«Diese Woche haben wir wieder einige Patienten aufgenommen, die sich infiziert haben – zurzeit sind im Kantonsspital Baden 16 Covid-Patienten hospitalisiert. Auch einer meiner ärztlichen Kollegen hat sich angesteckt. Nach einer Arbeitsschicht bekam er 38,3 Grad Fieber mit Gliederschmerzen und musste deshalb den Corona-Abstrich machen lassen. Nun muss er zehn Tage zu Hause bleiben und darf erst nach 48 Stunden ohne Symptome wieder zur Arbeit kommen.
Alle Ärzte, die in der gleichen Schicht gearbeitet haben, müssen jetzt täglich mehrmals Fieber messen und sich beim kleinsten Anzeichen einer Infektion testen lassen. Mit den zusätzlichen Vorsichtsmassnahmen, die wir im Büro eingeführt haben, wie Abstand halten, Tastaturen und Schreibtischflächen regelmässig desinfizieren und ständig eine Maske tragen, ist das Risiko zum Glück klein, dass sich jemand angesteckt hat. Aber wie alle anderen achte ich nun auch genauer auf jede kleine Regung des Körpers.
Miu car scazi, mein lieber Schatz, spreche ich meinen Freund Stelios auf Rätoromanisch an. Was wollen wir jetzt tun? Immer wenn ich etwas Ernstes besprechen möchte, rede ich ihn in meiner Muttersprache an. Wir sitzen zu Hause auf dem Sofa und diskutieren darüber, ob wir wegen der Pandemie unsere Lebensgewohnheiten in den eigenen vier Wänden ändern sollen.
sind schweizweit in Intensivpflege. Die Zahlen sind rückläufig, vor zwei Wochen waren es noch 400 Männer und Frauen.
Menschen sind weltweit an Covid-19 erkrankt. Zwei Drittel davon in Europa.
Uns allen – von den Ärzten über die Pflegefachpersonen bis hin zum Servicepersonal – ist der Gedanke, das Virus vom Spital mit nach Hause zu bringen und einen der Liebsten anzustecken, ein Graus. Ein Pfleger der Notfallstation berichtet, dass er und seine ältere Mutter, die gemeinsam in einer Wohnung leben, sich kaum mehr im gleichen Zimmer aufhalten. Die Furcht, ihr zu schaden, ist zu gross.
Stelios und ich diskutieren, ob wir ab sofort in getrennten Betten schlafen sollen. Wir hatten uns sogar überlegt, ob er für diese Zeit ausziehen soll. Er lehnte das jedoch ab. Er will bei mir bleiben. Auch das Coronavirus kann uns nicht trennen!»