweisen. Letzteren hat sie notabene auf Spanisch gemacht und dafür eineinhalb Jahre in Valencia gelebt.

Was wurde aus den Ex-Missen?

Amanda Ammann reist durch die Welt

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In einer Serie beleuchtet schweizer-illustrierte.ch, was aus den Ex-Missen Amanda Ammann, Bianca Sissing, Jennifer Ann Gerber, Sonia Küng-Grandjean und Alina Buchschacher wurde. Heute: die gebürtige St. Gallerin Amanda Ammann.  

Dass die Ex-Miss ein Sprachtalent ist, zeigen die vielen Auslands-Stationen in ihrem Lebenslauf. Ammann war schon bei der Schweizer Botschaft in Manila, Philippinen, tätig oder reiste während ihrer Anstellung bei einem Schweizer KMU im Trinkwasserbereich nach Indien und Nepal sowie in andere Länder Südostasiens. «Ich habe sehr viele Feldbesuche an diesen Orten gemacht und konnte auch in der Zusammenarbeit mit Regierungen und NGOs viele wichtige Erkenntnisse gewinnen.» Ihre Tätigkeit in Nepal endete nach dem Erdbeben 2015. «Das war ein sehr einschneidender Moment für mich», erinnert sich die Miss Schweiz 2007.

Amanda Ammann Ex Miss Schweiz bei ihrer Arbeit Feldforschung in Nepal

Hier spricht Amanda Ammann mit einer Kleinunternehmerin im Staat Bharatpur in Nepal. In dieser Region baute die Ex-Miss Projekte auf, die die Privatwirtschaft förderten.

ZVG

«Wir sind ein Working Couple und haben keine Kinder»

Auch wenn Ammann von Berufes wegen immer noch regelmässig geschäftlich ins Ausland reist, liegt ihr Lebensmittelpunkt heute in der Schweiz. Die St. Gallerin hat sich schon vor eineinhalb Jahren in Zürich niedergelassen und wohnt mit ihrem Partner zusammen. Wer an ihrer Seite durchs Leben geht, mag Ammann nicht verraten. Nur so viel: «Es ist eine langjährige Beziehung. Wir sind ein Working Couple und haben keine Kinder.»

Dass ihr Privatleben, aber auch sie als Person heute in den Medien nicht mehr gross stattfindet, hat die einstige Schönheitskönigin bewusst so gelenkt: «Ich möchte derzeit keine privaten Geschichten und Erlebnisse in die Öffentlichkeit tragen.» Erstens, sei sie grundsätzlich nicht der Typ, der sich immerzu auf Social Media oder in den Medien öffentlich über private Angelegenheiten mitteilen will. Zweitens, sei in ihrem Beruf als Senior Consultant ein gewisses Mass an Diskretion, Zurückhaltung und Seriosität Voraussetzung fürs Vertrauen der Kunden. «Da wäre es kontraproduktiv, wenn ich zu viele private Einblicke gebe», schlussfolgert sie.

Ex-Miss-Schweiz Amanda Ammann auf Reisen

Die Weltenbummlerin bereiste auch Jordanien: «Petra ist einer der magischsten Orte, den ich gesehen habe. Das Bereisen von exotischen Ländern ist eine meiner grossen Leidenschaften.»

ZVG

In der Konsequenz ist ihr Facebook-Profil auf privat eingestellt. Ein öffentliches Profil hat sie lediglich noch bei Instagram und Linkedin. «Mein Instagram-Feed erinnert aber mehr an einen Travel-Blog, da ich oft unterwegs und auch fotobegeistert bin. Einblick in meinen Beruf oder die Beziehung findet man darauf nicht», schmunzelt sie.

Schwindendes Medieninteresse an Ex-Missen in der Schweiz

Unabhängig von ihrem Entscheid zu mehr öffentlicher Zurückhaltung ist sie der Überzeugung, dass sich auch die Medienlandschaft Schweiz in den letzten zwölf Jahren stark gewandelt hat: «In meinem Amtsjahr war das öffentliche Interesse an meiner Person und natürlich an Missen extrem gross. Eine Miss war ein gemeinsamer Nenner für viele Schweizer.»

Praktisch alle hätten die aktuelle Amtsträgerin gekannt, erinnert sich Ammann. «Heute hege ich den Eindruck, dass sich die Medienschaffenden wie auch Medienkonsumenten mehr auf internationale Stars oder Stars in den sozialen Medien konzentrieren. Diese Verlagerung zeigt sich für mich auch darin, dass wichtige öffentlichkeitswirksame Anlässe wie etwa der SwissAward auf SRF abgeschafft wurden.»

«Ich gehörte zu den bestverdienenden Missen überhaupt»

Dass die inländische Prominenz nicht mehr gleich interessant sein soll, lässt sich wohl nicht verallgemeinern. Denn Ex-Missen wie Christa Rigozzi, 36, Melanie Winiger, 41, oder auch Laetitia Guarino, 27, machen mit ihrem Leben und ihrer Karriere auch heute noch sehr erfolgreich von sich reden. Ammann ihrerseits lebt gut damit, dass sie nicht mehr an jedem VIP-Anlass glänzt und ihr Gesicht nur noch selten Werbemittel ziert. Viel wichtiger ist ihr, dass sie damals während ihres Amtsjahrs als Miss Schweiz punkten konnte. Wenn sie daran zurückdenkt, ist die gebürtige St. Gallerin sehr zufrieden mit der eigenen Leistung: «Ich gehörte wie Christa Rigozzi zu den bestverdienenden Missen überhaupt. Auch wenn meine Amtszeit mit elf Monaten etwas kürzer war wie gewöhnlich, konnte ich wahnsinnig viele Folgeaufträge an Land ziehen.»

Amanda Ammann in ihrer gemeinsamen Wohnung mit Freund Sebastian

Die Homestory bei der neuen Miss Schweiz war Pflichtprogramm im Repertoire der Schweizer Illustrierten.

Thomas Buchwalder

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Heute erhalte sie regelmässig Moderations-Anfragen. «Am liebsten führe ich durch Netzwerkanlässe und Podien mit Fachexperten und Politikern», sagt sie. Modeln tut sie nur noch selten und ist auch bei keiner Model-Agentur mehr unter Vertrag. Dies vor allem aus Zeitgründen, wie sie sagt: «Ich stecke sehr viel Energie in meinen Job. Daneben moderiere ich Veranstaltungen, bin Markenbotschafterin von update Fitness. Zudem ziehe ich derzeit noch ein eigenes Geschäft hoch und bin aktiv in einer politischen Partei tätig. Ich arbeite also mehr als 100 Prozent, da bleibt nicht mehr viel Zeit fürs Modeln, obwohl es mir immer Spass bereitet hat.»

«Mein Jahr als Miss Schweiz hat mich sehr geprägt»

Den Laufsteg und das Fotostudio vermisst sie nicht. Das Missen-Jahr mit den Hunderten von Shootings, Events und Charity-Veranstaltungen bleibt aber auch rückblickend ein wichtiger Meilenstein für Ammann. «Mein Jahr als Miss Schweiz hat mich sehr geprägt. Dadurch lernte ich, aus meiner Komfortzone zu gehen, mit Personen verschiedenster sozialer Schichten zu interagieren, öffentlich vor fremden Personen zu sprechen und mir Zeit für die Anliegen verschiedener Menschen zu nehmen.» Der Titel als Schönheitskönigin habe sie zu einem noch offeneren Menschen gemacht, ist sie sich sicher.

Amanda Ammann, Ex Miss Schweiz, 2009

Auch nach ihrem Amtsjahr konnte Amanda Ammann viele Aufträge an Land ziehen.

Fabienne Bühler

Auch wenn sie sehr viel positive Erinnerungen an die Miss Schweiz Organisation, die Ex-Missen und auch an Ex-Missen-Mami Karina Berger hat, ist Ammann der Überzeugung, dass eine Miss Schweiz Wahl im Jahr 2020 nicht mehr zeitgemäss ist. «Wie sich Frauen präsentieren, hat sich in den letzten zehn Jahren extrem verändert. Die heutigen Idole und Vorreiterinnen müssen nicht perfekte Körpermasse, ein makelloses Gesicht und eine bezaubernde Ausstrahlung vorweisen, heute geht es bei weiblichen Vorbildern mehr um Persönlichkeit, Klugheit und coole Ideen.» Sie unterstütze diese gesellschaftliche Bewegung, so Ammann.

Sie wünscht sich ein TV-Format, das Startup-Gründerinnen gross rausbringt

Bislang ist ungeklärt, ob es 2020 eine Miss-Schweiz-Wahl gibt. Aktuell plant kein Schweizer Fernsehsender ein Comeback. Wenn die TV-Macher etwas auf die Meinung der Miss Schweiz 2007 geben, dann sollten sie statt des Schönheitswettbewerbs ein neues Format pushen. Amanda Ammann hätte da einen Tipp: «Es wäre viel cooler, eine Sendung über Schweizer Startup-Gründerinnen zu lancieren. Frauen mit vielversprechenden Geschäftsideen erhalten nach wie vor weniger Finanzierung und andere Weiterentwicklungschancen als Männer. Ein solches Format ginge über Schönheit hinaus und passt in die heutige Zeit.»

Von Sarah Huber am 8. Mai 2020 - 06:09 Uhr