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  4. Daniel Yule: Ganz privat beim Slalom-Spezialist zu Hause
Er fährt nicht nur den Slalom mit Köpfchen

Skirennfahrer Daniel Yule ganz privat

Slalom-Spezialist Daniel Yule begeistert mit seinem Sieg in Adelboden die Ski-Schweiz! Die Schweizer Illustrierte hat den Walliser mit britischen Wurzeln vor einiger Zeit zu Hause im abgelegenen Val Ferret besucht. 

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Daniel Yule Olympia 2018

Entspannung: Nach dem Training steigt Daniel Yule oft in den Whirlpool im Garten in Branched’en-Haut VS.

Remo Nägeli

Oft wird Daniel Yule gefragt, weshalb er immer noch zu Hause wohne. «Aber das erklärt sich von selbst, oder nicht?», sagt der damals 25-Jährige und breitet die Arme zwischen den tief verschneiten Tannen aus. Die «Schweizer Illustrierte» besuchte ihn kurz vor seinem Einsatz an den Olympischen Spielen 2018.

Zehn Einwohner hat Branched’en-Haut bei La Fouly im Walliser Val Ferret, fünf davon stellt die Familie Yule. Erholungsfaktor: maximal. Perfekt also, wenn man wie Yule als Skifahrer ständig in der halben Welt unterwegs ist. Seit er zu Beginn des Jahres 2018 in Kitzbühel und Schladming endlich den Sprung aufs Weltcup-Podest geschafft hat, ist er zudem gefragt wie nie.

Daniel Yule Olympia 2018

Runterfahren: Yule in seiner Heimat. Hier kann er zwischen den Rennen völlig abschalten.

Remo Nägeli

Yule ist hier im Dreiländereck zwischen Frankreich, Italien und der Schweiz geboren und aufgewachsen. Er bezeichnet sich als Walliser durch und durch – dabei besitzt er den Schweizer Pass erst seit 2008. Mutter Anita ist Schottin, Vater Andrew Engländer. Dieser entdeckte La Fouly bereits 1967 als 18-Jähriger, als er seinen Französisch-Sprachaufenthalt mit Skitouren kombinieren wollte. Zwar studierte und arbeitete er danach wieder in Grossbritannien, doch es zog ihn immer wieder zurück ins Dörfchen im Mont-Blanc-Gebiet, wo er als Lehrer arbeitete. Sport- und Englischlehrerin Anita hingegen machte eine Skireise ihrer Schule mit – und lernte in La Fouly Andrew kennen. 1988 kauften sie das Haus, in dem sie erst ein Bistro führten – heute ist es das Wohnhaus der Familie.

Daniel Yule Olympia 2018

Wettkampf-Gen: Daniel spielt mit seinen Eltern Anita, 58, und Andrew, 69, «Sequence».

Remo Nägeli

Daniel ist das mittlere Kind – Bruder Alastair, 27, ist Skilehrer in Verbier, die jüngere Schwester Vanessa wird Ergotherapeutin. Yule ist ein überlegter Typ, er durchdenkt seine Entscheidungen gerne und möchte wissen, welcher Zweck hinter einer Übung oder einer Kritik steht. Deshalb fiel es ihm auch nicht ganz leicht, nach der Matur ganz auf den Sport zu setzen. Die Universität reizte ihn ebenfalls; er ist neugierig, lernt gerne und hat sich während der Schule mit anderen Klassenkameraden zu Höchstleistungen angetrieben.

Daniel Yule Olympia 2018

Schneefans: Bruder Alastair, 26, fährt auch beruflich Ski: Er ist Skilehrer in Verbier. Seine Schwester ist momentan auf Reisen.

Remo Nägeli

Um eine Option zu haben, falls eine Verletzung seine Skikarriere vorzeitig stoppen sollte, absolviert Yule nun ein Fernstudium in Wirtschaft. «Die Bücher kommen mit an die Olympischen Spiele», sagte er kurz vor der Abreise nach Pyeongchang. «Aber nur fürs Gewissen.» Unterwegs im Skizirkus, lerne er kaum, vielleicht vier Tage im vergangenen Winter.

Dennoch besteht er alles ohne Schwierigkeiten. «Wenn Daniel ein Problem hat, analysiert er es und findet eine Lösung», sagt Andrew über seinen Sohn. «Früher ging er eher noch mit dem Kopf durch die Wand.» Als er an seinem fünften Geburtstag sein erstes Skirennen bestreitet, wird er im Ziel disqualifiziert, weil er die Tore ignoriert hatte. Als Kind treibt der Kitesurf- und Squash-Fan viel Sport, ist zwar nicht der Beste, mag es aber nicht, geschlagen zu werden. Die Lust, sich mit anderen zu messen, soll er von seiner Mutter haben, die früher wettkampfmässig schwamm und Basketball spielte. Von Verbissenheit hingegen ist dem Single nichts anzumerken: Er ist freundlich, offen – und dass er auch Humor hat, erklärt sich bei seinen Wurzeln von selbst.

Daniel Yule Olympia 2018

Kopffutter: Yule absolviert ein Wirtschafts-Fernstudium. Unter den Skifahrern gilt er als blitzgescheit.

Remo Nägeli

Yule ist vielleicht nicht das grösste Talent des Schweizer Skisports, hat sich der Weltspitze über die Jahre aber in kontinuierlichen, kleinen Schritten genähert. Bis er nun in den letzten Slaloms vor den Olympischen Spielen hinter den zurzeit fast unschlagbaren Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen zweimal Dritter wurde.

Einer der Gründe, weshalb er sich so gut entwickelte, liegt im starken Team-Zusammenhalt der Slalomgruppe. Unter Trainern, die sie seit vielen Jahren kennen, verbesserten sich auch die anderen Walliser, Ramon Zenhäusern und Justin Murisier, sowie der Berner Luca Aerni so, dass sie mit den Besten mithalten können. «Wir verlieren keine Energie mit negativen Gedanken», stellt Yule simpel fest. Wenn etwas nicht passt, werde es angesprochen. Und bei allem Plausch wisse man, wann harte Arbeit angesagt sei. «Ich freue mich auf jeden Zusammenzug.»

Daniel Yule Olympia 2018

Hat einen Lauf: Drei Tage, zwei Podiumsplätze: Yule jubelt Ende Januar in Kitzbühel und Schladming als Slalom-Dritter.

AFP

Auch wenn das bedeutet, das gemütliche Daheim im Wallis zu verlassen. Branche-d’en-Haut liegt ein paar Kilometer vor der Sackgasse in La Fouly. Das Dorf ist einer der wenigen Ferienorte in der Schweiz, die im Sommer mehr Touristen-Übernachtungen verzeichnen als im Winter. Schuld daran ist der Rundwanderweg Tour du Mont Blanc, der dort haltmacht. Und ein idyllischer Campingplatz, der mehrheitlich von Holländern besucht wird.

Daniel Yule Olympia 2018

Hobbykoch: Yule kocht jeweils Zmittag. Durch seine Tante in Kanada hat er Pancakes lieben gelernt.

Remo Nägeli

Familie Yule machte früher Campingferien in Südfrankreich. Oder sie ging vom Haus bloss auf die andere Flussseite zelten, um den Abenteuerdurst der Kinder zu stillen. Noch heute liebt Daniel das Campen. «Bei jedem Wetter draussen zu sein und sich ständig mit etwas zu beschäftigen, ohne Fernseher, das gefällt mir.»

Von Eva Breitenstein am 24. Dezember 2018 - 11:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:44 Uhr