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Regula Esposito interviewt Blerim Dzemaili

Bühnen-Star trifft Rasen-Schwalbe

Welche Person möchten Sie auf ihren Humor prüfen? Diese Frage hat die Schweizer Illustrierte Regula Esposito gestellt. «Eine Darmspezialistin oder einen Fussballer!» Mit FCZ-Spieler Blerim Dzemaili hat die Komikerin gleich einen «strahlenden Traummann» als Interviewpartner gewonnen.

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Komikerin Regula Esposito interviewt Fussballer Blerim Dzemaili

Ausgerechnet: Komikerin Regula Esposito erklärt dem ehemaligen Nati-Spieler Blerim Dzemaili, wie das Runde gut läuft.

Kurt Reichenbach

«Wenn eine Kugel oder ein Ball reingeht, schreibt bitte, dass ich ein Tor gegen Blerim gemacht habe!», sagt Regula Esposito (alias Helga Schneider), 55. Die Komikerin hat heute Fussballer Blerim Dzemaili, 34, zu Gast und duelliert sich mit ihm im Billard, auf dem Rasen und am Töggelikasten. Gerade hält sie eine seiner Spielfiguren fest, schiesst – «Tor!». Der FCZ- und ehemalige Nati-Spieler lacht. Er selber muss heute nicht abliefern, sondern wird von der Komikerin persönlich aufs Thema Humor geprüft.

Komikerin Regula Esposito interviewt Fussballer Blerim Dzemaili

In Deckung! Wenn Regula Esposito nicht mit Worten, sondern mit dem ledernen Ball angreift, wirds Fussballprofi Blerim Dzemaili zu gefährlich auf der Wiese.

Kurt Reichenbach

Regula Esposito: Blerim! Wann hast du das letzte Mal gelacht?
Blerim Dzemaili: Gerade zuvor über dich! Ich bin jemand, der viel lacht. Mit Humor wird das Leben einfacher.


Als Comedian denke ich mir: Läck, die Fussballer müssen abliefern, haben immer Druck. Trainieren, «secklä». Hat da Humor Platz?
Bei uns ist wichtig zu wissen, wann wir seriös sein müssen und wann es Platz für Humor hat. Wären wir 24 Stunden seriös, hätten wir keine Energie mehr. Die neue Trainer-Generation will, wie wir Spieler, noch mehr Freude im Training haben, es verbessert den Teamgeist. Für guten Teamgeist braucht es in der Mannschaft bestimmt auch eine Witzkanone.


Wer ist es beim FCZ?
Aktuell beim FCZ sind es mehrere. Aber ich war in Mannschaften, da gabs Alleinunterhalter. Sie imitierten Trainer, Mitspieler – echte Konkurrenz für Comedians.


Lass uns eine Open Stage mit Fussballern machen! Wie die Trainer am Spielfeldrand rumspringen und fuchteln, bringt mich oft zum Lachen. Lacht ihr auch über den Trainer?
Während des Spiels hast du zu viele Emotionen, zu viel Adrenalin und Konzentration. Aber natürlich gibt es auch viele lustige Anekdoten. Mein U21-Nati-Trainer, Bernard Challandes, wollte uns vor dem Spiel gegen Frankreich motivieren. Er nahm dafür einen Güggel aus Porzellan, da das Tier auf deren Wappen ist. Er hielt den Güggel und schlug ihn mit dem Hammer kaputt. «So, genau so müssen wir heute den Güggel kaputt machen!» Da lacht man natürlich Tränen.


Spezielle Regieanweisung, da kann ich was lernen! Du bist in der Welt herumgekommen, hast in Italien, der Türkei, in England und China gespielt, hast albanische Wurzeln und bist in der Schweiz aufgewachsen. Jede Nationalität hat ihren eigenen Humor. Ich persönlich liebe den britischen!
Ganz ehrlich, meine Phase in England war die am wenigsten lustige von allen! (Lacht.) Ich habe sie als sehr kühl empfunden. Da lieben es die Italiener, Seich zu erzählen. Und dann habe ich auch die Chinesen erlebt, aber die habe ich schon gar nicht verstanden (lacht).


Wie ist der chinesische Humor?
Keine Ahnung! Ich glaube, sie machen viel mit der Mimik, haben einen geschlossenen Humor. Ich sah sie immer untereinander lachen.


War dein Humor nicht auch ein guter Ice-Breaker?
Doch, in England habe ich das ebenfalls probiert. Und die meisten können Scherze gut annehmen.


Auch Witze über Nationalitäten?
Im Team verstehen alle auch kulturelle Witze. In meinen 18 Jahren als Profi war Rassismus noch nie ein Thema. Aber natürlich muss man bei Themen wie der Familie oder der Kultur aufpassen.


Bei mir ist es «daily business», Leute zum Lachen zu bringen. Jeder Beruf braucht aber auch Humor im Privatleben zum Ausgleich.
Daheim sollte man abschalten können. Aber mit Fredy hast du ja Humor.

«Kommen wir aufs Thema Frauen, Blerim. Du bist ein Frauentraum»

Regula Esposito
Komikerin Regula Esposito interviewt Fussballer Blerim Dzemaili

Interviewt, geprüft und für lustig befunden: Ex-Nati-Star Blerim Dzemaili.

Kurt Reichenbach

Fredy, das ist Fussballmanager Fredy Bickel, 55, mit dem Regula Esposito seit drei Jahren liiert ist. «Spielerfrauen nennt man WAGs», sagt sie und fragt: «Und was bin ich? Traumfrau?» – «Genau!» Dzemaili lacht. Er kennt Bickel aus seinen Anfängen beim FCZ. «Als Sportchef musste er damals natürlich seriös sein.» Heute erinnern sie sich daran, dass Blerim wegen der Frauen an seiner Seite Sprüche hören musste. «Mitspieler neckten mich, dass ich meine Freundin nie bekommen hätte, wäre ich nicht Fussballer.»

Komikerin Regula Esposito interviewt Fussballer Blerim Dzemaili

«Schämpis oder Milch?»: Nach getaner Arbeit lässt das Gesprächsduo den Tag souverän auslaufen.

Kurt Reichenbach

Hats dich schon einmal auf dem Rasen total verrissen?
Eine Lachnummer ist mir selber in Italien passiert. Ich sollte einen Eckball schiessen, doch statt dem Ball treffe ich die Eckfahne, was eigentlich unmöglich ist (lacht). Die Mannschaft hat mir dann eine kleine Eckfahne geschenkt: «Die wolltest du doch mitnehmen.» Es war so schlimm! Das Video lief lange in der Show «Striscia la notizia», die auch Michelle Hunziker moderiert. Heute kann ich darüber lachen.


Unter Sportlern macht man gerne Witze über andere. Eishockeyaner sagen, Fussballer sind Tussis. Über wen macht ihr euch lustig?
Schwierig, denn wir sind schon jene, über die man sich lustig macht. Wir sind bei einigen Leuten auch als die Schwalbenkönige bekannt.


Gerade für eine gute Schwalbe brauchts auch Kreativität, ein Schauspieltalent.
(Lacht.) Als Fussballer muss man auch ein bisschen Schauspieler sein, ja.


Es ist auch schön. Gerade kursiert ein Whatsapp-Witz: Der erste Profifussballer wurde geimpft …
Ach ja? …


... er liegt jetzt am Boden, fasst sich an den Oberarm und leidet.
(Lacht.) Wir legten uns alle auf den Rasen. Jetzt gibt es den Videobeweis, der uns einen Strich durch die Rechnung macht, jetzt ist bei allen der Humor weg. Alle stehen sofort wieder auf (lacht).


Wir Comedians werden die Kreativität bei den Schwalben vermissen. Kommen wir aufs Thema Frauen, Blerim. Du bist ein Frauentraum …
… vielleicht gewesen. Jetzt bin ich auch schon älter.


Also wir Bald-Seniorinnen werden noch immer fast ohnmächtig (lacht). Du strahlst, wenn man dich sieht. Eine innere Fröhlichkeit?
Absolut. Das Leben gefällt mir. Ich ging vor 14 Jahren weg von der Schweiz, und mir kommt es vor wie gestern.


Kamst du gerne zurück?
Sehr. Irgendwann merkt man, dass man die Qualität der Schweiz nirgends sonst hat. Das dümmste Beispiel: Wenn du in der Schweiz auf die Post gehst, hast du zwei Minuten. In Italien hast du 30 Personen vor dir, weil nur zwei Schalter geöffnet sind.

«Wir Fussballer sind jene, über die man sich lustig macht – als Schwalbenkönige»

Blerim Dzemaili

Die aktive Fussballerfahrung von Regula Esposito beschränkt sich, wie sie Blerim Dzemaili erzählt, auf ein einmaliges Erlebnis. An der Konfirmation ihres Bruders landete sie mit ihrem Knie in einer Glasscheibe, der angetrunkene Grossvater musste sie ins Spital bringen. «Dort wurde er zuerst angemotzt, wieso er eine Elfjährige nicht ins Kispi bringt. Bis wir schlussendlich da angekommen sind, war ich fast blutleer.» Eine Anekdote von vielen der Komikerin.

Komikerin Regula Esposito interviewt Fussballer Blerim Dzemaili

Regula Esposito ist auf der Bühne bekannt als Helga Schneider.

Kurt Reichenbach

Wer bringt dich nach Niederlagen zum Lachen?
Das ist schwierig, ganz ehrlich. Bis vor ein paar Jahren habe ich nach einer Niederlage gelitten, gehadert, mich hinterfragt, konnte nie schlafen oder erst um fünf Uhr am Morgen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Aber mein bester Kollege aus der Kindheit sorgt 24 Stunden für Lacher. Wenns mir schlecht geht, rufe ich ihn an. Ihn zu haben, ist grossartig.


Bei klassischen Orchestern wird viel über die Bratsche gewitzelt. Bei Rockmusikern über den Schlagzeuger. Wer ists beim Fussball?
Die Goalies. Von ihnen wird gesagt, dass sie eine Schraube locker haben, im Match gerne durchdrehen. Oliver Kahn packte einige Spieler an der Gurgel. Und es wird gesagt: Wenn einer nicht «tschutte» kann, stellst du ihn ins Goal (lacht).


Regula Esposito: Dann «bin ig der Goalie»!

Von Aurelia Robles am 4. April 2021 - 19:31 Uhr