Sie begleitete viele von uns ein grosses Stück unseres Lebens: Katja Stauber, das News-Gesicht der Nation. Seit 1992 präsentierte die heute 57-Jährige regelmässig die «Tagesschau»-Hauptausgabe, brachte Abend für Abend, Punkt 19.30 Uhr, die wichtigsten Ereignisse des Tages in unsere Wohnzimmer. Immer zurückhaltend, unaufgeregt und trotzdem nicht ganz emotionslos. «Ich moderiere so, wie ich auch empfinde. Ich muss nichts spielen, nicht betroffen oder lustig sein. Ich nehme die Stimmung auf und sage, was Sache ist, die Fakten sind wichtig», erklärte sie im «Sonntagsblick».
Am Freitagabend nun, am 3. April, moderierte sie die «Tagesschau zum letzten Mal. Eine «Tagesschau»-Hauptausgabe die, wie in den letzten Wochen, ganz im Zeichen der aktuellen Coronakrise stand. Dass es Katja Staubers letzte Sendung ist, wusste lange nur, wer sich im Voraus informiert hatte: Alles lief wie normal, ganz Profi liess sich die zweifache Mutter kaum etwas anmerken. Bis fast zum Schluss.
Schon im Voraus hiess es, dass es wohl am Schluss von Katja Staubers Dernière eine Überraschung geben sollte. Und tatsächlich: Als Überraschung stand Florian Inhauser im «Tagesschau»-Studio, Katja Staubers Ehemann und Moderationskollege. «Als sie ihre erste ‹Tagesschau› im November 1992 moderierte, war Bill Clinton eben erst zum 42. Präsidenten der USA gewählt worden», begann der 52-Jährige die Lobrede an seine Ehefrau. Seither habe sie 2700 Ausgaben der «Tagesschau» moderiert, gut und gerne 1000 Stunden, «Wir haben diese rund 42 Tage Nonstop-‹Tagesschau› etwas zusammengekürzt», kündigte er einen Zusammenschnitt der vergangenen fast 28 Jahre an.
Im Anschluss an den Beitrag kam es zu dem, was man von Katja Stauber fast nicht gewohnt ist: Emotionen pur. Wären es nicht die Zeiten des Coronavirus, wäre das Studio jetzt voll mit Menschen, die ihr danken wollten, zeigte sich Florian Inhauser sicher. Nun aber war es an ihm, Katja Stauber alleine zu verabschieden, ihr zu danken und einen Blumenstrauss zu überreichen.
Um 19.57 Uhr dann war endgültig Schluss. Bevor sie jetzt noch sentimental werde – obwohl sie es eigentlich schon sei – mache sie es kurz, so Katja Stauber mit zittriger Stimme. «Ich bedanke mich fürs Zuschauen, Ihre Treue, für Ihr Interesse und für Lob und auch angesagte Kritik. Es war mir eine Freude, alles Gute, bleiben Sie gesund, einen schönen Abend noch und: uf Wiederluege.»
Nach diesen Worten gab es für Katja Stauber eine – zuerst zögerliche – Umarmung ihres Mannes, was die erfahrene Moderatorin sichtlich rührte. Gerne hätte sie nach ihrer letzten Sendung noch mit Arbeitskolleginnen und -kollegen angestossen und Danke gesagt, wie sie im Voraus verriet. Aber: «Mein Plan, zu einem Apéro einzuladen, ist ja nun hinfällig geworden, und das ist auch nicht wichtig.»
Gelegenheit zu einem Apéro aber hat sie sicher auch später einmal noch. Immerhin wird Katja Stauber bei der «Tagesschau» ja hinter den Kulissen als Produzentin weiterarbeiten. Uns Zuschauern bleibt damit die Gewissheit, dass wir weiterhin auf die Kompetenz von Katja Stauber zählen können. Auch ohne sie jeden Abend am Bildschirm sehen zu können. Und es bleibt die Erinnerung an ein Stück Schweizer Fernsehgeschichte.
«Ich habe zwei Generationen von Menschen begleiten dürfen. Viele Zuschauer sind mit mir zusammen älter geworden über fast drei Jahrzehnte hinweg», zog Katja Stauber selber ihr Fazit. Sie fände es schön, wenn sie bei der einen oder beim anderen in Erinnerung bleibe. «Aber was heisst das schon?»
Sie selber freue sich nun sehr auf die neue Herausforderung und hoffe, sie habe einen guten Job gemacht. «Dass die Leute sagen können, die haben wir gern gesehen, bei der fühlten wir uns aufgehoben und ‹an der Hand genommen›.»
Und genau das können wir sagen. Danke Katja Stauber. Und «uf Wiederluege».