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Seit dem ESC startet Remo Forrer durch – nicht nur musikalisch, sondern neu auch mit seinem Wohnmobil. Dieses hat sich der 22-Jährige mit seinen Auftritten verdient und ist damit nun oft am Wägitalersee anzutreffen. Gesellschaft leistet ihm sein Bruder Roger, der selbst Volksmusik macht. Schweizer Illustrierte
Sänger Remo Forrer

Dank ESC auf dem Erfolgs-Trip

Seit seiner letztjährigen Teilnahme am Eurovision Song Contest startet Remo Forrer durch: die erste eigene EP, die erste eigene Tour – der erste eigene Camper. Mit seinem Bruder Roger lässt der St. Galler Musiker am Wägitalersee die Seele baumeln.

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Herein in die gute Stube.» Nicht ohne Stolz bittet Remo Forrer in sein Wohnmobil, das älter ist als der 22-Jährige selbst. Mit dem Kauf des gebrauchten Campers hat sich Remo einen lang gehegten Traum erfüllt. Beziehungsweise zwei. Denn das Objekt seiner Begierde hat er sich mit dem Verdienst aus seiner Musikkarriere gekauft. Dabei löst sich die Hoffnung, irgendwann von der Musik leben zu können, nach Remos Sieg bei «The Voice of Switzerland» im Jahr 2020 beinahe schon in Luft auf. Den Sieg ersingt sich Forrer mitten im Lockdown. Statt Plattenvertrag, Interviews und Bühnenauftritte gibts Frust über die verpasste Chance und einen Job in seinem Lehrbetrieb im Detailhandel.

Remo Forrer , mit seinem Wohnmobil und mit seinem Bruder Roger am Wägitalersee in Innerthal

Mit dem Kauf des gebrauchten Wohnmobils hat sich Remo Forrer einen Traum erfüllt. Sein Bruder Roger setzt sich am Wägitalersee nur fürs Bild ans Steuer.

Nik Hunger

Drei Jahre später ist alles anders. Als bekannt wird, dass Remo Forrer die Schweiz am Eurovision Song Contest 2023 vertritt, ist der junge Mann aus dem 900-Seelen-Dorf Hemberg SG im Toggenburg von heute auf morgen omnipräsent. Dass er im ESC- Final in Liverpool lediglich den 20. Rang erreicht, schadet seiner Karriere nicht. Im Gegenteil: Der grösste Musikwettbewerb Europas erweist sich für Remo als Startrampe für einen kometenhaften Aufstieg.

Sein ESC-Song «Watergun» landet nicht nur auf Rang 2 der Schweizer Hitparade, sondern auch in den Top 15 der weltweiten Spotify-Charts. Ende 2023 ist er der meistgegoogelte Schweizer. Die Songs seiner kürzlich erschienenen ersten EP «Favorite Kind of Lonely» werden am Radio rauf- und runtergespielt, die Konzerte seiner ersten Schweizer Tour sind restlos ausverkauft. Seine Auftritte bei «Art On Ice» sind umjubelt, und ganz nebenbei gewinnt er noch – im Kostüm eines Orcawals – die ProSieben-TV-Show «The Masked Singer Switzerland».

Olma-Bratwurst mit Senf

Beim ESC 2024 bestreitet er die Pre- und Aftershow der TV-Sender SRF, ARD und ORF gemeinsam mit Barbara Schöneberger, Michael Schulte und Arabella Kiesbauer so, als hätte er nie etwas anderes getan, als locker vor der Kamera zu parlieren. «Absolut unglaublich, was im letzten Jahr alles passiert ist», meint Remo kopfschüttelnd und wendet eine St. Galler Olma-Bratwurst auf dem kleinen Gasgrill. Später isst er sie – zum Entsetzen seines Bruders Roger (27) – mit Senf! Wenn sie Zeit haben, gönnen sich die beiden gern einen Tag am Wägitalersee, dem Anglerparadies in der Innerschweiz. «Dann lösen wir ein Fischerpatent für einen Tag und werfen unsere Ruten aus», erzählt Roger. Remo ergänzt lachend: «Gefangen haben wir allerdings noch nie etwas.»

Remo Forrer , mit seinem Wohnmobil und mit seinem Bruder Roger am Wägitalersee in Innerthal

Zmittag gibts vom Gasgrill. Dank entsprechenden Familienferien in der Kindheit sind Roger und Remo (r.) erfahrene Camper.

Nik Hunger

Das Duo geniesst die kurze Auszeit gleichermassen. Roger Forrer ist als Musiker ebenfalls gefragt. Gemeinsam mit Vater Peter und Bassist Elias Roth bildet er das Ländlertrio Hembergergruess. Roger spielt Akkordeon und Bassgeige und ist auch als Komponist von Ländlerstücken erfolgreich. «Dabei habe ich vor ein paar Jahren noch Country und Punkrock gemacht», erzählt der ältere der Forrer-Brüder lachend.

Als ihn Freunde immer wieder an volkstümliche Veranstaltungen schleppen, erwacht in ihm die Lust, zu den musikalischen Wurzeln seiner Familie zurückzukehren. Schliesslich ist Peter Forrer schon lange in der Ländlerszene aktiv, beide Söhne haben bereits als Kinder Handorgel und Bassgeige spielen gelernt. «Ich habe letzthin tatsächlich wieder mal zum Bass gegriffen, kanns aber mittlerweile eher schlecht als recht», gesteht Remo.

Immer nur «der Bruder von ...»

Für Roger Forrer war es derweil nicht immer einfach, mit dem Erfolg seines kleinen Bruders umzugehen. «Natürlich freue ich mich für ihn. Aber wenn die erste Frage immer gleich Remo gilt, wenn ich auf jemanden treffe, und man mich nicht mal fragt, wies mir geht, ist das schon nicht immer einfach. Und immer wieder runterspulen, was er so macht, ist auch mühsam.» Mittlerweile habe er sich aber dran gewöhnt und nehme die «Remo-Mania» mit einem lockeren Schulterzucken hin.

Derweil besuchen die Brüder auch gern mal ein Konzert des jeweils anderen, wenns drinliegt. Man sei sogar mal für die gleiche Veranstaltung gebucht worden, das Ländlertrio Hembergergruess als Eröffnungs-Act, Remo Forrer als Stargast. «Just als wir anfingen zu spielen, legte Remo auf einer anderen Bühne gleich nebenan mit dem Soundcheck los», erzählt Roger lachend. «Und zwar so laut, dass man uns nicht mehr hörte. Er hat uns total den Auftritt vermiest.» Ob sich das Brüderpaar trotzdem vorstellen kann, einmal gemeinsame Sache zu machen? Von Roger gibts eine Akkordeonversion von «Watergun». «Ihn dafür bei einem Auftritt mal auf die Bühne holen – warum nicht?», meint Remo. Dass alle drei Forrers gemeinsam öffentlich musizieren, sei nicht auszuschliessen, wird aber wohl weiterhin eher an Familienfesten der Fall sein.

Remo Forrer , mit seinem Wohnmobil und mit seinem Bruder Roger am Wägitalersee in Innerthal

Neben seiner Zwei-Mann-WG in der Nähe von St. Gallen ist das Wohnmobil zu Remos zweitem Zuhause geworden.

Nik Hunger

Nach dem Trubel des vergangenen Jahres kann Remo Forrer nun erst mal etwas durchatmen. Im Sommer stehen nur vereinzelte Auftritte an, unter anderem am Openair Bütschwil, am Festival Secret Garden Lenzerheide, am Openair Gampel und am Migros Hiking Sounds. «Freizeit fühlt sich fast etwas komisch an, nachdem die ganze Zeit so viel los war», meint Remo lachend und kontrolliert, ob sein aufblasbares Padelbrett genug Luft hat. Dann bugsiert er das Board ins eiskalte Wasser des Wägitalersees – und springt, ohne mit der Wimper zu zucken, hinterher. «Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, ins kalte Wasser zu springen», meint er beim Auftauchen prustend. Apropos: Vom 8. bis 22. August können beim SRF Songs für die Teilnahme am ESC 2025 in der Schweiz eingereicht werden. Prädikat: empfehlenswert. Remo Forrer: «Mir hat der ESC Türen geöffnet, von denen ich kaum zu träumen wagte!» Und wer weiss, was da noch alles kommt.

Remo Forrer , mit seinem Wohnmobil und mit seinem Bruder Roger am Wägitalersee in Innerthal

Trotz dem eiskalten Wasser wagt sich Remo auf – und auch in den – Wägitalersee. Sonst fischt er hier auch gern. Bisher erfolglos.

Nik Hunger
Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 31. Juli 2024 - 17:00 Uhr