Es ist die Wirtschaftsnachricht vom Wochenende: Roger Federer, 38, steigt beim Zürcher Startup On AG ein. Nun nimmt der Tennis-Star ausführlich Stellung, wie es zum Investment mit dem Laufschuh-Unternehmen kam.
Das Ganze sei «ganz spontan» in die Gänge gekommen, sagt der Baselbieter zu «Blick». Wegen seiner Freunde. «Einige von ihnen haben vor ein paar Jahren plötzlich angefangen, diese Schuhe zu tragen. Vor zwei Jahren habe ich dann auch On ausprobiert – und wurde Fan der Marke», erklärt Federer seinen Schritt zu On.
Irgendwann sei dann der Kontakt mit den drei Gründern zustande gekommen. Bei einem Abendessen 2018 hätten sie erste Gespräche geführt, erinnert sich King Roger. «Es reizte mich, einem jungen Schweizer Unternehmen, das schnell wächst, zu helfen. Und auch die Jungs haben mir gefallen.»
Auch wenn der Baselbieter mit seiner Beteiligung am Laufschuh-Jungunternehmen aller Welt klargemacht hat, dass er sich für eine Zukunft nach dem Tennis rüstet, will er von einem baldigen Karrierenende noch nichts wissen. «Lustig ist ja, dass On möchte, dass ich weiterspiele. Und ich will auch! Klar, mit dem Engagement weiss ich nun, in welche Richtung es nach meiner Tennis-Karriere gehen wird. Aber glauben Sie mir: Ich freue mich auf die kommende Saison.»
In den zahlreichen Medienberichten vom Wochenende hiess es: Federer werde die Zukunft der Schweizer Sportmarke prägen. Jetzt verrät Federer erstmals, was das konkret heisst: «Ich will bei der Entwicklung von Schuhen mithelfen, werde meine Meinung zum Design äussern und auch Tipps in Sachen Marketing geben.» Er glaube, dass er in diesen Bereichen die nötige Erfahrung mitbringe, reflektiert der vierfache Vater.
Er streicht in dem Interview auch heraus, welch grosses Vertrauen er in die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden von On hat. «Ehrlich gesagt will ich dieser jungen Schweizer Firma einfach helfen. Wenn ich bei einigen Angelegenheiten nicht gebraucht werde, ist das auch kein Problem. Ich vertraue dem On-Team.»
«Einen Tennisschuh kreiert man nicht über Nacht, das braucht viel Arbeit»
Bei der riesen Begeisterung für sein Vorhaben, ist naheliegend, dass Federer mit On schon in naher Zukunft einen grossen Marketing-Coup landen wird. Etwa zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio? «On und Olympia – daran habe ich noch gar nicht gedacht. Es wäre die perfekte Geschichte, aber wir wissen heute schlicht noch nicht, ob es in diese Richtung gehen wird. Einen Tennisschuh kreiert man nicht über Nacht, das braucht viel Arbeit», gibt Federer zu Bedenken.
Wie hoch Federers Aktienbeteiligung ist, darüber schweigt sich das Tennis-Ass weiterhin aus. Die «Handelszeitung» schrieb von einem Betrag von 50 bis 100 Millionen Franken. Danach gefragt, was finanziell für ihn herausspringt, sagt Federer lediglich: «Wenn es dem Unternehmen in Zukunft finanziell gut geht, dann kann es auch mir gut gehen.»
Für ihn sei die Beteiligung bei On eine klassische Win-Win-Situation, sagt Federer. «Schuhe und Mode sind zwei Leidenschaften von mir – bei On kann ich die vereinen. Mein Engagement sollte etwas anderes sein. Normalerweise bist du als Sportler das klassische Werbegesicht – du bist nur so gut wie dein letztes Match. Alles ist sehr geschäftsorientiert. Darunter leidet leider oft die Verbundenheit, das Feeling zur Marke. Bei On hingegen bin ich nun direkt involviert, kann aktiv mitwirken.»
Was die Frage nach zukünftigen Investments anbelangt, hält sich Federer bedeckt: «Ich bin nicht auf der Suche und will mich in Zukunft sicher auch nicht übernehmen. Nun schauen wir erst mal, wie viel Zeit mein Engagement bei On in Anspruch nehmen wird.» Er werde auch mit seinem Ausrüster Uniqlo und weiteren Partnern über sein Karriereende hinaus zusammenarbeiten, verspricht der 38-Jährige und macht in diesem Zusammenhang aber unmissverständlich klar, dass der Sport für ihn aktuell noch an erster Stelle steht: «Und ich spiele hauptsächlich immer noch Tennis!»