Aktuell bewegt mich die Frage, was es noch braucht, damit die Franzosen die Macht ihres Präsidenten beschneiden.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich die erwachende Stadt: erste Lieferungen, Autohupen – und Vogelgezwitscher auf unserer kleinen Terrasse.
Zum Frühstück esse ich oft ein Müesli mit einem Apfel, gerieben mit einer Bircher-Benner-Raffel.
Zur Arbeit fahre ich nicht, da ich von zu Hause aus arbeite. Wir wohnen im Zentrum; die meisten Meetings erreiche ich zu Fuss.
Mein Arbeitstag dauert je nachdem, was ansteht.
Am Feierabend gönne ich mir einen Besuch in der Nationalbibliothek – ein wunderschöner Ort zum Lesen und Verweilen: Der Mix von Architektur und Natur ist einzigartig.
Typisch französisch an mir ist mein Auflehnen gegen Ungerechtigkeit: Ich bin überzeugt, dass wir uns laufend für die Aufrechterhaltung der Rechtsstaatlichkeit einsetzen müssen.
Touristen aus meiner Heimat zeige ich die indischen, chinesischen, afrikanischen Quartiere – man ist in Paris und bereist doch die ganze Welt. Überschätzt werden hier die Eclairs au chocolat – sie sind nicht annähernd so gut wie ein Meiringer Tatzelwurm.
Am meisten stört mich an Frankreich die Bürokratie. Die ist wie in Mani Matters Lied «Är isch vom Amt ufbotte gsy».
Von der Schweiz vermisse ich vor allem die Seen und Flüsse, in denen ich im Sommer gern schwimme.
Die Schweiz kann von Frankreich lernen, etwas mehr Leichtigkeit zu leben.
Schweizer Politik verfolge ich vor allem vergleichend zur Politik in Frankreich. Beide Länder haben Eigenarten, die im Nachbarland unvorstellbar sind.
Ich würde zurückkehren, um näher bei meinen zwei Schwestern und ihren Familien zu sein.
Beruf: Mitbegründerin des Start-ups Onteis, das neue Ansätze zur Krebsbehandlung erforscht.
Leben in Zahlen: Lebt mit ihrem Partner in einer Drei-Zimmer-Mietwohnung in Paris. Dass der Standard nicht wie in der Schweiz ist und im Winter die Heizung schon mal ausfällt, nehmen sie «mit Humor.» Ein Kilo Brot kostet im Bioladen 5.80 Franken. Den Coiffeurbesuch gibts ab 50 Franken.
Nach dem Masterstudium (Geschichte, Wirtschaft, Politikwissenschaften) in Zürich ziehts die Meiringerin 2008 nach Paris. Ihren Partner lernte sie vier Jahre zuvor in New York kennen – in einem Museum. In Frankreich organisiert sie einen Deutschschweizer Klub, lernt Chinesisch und engagiert sich längere Zeit in einem Flüchtlingszentrum.