1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Andy Ibach ist der Rock-’n’-Roll-Klempner
Andy Ibach

Der Rock-’n’-Roll-Klempner

In über 40 Jahren hat Andy Ibach in Basel eine der grössten und exklusivsten Sammlungen von Artefakten der Rockkultur aufgebaut. Und sammelt damit Geld für den guten Zweck: Sein Hilfswerk finanziert sanitäre Anlagen in Nepal.

Artikel teilen

Andy Ibach

Im L’Unique – House of Rock in der Basler Altstadt stellt Andy Ibach exklusivste Sammlerstücke der Rockkultur aus.

Geri Born

Jimi Hendrix, John Lennon, Mick Jagger und noch viele weitere Legenden der Rockmusik blicken von der anderen Strassenseite ins L’Unique – House of Rock. Die Graffiti-Wand mit den Rock-Ikonen steht im Gerbergässlein unweit des Barfüsserplatzes mitten in Basels Innenstadt.  Sie ist die Idee von Andy Ibach, 60: «Die Hausfassade gegenüber meiner Bar war so fad, dass ich sie – mit Einverständnis des Hausbesitzers – bemalen liess. Die Bewilligung der Stadt kam erst später», so der Basler. Zum Glück, denn die «Wall of Fame» ist inzwischen beliebtes Selfiemotiv bei Touristen aus nah und fern. Wer Andy Ibachs Gastlokal betritt, entdeckt eine spektakuläre «Hall of Fame» der Rock-’n’-Roll-Musik: An der Wand hängt eine seltene Art Collection mit Originalfotografien berühmter Plattencovers, seltenen  Lithos von Songtexten, handgefertigten Briefen und Zeichnungen berühmter Stars. Auch ein Original-Bühnenoutfit von Amy Winehouse ist zu sehen.

Unter den bruchsicheren Glas-Tischplatten sind handsignierte Gitarren von Rockgrössen wie den Rolling Stones, Nirvana und B. B. King ausgestellt. Wer Glück hat, der begegnet auch dem Hausherrn. Und dieser erzählt gerne von seiner Liebe zur Rockkultur und seiner Sammelleidenschaft: «Mit zwölf Jahren besuchte ich mein erstes Rockkonzert. Uriah Heep im Basler Joggeli. Die Musik, die Inszenierung, die Lautstärke – das hat mich voll reingezogen», erinnert sich Andy Ibach. «Das Feuer für den Rock war entfacht und liess mich nie mehr los.»

Andy Ibach

Zwei kostbare Kunst-E-Gitarren von Buddy Guy (l.) und Eric Clapton.

Geri Born

Nicht alles öffentlich zugänglich

Ibachs Sammelleidenschaft beginnt früh mit Zeitungsausschnitten über Rockstars – wie zum Beispiel einem Bericht über den Tod von Elvis Presley 1977 oder einem Artikel über das Rolling-Stones-Konzert im St. Jakobs-Stadion 1982. Dann zieht es ihn hin zu exklusiveren Stücken. «Ich wusste, dass Ron Wood, der Gitarrist der Rolling Stones, Hobby-Kunstmaler ist», erzählt er. «Als ich zum ersten Mal in Amerika war, habe ich eines seiner Bilder in New York gesehen, später dann nochmals eines auf Hawaii. Das hat mich so angeturnt, dass ich meinen Vater in der Schweiz anrief und sagte: ‹Ich brauche Geld.› So habe ich es gekauft.» Heute steht das Bild gerahmt und handsigniert in einer Nische im dritten Stock des L’Unique. Einem Ort, der nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Denn hier lagern kostbarste und einzigartige Artefakte und Sammlerstücke der Rockgeschichte: ein Morgenmantel von Elvis Presley, der Löffel, in dem Nirvana-Sänger Kurt Cobain sein Heroin kochte, eine seltene Kunstgitarre von Eric Clapton und daneben eine von Buddy Guy.

Andy Ibach

Auch das ist Rockkult: der Löffel, in dem Nirvana-Sänger Kurt Cobain sein Heroin kochte.

Geri Born

Sehr speziell sind auch die originalen kragenlosen Vestons von John Lennon und Paul McCartney. Sie waren deren Outfit bei verschiedenen TV-Auftritten auf dem Höhepunkt der Beatlemania Mitte der 1960er-Jahre. «Das erste Kleidungsstück, das ich kaufte, war eine Hose, die Mick Jagger auf der Bühne getragen hatte», sagt der Rocksammler. «Das war schon ein spezielles Gefühl, so ein Teil erstmals in der Hand zu halten – schliesslich war Jagger schon damals eine Ikone.» Dennoch: Den Personenkult im Rockbusiness solle man nicht übertreiben, meint Andy Ibach. «Wenn ich sehe, welche Preise heute an Auktionen geboten werden, glaube ich, dass mancher Star seine Mühe damit hätte.» In den vielen Jahren hat Ibach ein exzellentes internationales Netzwerk aufgebaut, das ihm direkten Kontakt zu den Grössen der Szene verschafft. So kommt er oft zu exklusiven Stücken, bevor diese auktioniert werden.

Andy Ibach

Kostbare Rarität: die Original-Vestons von John Lennon und Paul McCartney aus den Beatlemania-Zeiten der 1960er.

Geri Born

Rock ’n’ Roll für einen guten Zweck

Trotz allem ist Rock ’n’ Roll für Andy Ibach ein Hobby geblieben. Von Beruf ist er Spengler, und er führt den traditionsreichen Familienbetrieb in der dritten Generation. Da es ihm, der kinderlos ist, eine Herzensangelegenheit ist, seine Sammlung auch für nachfolgende Generationen lebendig zu halten, hat er sein Werk in eine Stiftung überführt: die L’Unique Foundation. Deren Ziel ist es, die kostbaren Zeugen der Rockkultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu werden die Devotionalien vermietet, verliehen oder auch einmal verkauft. Der Erlös fliesst in ein Hilfswerk, das Andy Ibach aufgebaut hat. Dieses finanziert und baut in Nepal sanitäre Anlagen für Schulen und Kinderheime. «Rock ’n’ Roll with a cause» – «Rock ’n’ Roll für eine gute Sache», der Slogan, der auch im L’Unique über der Bar prangt, ist für den Basler zum Lebensmotto geworden.

Andy Ibach

Prunkvoll und exklusiv: Dieser Morgenmantel in Ibachs Sammlung gehörte dem legendären «King of Rock ’n’ Roll» Elvis Presley.

Geri Born

«Ich will mit meinem Handwerk und meiner Leidenschaft Menschen in Regionen helfen, in denen sanitäre Installationen oft fehlen», sagt Andy Ibach. Er packt selbst mit an und reist immer wieder mit seinem langjährigen Mitarbeiter Pascal Kern für einige Wochen nach Nepal, um dort WC-Anlagen zu bauen. Dabei arbeitet er mit der Schweizerin Nicole Thakuri-Wick zusammen, die in Kathmandu seit über 30 Jahren die Einrichtung für Strassenkinder Nag führt. «Die Kinder wissen, dass wir Rockmusik lieben», sagt Ibach. «Darum haben sie uns den Spitznamen Rock’-n’-Roll Plumbers gegeben.»

Die Sache dieser «Rock-’n’-Roll-Klempner» findet immer mehr Anklang. Die Baloise Session stellt Andy Ibachs Exponate während des Festivals aus. Die Firma Geberit, Europas führender Konzern für Sanitärtechnik, sponsert Material und den Transport nach Nepal. Und auch in der Rockszene hat Andy Ibach einen äusserst prominenten Unterstützer: Ex-Beatle Ringo Starr hat der L’Unique Foundation erlaubt, ein Kunstwerk von ihm als Logo zu verwenden – und mehr als das. «In den USA trägt er auf Tournee sogar unser T-Shirt der L’Unique Foundation!», sagt Andy Ibach stolz. So schliesst sich ein Kreis: Andy Ibach, Sammler von Musikerkleidern, «rüstet» nun selbst Stars mit Textilien aus, die bald Sammlerstücke werden dürften – guter Zweck inbegriffen! 

Von Zeno van Essel am 12. Januar 2024 - 17:03 Uhr