Fühled eu wie dihei», sagt EAZ, 29, als er die Türe zu seiner Wohnung in Villmergen AG öffnet. Seit gut einem Jahr lebt Arber Rama, wie der Rapper bürgerlich heisst, mit Freundin Sabrina hier. Sie hat am Vorabend den Tisch gedeckt, denn EAZ hat das SI-Team zum Zmittag eingeladen. «Die Leidenschaft fürs Kochen habe ich von meinem Vater geerbt», erzählt er. «In der Küche zu stehen, ist chillig und beruhigt.» Ausserhalb der eigenen vier Wände herrscht gerade Ausnahmezustand. Mit seinem Hit «Juicy» hat EAZ innert eines Monats alleine auf Spotify über fünf Millionen Streams und Platinstatus erreicht. Er ist nicht nur in der Schweizer Single-Hitparade, sondern mit seinem Mundartsong auch in Deutschland und Österreich in den Charts vertreten. Zuletzt schaffte dies vor 55 Jahren das Lied «Grüezi wohl, Frau Stirnimaa» von Trio Eugster.
Der Timer piepst, EAZ nimmt den Tortellini-Auf lauf aus dem Ofen. «Eigentlich ist Lasagne meine Spezialität.» Auch traditionelle Gerichte aus seiner anderen Heimat Kosovo, wie Pide oder Pasul, die sechs Stunden köchelnde Bohnensuppe, gehören in sein kulinarisches Repertoire. Ein Teil seiner musikalischen Menükarte ist über der offenen Küche zu erblicken. Mehrere Gold-Auszeichnungen zieren die Galerie. Ganz seinem Namen entsprechend («Arber» kommt aus dem Albanischen und bedeutet «Goldjunge»), hat er schon zehn Goldene Schallplatten, fünf Platin- und zwei Doppelplatin-Auszeichnungen erreicht. Mit Rap-Kollege Xen ist er an den Swiss Music Awards 2023 mit dem Song «Motivé» in der Kategorie «Best Hit» nominiert.
Durch und durch Wetziker
Geboren und aufgewachsen ist EAZ in Wetzikon ZH. Davon zeugt sein Künstlername. Die Alphabet-Positionen der einzelnen Buchstaben ergeben summiert die Zahl 32. «Das ist die Tarifzone von Wetzikon im Zürcher ÖV-Netz. Wir sagen, dass wir aus 32 kommen.»
Als jüngstes von vier Kindern und einziger Sohn spürt er «den Druck, dass aus mir was werden soll». Als er auf MTV erstmals 50 Cent sieht, ist für ihn klar: «Ich will Rapper werden wie er, so sprechen, so gehen und mich so kleiden – da war ich elf.» Er beginnt zu reimen, schreibt als Erstes ein Lied über den Krieg. Die Schule beginnt er zu vernachlässigen, kommt öfters mal mit der Polizei in Konflikt. «Weder meine Herkunft noch mein familiäres Umfeld gaben mir Grund, falsch abzubiegen, aber ich tat es.» Seine Eltern stehen dennoch stets zu ihrem Sohn. «Auch als ich schon 18 war, haben sie mich lieber einmal mehr ‹zämegschisse› als aus dem Haus geworfen.» Bei der Coop-Tankstelle Wetzikon, die seine Cousine führt, absolviert er eine Lehre im Detailhandel – und kündigt nach Abschluss, um sich voll der Musik zu widmen.
«Meinen Fans will ich vermitteln, dass sie sich nie verstellen sollen»
EAZ
Eigenes Studio, eigener Vertrieb
«Nach eu», sagt EAZ und hält die Türe auf. Die Reportage geht weiter in Oerlikon, wo er sich vor drei Monaten bei GS Records eingemietet und seinen Traum vom eigenen Studio erfüllt hat. Drei- bis fünfmal die Woche ist er hier, meist ab 4 Uhr nachmittags bis in die Morgenstunden. «Ein eigenes Studio ist schon geil», sagt er. «Ich kann kommen, wann ich will, und machen, was ich will – ohne Zeitdruck. Hier komponiere und texte ich.» Ausserdem hat er vor Kurzem Bulletproof Music gegründet, seinen eigenen Musikvertrieb – «so wie es auch 50 Cent tat».
Auf seinem Bauch steht gross «Rhyme or Die», eines von insgesamt zehn Tattoos. Bald kommt eine limitierte T-Shirt-Edition in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Streetwear-Label Finelli raus. Dennoch empfindet EAZ den Prunk- und Poser-Lifestyle der Rapper als überholt. «Lieber bin ich ‹real›, als dass ich etwas inszeniere. Ich habe Ecken und Kanten und will auch meinen Fans vermitteln, dass sie sich nie verstellen sollen.» Zweimal pro Woche trainiert er mit einem Personal Trainer im Fitnesscenter, geht alle zwei Wochen in Wetzikon zum Barber. Mindestens einmal pro Woche ist er hier, in seinem Bürgerort. «Am Bahnhof holt mich jeweils ein Kumpel ab und fährt mich direkt zu meinen Eltern», sagt EAZ. «Meine Mutter ist mein grösster Fan. Sie will nun ‹Juicy› auswendig lernen!»
Auch private Ziele
Die Anerkennung seiner Familie – besonders jene des Vaters – ist ihm wichtig. «Vor etwa drei Jahren sagte er, dass er stolz auf mich und meine Karriere sei. Da war ich das erste Mal auch stolz auf mich.» Ein Moment, der noch immer Emotionen weckt. Denn: Der Rapper zweifelte in den vergangenen Jahren oft daran, dass er mit seiner Musik je eine Familie werde ernähren können.
Diesen September feiert EAZ seinen 30. Geburtstag. «Ich bin glücklich darüber, wo ich jetzt stehe. Aber mein Ziel in den nächsten Jahren ist es, eine eigene Familie zu gründen. Ich habe Bock, Vater zu werden.»