Zur Weihnachtszeit, wenn es draussen kalt ist, früh dämmert und wir uns eigentlich nur nach drinnen verkriechen wollen, bringen mit einem Mal viele Lämpchen und Kerzen Licht ins Dunkel. An Häuserfassaden, Strassenlaternen und vor allem Christbäumen leuchtet es uns entgegen und es wird einem warm ums Herz. Wer allerdings immer noch friert kann zu Tee, einer heissen Schoggi oder dem traditionellen Glühwein greifen.
Glühwein und Weihnachtsbaum sind nur zwei von vielen Bräuchen, die wir in der weihnachtlichen Vorfreude pflegen. Aber wieso stellen wir uns einen Baum ins Wohnzimmer, der ab diesem Zeitpunkt langsam vor sich hinvegetiert, während wir das sterbende Grün mit Christbaumkugeln, Lametta und Kerzen schmücken? Oder warum würzen und erhitzen wir Rotwein und sind sofort in Weihnachtsstimmung? Und weshalb backen wir ausgerechnet zur Weihnachtszeit Guetzli in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen, würden diese aber sicher nicht im Sommer herstellen, weil sie schliesslich typisch weihnachtlich sind?
Wir versuchen die Herkunft der verschiedenen Traditionen einmal zusammenzufassen und zu zeigen, welche Promis von welchen Bräuchen scheinbar besonders angetan sind.
Der Weihnachtsbaum
Fangen wir an mit dem wohl grössten Schlüsselelement für eine besinnliche Weihnachten: dem Weihnachtsbaum. Immergrüne Zweige wurden schon im Mittelalter ins Haus gebracht, denn sie standen für Hoffnung und neues Leben – eine Symbolik, die man braucht, wenn die unerbittliche Kälte und der Frost der Natur das Leben aussaugen. 1419 wurde dann erstmals nicht mehr nur von Zweigen, sondern von einem ganzen Baum gesprochen, der zur Weihnachtszeit aufgestellt wurde – im Heillig-Geist-Spital im deutschen Freiburg im Breisgau, behängt mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen.
Fest steht auf jeden Fall, dass mit der Zeit der Baum von draussen nach drinnen geholt wurde, ins heimelige Wohnzimmer. Dies zunächst vor allem bei den Reformierten, denn bei den Katholiken stand nach wie vor die Weihnachtskrippe im Fokus und war das Hauptelement von Weihnachten. Aber von «den Baum aufstellen» konnte zunächst keine Rede sein, denn er hing damals von der Decke. Und erst im 19. Jahrhundert waren Kerzen günstig genug, dass man den Baum damit schmücken konnte, ohne sich in den Ruin zu stürzen.
Für die meisten Haushalte gehört ein Weihnachtsbaum heutzutage dazu – und die meisten von uns stellen diesen wohl auf, statt ihn von der Decke hängen zu lassen. Bei unseren Promis darf es gerne einmal etwas pompöser sein, wenn es um den Christbaum geht. Und wenn man Kendall Jenner heisst, reicht ein einziger Baum auch nicht mehr aus – da müssen es schon zwei sein, wie sie im vergangenen Jahr auf Instagram zeigte.
Das Christkind
An vielen Orten der Welt bringt der Weihnachtsmann an Heiligabend oder in der Nacht zum 1. Weihnachtstag die Geschenke. Man kennt ihn, den Mann im roten Anzug, mit weissem Bart und seinem Schlitten, der von Rentieren gezogen wird. Geprägt wurde das Aussehen des Weihnachtsmannes, der lange vom jeweiligen Zeitgeist inspiriert gestaltet wurde, vom Getränkehersteller Coca-Cola. Es ist also kein Zufall, dass die Marke und der Mann eine Vorliebe für die gleiche Farbpalette haben. Zwar erfreut sich der Mythos um den Weihnachtsmann immer grösserer Beliebtheit und wird auch hierzulande immer häufiger eingesetzt, aber etwa in Süddeutschland, Österreich und den grössten Teilen der Schweiz kommt nach wie vor das Christkind. Aber wie entstand diese Legende?
Blond gelockt im weissen Kleid erscheint das Christkind am Heilig Abend und bringt die Geschenke. Leicht fliegt es mit seinen Engelsflügeln durch die Lüfte und zaubert den Kindern ein Lächeln ins Gesicht. Wer sich nun fragt: Ist das Christkind ein Mädchen oder ein Junge, dem kann man nur sagen: Weder noch oder sowohl als auch. Denn Märchenforscher haben festgelegt, dass das Christkind geschlechtsneutral ist. Praktisch, denn so kann sich wohl jedes Kind auf irgendeine Art und Weise mit ihm identifizieren.
Lange brachte das Christkind, neben dem heiligen Sankt Nikolaus, am Nikolaustag, dem 6. Dezember, die Geschenke. Doch mit Martin Luther änderte sich dies vielerorts, denn von Heiligenverehrung hielten die Reformierten nicht viel und so wurde festgelegt, dass das Christkind am 24. Dezember kommt und die Kinder beschenkt – das war im 16. Jahrhundert. Davor wurde das Christkind stets als Baby-Jesus in der Krippe angesehen, doch mit der Reformation änderte sich das und seitdem bringt das Christkind am 24. Dezember die Geschenke für Kinder in der Deutschschweiz, Teilen von Deutschland, Österreich und vielerorts mehr. Doch auch in der katholischen Kirche hat sich die Bedeutung des Christkindes vom kleinen Jesus Christus in den Gabenbringer entwickelt.
Ans Christkind erinnerte vergangene Weihnachten auch DJane Tanja La Croix, als sie in ihrem gold-glitzernden Kleid und ihren blonden Haaren vor dem Christbaum posierte. Da fehlten nur noch die Engelsflügelchhen…
Weihnachtsguetzli
«Zimetstern han I gern, Mailänderli au» heisst es in einem beliebten Weihnachtslied der Schweizerinnen und Schweizer. In der Weihnachtszeit wird nicht nur in den Schweizer Küchen gebacken und ausgestochen und mit Zuckerguss verziert, was das Zeug hält. Guetzli gehören einfach dazu. Aber man würde niemals auf die Idee kommen, diese im Sommer zu backen. Aber warum? Es sind doch nur Guetzli? Wieso fühlt es sich fast schon wie eine Sünde an, wenn man bei warmen Temperaturen plötzlich zu Mehl, Zucker, Ei und Butter greifen würde und so die feinen Kekse backen würde? Es kann ja nicht nur daran liegen, dass man Guetzli nur zur Weihnachtszeit backt, weil sie so gut zu Tee oder heisser Schoggi passen, oder?
Nein, es gibt natürlich verschiedene Theorien, weshalb wir im Spätherbst und Winter plötzlich ins Backfieber kommen, um uns ordentlich Winterspeck anzufuttern, damit wir weniger frieren. Eine Theorie besagt, dass das backen von Guetzli bis in Zeit der alten Germanen zurückgeht. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember – also zur Wintersonnenwende – glaubte man, dass die Geister von Verstorbenen mit Wotan, dem mächtigsten Gott der Germanen, ritten und zur Erde hinab kamen. Um die Truppe gnädig zu stimmen, stellte man Speiseopfer auf. Im dunklen Mittelalter machte man dies, um böse Geister zu vertreiben.
Eine andere Theorie ist, dass zur Feier der Geburt Christi in Klöstern Guetzli mit edlen und exotischen Gewürzen gebacken wurden, um diese dann an Weihnacht und Neujahr an die Armen zu verteilen.
Wo auch immer der Ursprung der feinen Backwaren liegt, eins ist wohl sicher: Wir lieben sie und Guetzli sind eine Tradition, der selbst Stars wie Christa Rigozzi nicht widerstehen können. Und so beginnt die Moderatorin jedes Jahr schon früh damit, jede Menge von den kleinen Leckereien zu backen. Da möchte man direkt eins vom Backblech stibitzen.
Glühwein
Es ist kalt, man wagt sich trotzdem, dick eingepackt, nach draussen auf den Weihnachtsmarkt, denn das gehört schliesslich auch zur Weihnachtszeit. Doch wie wärmt man sich nur wieder auf? Natürlich mit dem fast schon obligatorischen Glühwein, der im Dezember nicht fehlen darf und nach dem es an jeder Ecke duftet. Dabei drängt sich aber irgendwie die Frage auf, wer eigentlich diesen Geniestreich durchführte und einfach mal Rotwein aufwärmte und Gewürze und Zucker dazugab? So eine Idee wirkt ja nämlich, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, ziemlich abwegig.
Das sah Rudolf Kunzmann 1956 anders und stellte als erster das Getränk mit den ungewöhnlichen Zutaten her, das wir heute als Glühwein kennen und geniessen. So einschlagend seine Version auch war, er war nicht der Erste, der daran dachte, Gewürzwein herzustellen. Schon in der Antike vermischten die Menschen Wein mit Pfeffer, Lorbeer, Safran oder Honig, genossen diesen allerdings kalt und auch nur in der Oberschicht – die exotischen Zutaten waren für das gemeine Volk zu teuer und so war Gewürzwein ein Luxus. Das vermischen von Wein mit beispielsweise Honig ging im Mittelalter weiter, hier wurde dieses Getränk allerdings immer noch nicht aufgewärmt und auch nicht zu speziellen Anlässen getrunken. Einerseits wurde der Würzwein wegen seiner ätherischen Öle als Allheilmittel angesehen, andererseits liess die Qualität des damaligen Weins zu wünschen übrig. Durch das Hinzugeben von Gewürzen wurde er weniger sauer oder schal, und etwas geniessbarer. Aufgrund der schlechten Wasserqualität griff mal lieber zu Wein als zu Wasser. Damit man aber genug davon trank, musste man sich eben etwas ausdenken, dass es einfacher die Kehle hinunterläuft.
Doch auch wenn Rudolf Kunzmann 1956 den Glühwein gesellschaftsfähig machte, hatten gut 100 Jahre vor ihm die Sachsen schon die Idee, Gewürzwein zu erwärmen – genauer gesagt Raugraf von Wackerbarth. Dieser war bekannt für seine chemischen Experimente, versuchte sich sogar in der Alchemie. Doch während Wackerbarth vielerorts als Erfinder des ersten Glühweins gefeiert wird, sehen die Schweden das anders. Etwa um den gleichen Zeitraum durften die Skandinavier zum ersten Mal Glögg probieren, ebenfalls eine Art von Glühwein, der noch heute getrunken wird. Einig ist man sich bis heute nicht, wer zuerst war, die Sachsen oder die Schweden. Doch eigentlich kam es damals nicht wirklich darauf an, denn immerhin war die schwedische Königin Katharina von Sachsen-Lauenburg, die Verbindung zwischen dem schwedischen und dem sächsischen Adel ist also nicht abzustreiten.
Kunzmann erhielt damals eine Busse für die Perfektionierung seines Glühweins, denn es war gesetzlich verboten, Wein mit Zucker als Zutat zu vermischen. Heute ist das zum Glück nicht mehr so und darüber freut sich wohl auch Eli Simic, die gemeinsam mit der Schweizer Illustrierten Spass auf dem St. Galler Weihnachtsmarkt hatte und sich da natürlich auch nicht davon abhalten liess, sich mit einem Glühwein aufzuwärmen. Ihr Fazit: «Mmh, fein!»
Eli Simic macht den Weihnachtsmarkt-Check
Mistelzweig
Der Ursprung des Mistelzweigs und der Tradition des Kusses darunter ist nicht eindeutig zuzuweisen. Doch auch dieses Mal gehen die Theorien zurück ins Mittelalter, in die Antike der alten Römer bis hin zu den Germanen, die die mysteriösen Zweige als Glücksbringer zur Wintersonnenwende abschnitten. Ihre Druiden verwendeten dazu angeblich goldene Sicheln und brauten aus den Pflanzen Tränke gegen Gift und Krankheiten und für mehr Fruchtbarkeit – und potentiell ewiges Leben. Das hat ja bekannter Weise nicht so gut geklappt. Zumindest nicht für die Menschen. Für den Brauch des Mistelzweigs allerdings schon eher, denn dieser besteht bis heute.
Auch die Römer der Antike verwendeten Mistelzweige als Geschenke, um im Rahmen des Festes der Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn ein Zeichen der Freundschaft zu setzen. Dazu gab es Alkoholexzesse und sexuelle Ausschweifungen. Wie man es am 17. Dezember zur Götterverehrung eben so macht. Als Symbol der Freundschaft sollen auch Krieger in Skandinavien den Mistelzweig verwendet haben, denn es heisst, wenn sich Gegner im Wald zufällig unter einer Mistel trafen, schlossen sie für diesen Tag Waffenstillstand.
Á propos hoher Norden: Die nordische Mythologie besagt, dass die Liebesgöttin Frigga alle Wesen der Natur bat, ihren Sohn Balder, den Gott des Lichts, nicht zu verletzen, nachdem dieser vom Tod träumte. Doch sie dachte nicht an die Mistel, was Loki nicht entging. Er stellte aus dem Mistelzweig also eine Pfeil her und tötete Balder, dessen Mutter dadurch in tiefe Trauer stürzte und drei Tage lang um ihren Sohn weinte. Nach dieser Zeit gelang es ihr, Balder von den Toten zurückzuholen – ihre Tränen für immer als weisse Beeren am Mistelzweig hängend. Vor lauter Glück küsste sie jeden, der unter dem Baum vorüberging – dadurch könnte die heutige Tradition stammen.
In diesem Sinne sagen wir: Fröhliche Festtage!