«In Mauensee, wo ich und meine Schwester geboren sind und auch die Primarschule besuchten, waren wir immer die Aussenseiter», erzählt Mundart-Musiker Marco Kunz (38) im Podcast «Wahrheit, Wein und Eisenring» mit Journalistin Yvonne Eisenring.
Das Konzept des Podcasts ist es, dass die Gäste bei einem Glas Wein – Kunz entschied sich für Rosé, weil das um vier Uhr am Nachmittag am besten passe – Karten ziehen und die ungeschminkte Wahrheit verraten müssen. Lügen ist nicht erlaubt, sich zu drücken auch nicht. Vorher müsste das Gespräch abgebrochen werden.
Bereits die zweite Frage hat es in sich. Ob Kunz Feinde hat, steht da. Er muss nicht lange überlegen und erzählt eine bewegende Geschichte aus seiner Kindheit in Mauensee im Kanton Luzern. «Weil meine Eltern nicht so viel Geld hatten, trugen wir immer alte Kleider, ausserdem waren wir ein bisschen dick», sagt er. Wegen seines Äusseren sei er oft ausgelacht und ausgeschlossen worden, fährt er fort. «Wenn ich diese Menschen, die damals so fies zu mir waren, heute sehen, kommt in mir immer noch ein Gefühl des Hasses hoch», so der Musiker.
«Das hat mir als Kind so weh getan!»
Heute schaut Kunz reflektiert auf diese Zeit zurück: «Diese Leute heute noch zu hassen, ist mega nachtragend.» Doch das hat seinen Grund: «Was sie gemacht haben, hat mir als Kind so weh getan!» Darum könne er ihnen nicht verzeihen – bis heute nicht. Trotz dieses Schmerzes begegnet Kunz seinen Mobbern dennoch mit Respekt, sagt ihnen Hallo und spricht mit ihnen, wenn er sie auf der Strasse trifft. «Aber ich will einfach nichts mit denen zu tun haben», sagt er resolut.
Später, als Kunz nach Sursee zog und dort die Sekundarschule besuchte, hätten die Hänseleien aufgehört. «Dort war alles easy», erzählt er Yvonne Eisenring. Abschliessend gewinnt er dem Mobbing doch was Gutes ab. «Das war ein guter Treiber, der mich zum Sport und zum Abnehmen motivierte.» Bis heute schaue er auf eine gesunde Ernährung und treibe viel Sport, um seinen schlanken Körper zu konservieren. 80 Kilogramm sei sein Idealgewicht, welches er täglich beim abendlichen Gang zu Waage kontrolliert. «Das ist ein Ritual für mich – derzeit bin aber ein bisschen zu schwer», sagt er lachend.
Auf Mobbing reagiert Kunz sensibel
Die schwierige Zeit als Kind hat ihn etwas für seine Rolle als Vater gelehrt: «Wenn ich sehen würde, dass meine Kinder andere Kinder auf dem Schulweg mobben, dann schreite ich sofort ein – das geht gar nicht!» Sollte ihnen selber sowas widerfahren, bereitet er seine Kinder darauf vor. «Ich sage ihnen, dass sie nicht auf diese ‹dummen› Leute hören und einfach ihr eigenes Ding machen sollen.» Und so lautet auch das kunzsche Familien-Mantra: «Du bist schön, so wie du bist!»