Jonny Fischer (45) hält eine Töff-Schutzkleidung in die Höhe. «Mira, wieso hast du davon zwei mitgenommen? Planst du einen Outfitwechsel auf der Autobahn?» Mira Weingart (28) lacht. «Ich war unsicher, ob mir die alte noch passt. Spoiler: Tut sie nicht.»
Die beiden stehen in Weingarts 2,5-Zimmer-Wohnung in der Stadt Luzern. Rund um sie verstreut: aufgeklappte Koffer und Souvenirs. Sie sind zurück von ihren Reisen für die neue SRF-Serie «Zwei Reisen». Vier Folgen, zwei Extreme: Jonny erkundet die Mongolei und Lappland, Mira erlebt Sambia und Alaska. Jetzt lassen sie die Erlebnisse Revue passieren.
Fischer und Weingart zeigen einander Reisefotos. Ihre Abenteuer sind für die Zuschauer ab dem 28. März immer freitags um 21.00 Uhr auf SRF 1 zu sehen.
Geri BornAb 28. März bekommt das TV-Publikum viel zu sehen – aber nicht alles. Zum Beispiel nicht, dass der Divertimento-Star in der Mongolei eine folgenschwere Begegnung mit der lokalen Küche hatte. «Das war eine Katastrophe», sagt er. Die Gastgeber servierten ihm fermentierte Pferdemilch. Nach einem Schluck rebellierte sein Körper. «Es kam alles raus. Aus allen Löchern.» Die ganze Jurte war Zeuge. Mira prustet los. «Und dann?» – «Dann tischten sie die Innereien eines frisch geschlachteten Schafs auf.» Jonny verzieht das Gesicht. «Diese musste ich dankend ablehnen.»
Divertimento-Star Jonny Fischer in der Mongolei.
SRFDie Luzernerin schüttelt den Kopf, sichtlich amüsiert. «Okay, du hattest es hart. Aber ich auch!» Sie lächelt schelmisch. «Ich musste in Alaska selbst einen Lachs fangen, töten und filetieren. Seitdem schmeckt mir kein anderer Lachs mehr – der war zu gut.»
Dann wird die SRF-«Virus»-Moderatorin ernster. Sie erzählt von ihrem Motorradsturz in Sambia. Die TV-Crew filmte weiter. «Das war surreal», sagt sie. Tränen kullerten ihr die Wangen runter. «Ich dachte: ‹Komm schon, reiss dich zusammen›.» Aber es ging nicht. «Jetzt bin ich halt diejenige, die schon bei ihrem Fernsehdebüt heult.» Dass es überhaupt zu Weingarts TV-Premiere kam, verdankt sie einem Casting. Für die Sendung wurde gezielt ein Gegenüber für Jonny Fischer gesucht – Mira erhielt die Chance.
Radiomoderatorin Mira Weingart in Alaska: «Bei dieser Kälte hätte ich am liebsten die Reisen getauscht», gesteht sie.
SRFWhatsapp-Flut und Funkstille
Die Dynamik zwischen den beiden entsteht durch ihre Gegensätze. Besonders deutlich wird das beim Umgang mit dem Digitalen. Während Jonny Fischer es gewohnt ist, auch mal offline zu sein, trifft Mira Weingart die fehlende Verbindung in Alaska völlig unvorbereitet. «Ich wusste nicht mal, dass es Orte ohne Empfang gibt!», ruft sie. Drei Tage ohne Netz? «Hat mir aber gut getan», gibt sie zu. Fischer grinst. «Ich habe meinem Mann Michi in zwei Wochen genau zwei Nachrichten geschrieben.» Mira reisst die Augen auf. «Was? Zwei?» – «Ja, er sagt immer: ‹Ich schicke dir ja auch keine Fotos von meiner Arbeit›.» Weingart dagegen habe ihren Freund mit Sprachnachrichten «bombardiert». Er wohnt aktuell in Zürich, wandert aber bald aus. «Einen Vorgeschmack auf die Fernbeziehung lieferten die zwei Abenteuer allemal.»
Die Reisen der beiden waren nicht nur eine persönliche Herausforde-rung – sie sorgen auch für öffentliche Kritik. Eine 40-minütige Primetime-Unterhaltungssendung kostet laut SRF im Schnitt 82 000 Franken. «Viele werden sagen: ‹Die machen mit unserem Geld Ferien›», sagt Jonny Fischer. «Doch die Realität sieht anders aus: lange Drehtage, minimale Crew.» Fischer und Weingart sind dankbar für diese Chance und erklären, dass es übergreifend um das Brückenschlagen zwischen Kulturen und Menschen gehe.
Inzwischen sind die Koffer weggeräumt, und es wird mit Wein angestossen. «Endlich mal etwas, das mir nicht auf den Magen schlägt.»