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Schweiz-Tipps für Christina Luft

«Bestelle auf gar keinen Fall ‹Noch n Bier, bitte!›»

Tänzerin Christina Luft zieht zu ihrem Schatz Luca Hänni in die Schweiz und muss sich als Deutsche auf ein paar kulturelle Änderungen einstellen. Unsere Redaktorin Denise ist wie Christina in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen – und weiss darum genau, was Luft erwartet. Es ist nicht nur viel Käse.

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Christina Luft

Vielleicht schon bald ihr neuer Place to be: Christina Luft vor dem Bundeshaus in Bern.

instagram/christinaluft

Es sind nur rund 600 Kilometer, die es Christina Luft, 31, weiter südwärts verschlagen wird. Gemeinsam mit ihrem Freund Luca Hänni, 26, sucht die Deutsche in der Region Bern ein neues Daheim – und wird dafür früher oder später ihre Kölner Wohnung aufgeben.

Ein Klacks, möchte man meinen. Doch zwischen den sechseinhalb Fahrstunden entfernten Orten befindet sich nicht nur eine Landesgrenze, sondern auch eine für die Sprache – von der doch relativ unterschiedlichen Mentalität ganz zu schweigen. Doch worauf muss Christina achten, wenn sie dereinst in die Umgebung der Schweizer Hauptstadt ziehen wird? Unsere Redaktorin Denise Kühn weiss Bescheid: Sie hat sich vor dreieinhalb Jahren der Liebe wegen selber dazu entschieden, von Nordrhein-Westfalen in die Schweiz zu zügeln. Und hat ein paar unerlässliche Tipps auf Lager, worauf sich Luft und ihr Magen so alles einstellen müssen. 

Sprache

Bonbons

Was in Deutschland Bonbons sind, sind in Zürich Zältli – und in Bern Täfeli. Und tatsächlich: Was an der Aare verstanden wird, sorgt an der Limmat für Stirnrunzeln – der Schweizer Sprach-Kantönligeist at its best! 

Getty Images

So versteht man Schweizerdeutsch:
Denise: Ohren auf und durch. Der Anfang wird hart, die Pointe regelmässig verpasst. Die Schweizerinnen und Schweizer im Umfeld aber unbedingt bitten, konsequent in ihrer Mundart zu sprechen – dann gehts auf einmal ganz schnell.

Diese Wörter muss man kennen, um in den ersten Tagen in der Schweiz nicht völlig aufgeschmissen zu sein:
Velo = Fahrrad
Billette = Ticket
Zältli = Bonbon (aber Achtung, in Bern: Täfeli)
Tram = Strassenbahn

Selber Schweizerdeutsch sprechen – oder es zumindest versuchen … – ja oder nein?
Bloss nicht! Das kommt nicht so gut an. Als Partygag lohnt sich der Einwurf eines lustigen Schweizer Ausdrucks allerdings immer. Ich empfehle «Füdlischuppen». Auch Jahre nach dem Umzug noch lustig.

Essen und Einkaufen

Fondue

Des Schweizers Festmahl schlechthin: Fondue. Da kriegt man gleich wieder Lust auf ordentlich Käse.

Getty Images

Das muss man tun, wenn man dauernd zum Fondue oder Raclette eingeladen wird, diese Spezialitäten aber nicht ausstehen kann: 
Als Veganerin oder Verganer oder bei Laktoseintoleranz können die Wintermonate schon ein bisschen schwierig sein. Zuhause bleiben muss man beim Fondue- oder Raclette-Dinner trotzdem nicht. Einfach den Mund aufmachen und eine Alternative mitbringen beziehungsweise bestellen. Ich bin jedenfalls nie auf Inakzeptanz gestossen.

Darauf muss sich Christinas Magen in der Schweiz einstellen: 
Käse, Käse, Käse. Morgens, mittags und abends. 

Denise Kühn

Alles Käse oder was? Ja, seit unsere Redaktorin Denise Kühn vor dreieinhalb Jahren in die Schweiz gezogen ist.

ZVG

«Bist du Coop- oder Migros-Kind?»: Diese Frage wird Christina früher oder später wahrscheinlich gestellt. Das bedeutet sie – und so geht man am besten darauf ein: 
Für die Schweizerinnen und Schweizer gehören ihre Supermärkte zur Kultur. Übersetzung: In welchem Supermarkt kauft man häufiger ein. Einfach ehrlich beantworten. 

Anderes Land, andere Sitten

Bier

Prost! Nur: Wie kriegt man eigentlich in der Bar ein Bier? Spoiler: «kriegen» tut man es nicht – man bestellt es im Konjunktiv.

Getty Images

Wie lernt man Schweizerinnen und Schweizer kennen? 
Als Ausländerin oder Ausländer die Schüchternheit unbedingt ablegen. Verhält man sich selbst passiv, wie die Schweizerinnen und Schweizer, passiert nur eins: nämlich gar nichts. Auch, wenn es schwerfällt: Wer hierzulande Leute kennenlernen möchte, muss den ersten Step machen. 

Den ersten Schritt macht man beispielsweise, wenn man eine Runde Bier ausgibt. Bloss: Wie bestellt man das eigentlich in der Schweiz? 
Hier tritt man schnell ins Fettnäpfchen. AUF GAR KEINEN FALL mit «Noch n Bier, bitte!» bestellen. Der Konjunktiv gehört zur freundlichen Bestellung wie das breite Grinsen: «Könnte ich bitte eine Stange (3 Deziliter Bier) bekommen?» 

So schafft man es, Schweizerinnen und Schweizer mit der «forschen» deutschen Art nicht zu brüskieren: 
Wohl eher mit der offenen deutschen Art. Schweizerinnen und Schweizer sind zurückhaltend. Ein bisschen deutsche Mentalität lockert die Gruppe auf. Auf den einen oder anderen blöden Spruch muss man aber gefasst sein.  

Apéros & Gesprächsthemen

Apéro

So kann er aussehen, der Anfang von so manchem legendären Abend: ein klassisches Feierabend-Apéro.

Getty Images/Photononstop RF

Sie werden als «Apéros» getarnt und sind schon fast Schweizer Nationalsport. Darauf müssen sich Deutsche einstellen, wenn sie zu Schämpis & Häppchen eingeladen werden: 
Uff. Wer trinkfest ist, hat nicht viel zu befürchten. Allen anderen empfehle ich, das Glas zwischendurch heimlich mit Wasser zu füllen. Generell sind Apéros aber eine echt tolle Sache. Vor allem, um mit den Kolleginnen und Kollegen zu bonden. Weiss gar nicht, warum es das nicht auch in Deutschland gibt?!

Denises Schweiz-Do's für Christina Luft
  • Auf dem Vierwaldstättersee mit dem Schiff fahren
  • Na klar, wandern gehen
  • Von Zermatt aus das Matterhorn bestaunen
  • Die Wochenenden in Seebadis verbringen
  • Sich's im Winter im Chalet gemütlich machen
  • In den Weinbergen am Genfersee eine Degustation buchen
  • Ins Tessin reisen

Roger Federer gehört zum Schweizer Nationalstolz. Diese anderen Schweizer Persönlichkeiten muss man kennen, um sich bei den Apéros nicht zu blamieren:
Ach, King Roger. Den lieben sie alle. Ansonsten lohnt sich ein Grundwissen über Hausi Leutenegger. Legende! Und Luca Hänni natürlich ;-).

ÖV und Schweizer Pünktlichkeit

Zürich Oerlikon Bahnhof

Eng getaktet: Das Schweizer Bahnnetz lässt kaum Wünsche übrig – auch nicht in Sachen Pünktlichkeit. Hier der Bahnhof von Zürich Oerlikon.

Getty Images

Laut telefonieren im öffentlichen Verkehr – darf man das?
Nein. Das sollte man aber nirgendwo – auch nicht in Deutschland.

So oft verpasst man am Anfang den Zug, weil der immer überpünktlich abfährt: 
Oft, haha. In der Schweiz werden schon zwei Minuten Verspätung durchgesagt. Kleiner Hint an die Deutsche Bahn: Bei der SBB gibts einiges abzuschauen. 

Person A ist um 19 Uhr mit Person B verabredet. Zu diesem Zeitpunkt schlägt Person A am besten am festgelegten Treffpunkt auf:
Um 18:55. Das kommt aber tatsächlich auf den Menschen an, den man trifft. Kaum zu glauben, aber auch Schweizerinnen und Schweizer sind ab und an unpünktlich. 

Klischees & Kultur

Schwägalp Tracht

Bei einem Alpaufzug auf die Schwägalp: ja. In der Schule und im Alltag: nein. So wie die Jungs laufen nicht alle Schweizer Kinder rum.

Getty Images

Diese Schweizer Klischees stimmen total:
Tatsächlich viele. Schweizerinnen und Schweizer sind genauso pünktlich, höflich, zurückhaltend und nationalstolz, wie man es von ihnen erwartet. 

Und die sind völliger Quatsch: 
Nicht alle Schweizerinnen und Schweizer tragen Appenzeller Tracht und kommen vom Land, haha. In den Städten gibt es (unglaublich, aber wahr) genauso Szenemenschen, Junkies und Normalos wie in Deutschland. 

Daran muss man sich gewöhnen: 
Dass man selbst auf Leute zugehen muss. Das fiel mir unendlich schwer. Im Rhein-Ruhrgebiet lernt man spätestens beim Weggehen immer irgendwen kennen. Das passiert hier tatsächlich eher selten. Wer sich nicht schon fast selbst einlädt, findet in der Regel nicht schnell Anschluss.

Daran gewöhnst du dich hier in der Schweiz nie:
Ans Bünzlitum. 

Denises Schweiz-Don'ts für Christina Luft
  • Skifahren: Da können wir nicht mithalten und bekommen nur unnötig Angst.
  • Wenig Trinkgeld geben
  • Unfreundlich zum Service-Personal sein

Das wird sich Christina von ihrer Familie und den Freunden anhören müssen, weil sie in die Schweiz zieht:
Beim Wiedersehen wird man von der Familie hundertpro mit «Grüüüüzi» empfangen. 

Von Denise Kühn und rhi am 21. August 2021 - 08:09 Uhr