Ein kurzer Stopp in der Heimat muss reichen. Ein Schwatz mit alten Freundinnen und Freunden, ein Znacht mit den Eltern. Eine halbe Stunde mit dem Velo entlang der Limmat, die kalte Zürcher Luft einatmen. Basil Eidenbenz, 28, nutzt einen Trip von London – wo er seit fast zehn Jahren lebt – nach Berlin – wo er häufig arbeitet – für einen Zwischenhalt in Zürich. Länger hier zu verweilen, liegt gerade nicht drin.
Mit den Grossen vor der Kamera
Davon, dass er heute so vielbeschäftigt sein würde, wagt Basil Anfang 2020 kaum zu träumen. Zwar stand er in Grossbritannien bereits für Serien wie «Victoria» oder «Athena» vor der Kamera und war sogar an der Seite von Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone im oscarprämierten «The Favourite» zu sehen. «Aber als Schauspieler bist du nach jedem Dreh wieder arbeitslos», sagt Eidenbenz. So jobbt der Zürcher noch als Koch in einem Restaurant in seiner Wahlheimat, bevor Corona die Welt stilllegt. Ein Glück. «Ich konnte Essen mit nach Hause nehmen, das sonst vergammelt wäre, und erhielt finanzielle Entschädigung», erzählt er.
Die Zeit im Lockdown schlägt er unter anderem mit Gamen tot. Er spielt «The Witcher», das Computerspiel zur gleichnamigen Hexer-Saga, die als dritterfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten gilt. Auf 76 Millionen Nutzerkonten wurde die erste Staffel weltweit angesehen, erfolgreicher waren nur «Squid Game» und «Bridgerton». Der Anruf seiner Agentin, die ihn zum Casting für ebendiese Serie aufbietet, klingt da fast schon nach Schicksal.
Im Hexer-Kostüm
Zumal die Rolle des Hexers Eskel eigentlich bereits an den Dänen Thue Ersted Rasmussen («The New Nurses») vergeben ist. Dieser kann sie aber wegen des verschobenen Drehstarts nicht mehr spielen. So kommt es, dass sich Basil Eidenbenz im Sommer 2020 gemeinsam mit Hauptdarsteller Henry Cavill (dem Superman aus den DC-Filmen) ins Hexer-Kostüm stürzt. «Klar ist man am Anfang ein bisschen nervös bei so einer grossen Produktion. Aber schlussendlich ist es ein Job wie andere auch», sagt er.
Wenig zu tun mit der «Witcher»-Welt hatten bis anhin Basils Eltern. «Er erzählte von einer Rolle in einer Netflix-Serie. Als dann plötzlich gefühlt jedes Internetportal der Welt vermeldete, dass Basil den Eskel spiele, realisierte ich erst, was das für ein Hype ist», erzählt Michael Eidenbenz, 59. Basils Vater ist ausgebildeter Organist und Direktor des Departements Musik der Zürcher Hochschule der Künste. Kein Wunder also, dass auch Basil bereits mit drei Jahren in die Klaviertasten greift und mit fünf zu den Zürcher Sängerknaben stösst.
Talent & Unlust
Als er seinen Vater mal fragt, ob er ihn auch als Berufsmusiker sehe, antwortet dieser: «Wahrscheinlich nicht.» Das habe allerdings weniger mit fehlendem Talent zu tun, sondern mehr mit Basils Unlust zu üben, stellt Michael Eidenbenz klar. «Ich bin ihm sehr dankbar für seine Ehrlichkeit», meint der Sohn lachend. Immerhin konnte er sein musikalisches Talent bereits in der Rolle des Komponisten Johannes Brahms in einer Arte-Produktion unter Beweis stellen. «Und bald werde ich wieder einen Komponisten spielen», verrät er.
Seine Schauspielkarriere beginnt Basil Eidenbenz 2009 in der SRF-Jugendserie «Best Friends». Nach einem kurzen Zwischenspiel an der Zürcher European Film Actor School (Efas) zieht es ihn fürs Schauspielstudium nach London. Nach dem Abschluss sieht er sich mit der «realen Welt» konfrontiert. «Ich fand lange keine gescheite Agentur, merkte, dass niemand auf mich gewartet hatte.» Basil bleibt trotzdem in London, kämpft um Rollen, hat mal Glück, mal weniger. Auch finanziell. «Für die Rolle in ‹The Witcher› bin ich auch in dieser Hinsicht sehr dankbar.»
Von der Hexer-Sage zum Action-Klassiker?
Seit vergangener Woche läuft die zweite Staffel auf Netflix. In die erste habe er nur mal kurz reingeschaut, sagt Vater Michael Eidenbenz. «Aber diese werde ich natürlich von Anfang bis Ende schauen.» Und dann ist wohl bald auch ein Kinobesuch angesagt. Die Spatzen pfeifens schon länger quer durchs Internet: Basil Eidenbenz wird im fünften Teil des Action-Klassikers «Indiana Jones» an der Seite von Harrison Ford zu sehen sein. Mehr darf Basil nicht verraten. Aber es müsste wohl schon mit echter Hexerei zugehen, wenn die Welt nicht noch sehr viel von diesem Zürcher hören würde.