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Vor dem grossen ESC-Finale

Remo Forrer auf den Spuren der Beatles

Vor seinem Auftritt am Finale des Eurovision Song Contest begibt sich Remo Forrer in Liverpool auf Sightseeing-Tour. In der nordenglischen Stadt haben schon ganz grosse Musikkarrieren begonnen. «Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen für mich.»

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Foto: Joseph Khakshouri 04.04.2023 Schweizer ESC, Kandidat Remo Forrer in Liverpool, wo der Song Contest an stelle von der Ukraine stattfindet. Im Hafenbereich Liverpool (UK)

Die kühle Bise vom Meer her ist Gift für Remos Stimme, deshalb fällt der Spaziergang am berühmten Albert Dock kurz aus.

Joseph Khakshouri

Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt, wenn man hier unterwegs ist: John, Paul, George und Ringo. Kein Wunder, schliesslich ist Liverpool als Heimatstadt der legendären Beatles so etwas wie die Wiege der europäischen Popkultur. Genau der richtige Ort für Remo Forrer, der sich selbst als «richtige Popnudel» bezeichnet.

Nicht dass der 21-Jährige ein grosser Beatles-Fan wäre. «Meine Mutter hat sie ab und zu gehört, und ich habe auch schon mal einen Song von ihnen an einer Hochzeit gesungen. Meine Vorbilder sind jedoch eher aktuelle Acts wie Ed Sheeran oder Lewis Capaldi. Aber die Beatles haben die Popmusik und mit ihr alle Generationen von Musikern geprägt, auch die meine.»

Foto: Joseph Khakshouri 04.04.2023 Schweizer ESC, Kandidat Remo Forrer in Liverpool, wo der Song Contest an stelle von der Ukraine stattfindet. Im The Gallery T-Shirt LAddn kann man sich mit Beatls T-shirts etc.... eindecken Liverpool (UK)

Ein Beatles-Shirt im grössten Fanshop der Stadt zu erstehen, ist ein Must. «Ihre Songs liefen auch ab und zu daheim», sagt Remo.

Joseph Khakshouri

So begibt sich denn unser diesjähriger Vertreter am Eurovision Song Contest gern auf die Spuren dieser Legenden. Zwei Stunden müssen allerdings reichen für eine Sightseeing-Tour. Remo Forrer ist schliesslich nicht zum Spass hier. Seine Tage sind durchgetaktet: Gesangsunterricht, Tanztraining, Interviews – «manchmal fünf Stunden am Stück, jede Viertelstunde ein anderes Medium. Und alles in Englisch.» Dazu die Proben auf der grossen Bühne. Zudem wird Remo mehr oder weniger ständig von Kameras begleitet, welche Bilder für die Inhalte verschiedenster Kanäle herstellen. «Der einzige Ort, an dem ich gerade allein sein kann, ist mein Hotelzimmer.»

Dabei bleibt der junge Ostschweizer so souverän, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Parliert locker in Englisch («es war eines meiner Lieblingsfächer in der Schule»). Schüttelt auch die Antwort zu heiklen Fragen nach dem vermeintlich politischen Inhalt seines Songs «Watergun» aus dem Ärmel. Wirkt selbstsicher und trotzdem authentisch. Und singt sich vergangenen Dienstag locker in die Herzen des Millionen-TV-Publikums und in den Final vom Samstag. «Ich bin extrem erleichtert, dass ich weitergekommen bin. Was immer jetzt noch kommt – ich kann nur gewinnen.»

«Gelernt, nicht aufzugeben»

Schon einmal hat er gewonnen, Remo Forrer aus dem 900-Seelen-Dorf Hemberg im Toggenburg. Seinen Sieg 2020 beim TV-Format «The Voice of Switzerland» mitten im Lockdown hat ihm dann aber Corona vermiest: keine Auftritte, keinen Plattenvertrag, keine grosse Musikkarriere. «Dafür habe ich gelernt, nicht aufzugeben. Für meinen Traum zu kämpfen, egal, wie die Voraussetzungen sind.» Dass ihn sein Wille und sein Talent mal auf die grösste Bühne Europas führen würden, hätte er sich allerdings kaum träumen lassen. «Ein gigantisches Erlebnis!»

Foto: Joseph Khakshouri 04.04.2023 Schweizer ESC, Kandidat Remo Forrer in Liverpool, wo der Song Contest an stelle von der Ukraine stattfindet. auf der Beatles street giebt es den Cavern Club, wo einste die Beatles aufgetreten sind Liverpool (UK)

Remo im Eingang des «Cavern Club», wo die Karriere der Beatles anfing. Auch er hofft darauf, dass sich ihm hier Türen öffnen.

Joseph Khakshouri

Aufgewachsen zwischen Volksmusik und vielen Haustieren, sitzt Remo vor knapp vier Jahren erstmals in einem Flugzeug – auf dem Weg nach Köln zu einem Talentshow-Casting. Ferien machte die Familie vor allem in der Schweiz, hin und wieder mal gings mit dem Bus nach Italien. Seither war er ab und zu mal mit Freunden im Urlaub, in Spanien und auch mal in den USA. Ein Event vom Ausmass des Eurovision Song Contest habe er sich allerdings bis anhin kaum vorstellen können.

Aufgeregt sei er aber nur bis zu den ersten Proben in der grossen Halle gewesen. «Alles war so ungewohnt. Zum Bei-spiel trete ich normalerweise nicht mit Tänzerinnen auf.» Und auch nicht im durchsichtigen Hemd und in Glitzerhosen. «Aber beim ESC gehört ein bisschen Extravaganz halt einfach dazu», meint er zu seinem Outfit der chinesischen Designerin Feng Chen Wang. Nachdem er bei der ersten Probe gemerkt habe, dass alles zusammenpasst, alles nach Plan funktioniert, ist er nun auch im Hinblick auf den Final wie- der so wie immer: tiefenentspannt. «Ich kann ja nicht mehr als mein Bestes geben. Alles andere ist Glück oder Pech.»

Foto: Joseph Khakshouri 04.04.2023 Schweizer ESC, Kandidat Remo Forrer in Liverpool, wo der Song Contest an stelle von der Ukraine stattfindet. Im Hafen stärkt sich mit einem Ail und Fish and Chips. Liverpool (UK)

Zur Stärkung gibts Fish and Chips und ein Ale in einem traditionellen Pub. Remo: «Das ist ganz mein Geschmack.»

Joseph Khakshouri

Nach dem Spaziergang über die Mathew Street, wo einst die Karriere der Beatles begann, und einem traditionellen Lunch in einem Pub – Fish and Chips – ruft wieder die Pflicht. Das bedeutet: Interview um Interview um Interview. Nein, nervös sei er nicht. Aber das könne ja noch kommen. Nein, er nehme die anderen Teilnehmenden nicht als Konkurrenz wahr, es haben sich im Gegenteil bereits einige tolle Kontakte ergeben. Und ja, ein bisschen könne man «The Voice» schon mit dem ESC vergleichen. Aber irgendwie auch nicht. Hier sei alles grösser, weiter, internationaler und sehr viel aussergewöhnlicher. Nicht nur für einen Jungen aus der ländlichen Schweiz. Aber besonders für ihn.

Ein Erlebnis, das unter die Haut geht. Nicht nur sprichwörtlich. Sich den Schriftzug seines Songtitels «Watergun» vor Ort in Liverpool auf die Rückseite des rechten Oberarms tätowieren zu lassen, ist ein spontaner Entscheid. «Ich bin sicher, dass mich die Erinnerung an diese Zeit ein Leben lang begleiten wird.» Zumal der Eurovision Song Contest 2023 ein ganz spezieller ist. Gastgeberland ist nämlich offiziell nicht Grossbritannien, sondern die Ukraine, die vergangenes Jahr gewonnen hat. Da sie wegen des Kriegs als Austragungsort nicht infrage kommt, springt das zweitplatzierte England in die Bresche.

Das Ziel: Von der Musik leben zu können 

Zurück im Hotel trifft Remo auf ESC-Profi Sven Epiney, 51, der den musikalischen Grossanlass seit Jahren kommentiert. Er hat Remo vor zwei Wochen kennengelernt und ihm ein kurzes Medientraining gegeben. Und zeigt sich beeindruckt von dessen Souveränität: «Unglaublich, mit welcher Lockerheit er das alles meistert.» Ob sich für Remo die eine oder andere Karrieretür in Liverpool öffnet, wird sich zeigen. Das Ziel des gelernten Detailhandelsfachmanns, der bis vor Kurzem in der Immobilienbranche arbeitete, ist klar: «Ich möchte nicht mehr zurück ins Büro. Ich will von der Musik leben können.»

Foto: Joseph Khakshouri 04.04.2023 Schweizer ESC, Kandidat Remo Forrer in Liverpool, wo der Song Contest an stelle von der Ukraine stattfindet. In seiner Hotel Suite hängt er kurz ab, bevor er sein Kostüm anziet Liverpool (UK)

«Mein Hotelzimmer ist der einzige Ort, an dem keine Kamera auf mich gerichtet ist.» Für die SI macht Remo eine Ausnahme.

Joseph Khakshouri

Einen soliden Fanklub aus Freunden und Verwandten, der natürlich auch nach Liverpool gereist ist, hat er schon mal. Besonders gelohnt hat sich die Reise für Remos Mami Bethli Forrer, die am Halbfinal-Tag ihren 53. Geburtstag feiert: «Ein schöneres Geschenk hätte er mir nicht machen können. Ich bin völlig überwältigt!» So hat das Mutter-Sohn-Duo vergangenen Dienstag doppelten Grund zum Feiern. Mit dem Erreichen des Finals hat sich für Remo Forrer bereits ein grosses Ziel erfüllt. «Ich komme so oder so als Sieger zurück nach Hause. Und», meint er lachend, «vermutlich werden meine Enkel dereinst total genervt sagen: ‹Opa, hör mal auf mit diesem Liverpool.› Aber ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie wissen, wer die Beatles sind!»

ESC-Final, Samstag, 13. Mai, ab 20.15 Uhr, auf SRF1. 

Hausbesuch bei der Schweizer ESC-Hoffnung

So wohnt Remo Forrer

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Am 13. Mai geht der Eurovision Song Contest in Liverpool über die Bühne. Mit dabei ist der 21-jährige Remo Forrer, der die Schweiz mit dem Song «Watergun» vertritt. Wir haben den Ostschweizer in seinem Zuhause in Niederwil besucht und zeigen, wie der Sänger wohnt. Sina Albisetti
Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 13. Mai 2023 - 16:00 Uhr