«Als Regisseur bist du in der Schweiz vor allem Staatsangestellter», sagt Filmemacher Michael Steiner (54) im SI.Talk. Das bedeute, dass man als Regisseur hierzulande seine Werke bei unterschiedlichen Kommissionen einreichen müsse, die dann einen grossen Teil der Finanzierung übernehmen. Die Folge: «Von 40 produzierten Spielfilmen landen in der Schweiz gerade einmal fünf im Kino», so Steiner. Auch darum mag er Netflix. «Weil Schweizer Filme dort eine bisher nie dagewesene Reichweite haben.»
Dass Michael Steiner als erster Schweizer Filmemacher vom Streaming-Giganten Netflix auserkoren wurde, ehrt ihn ausserordentlich. «Das hat sicher mit meinen Kinoerfolgen, aber auch mit denen von ‹Wolkenbruch› auf Netflix zu tun», denkt er. Sein Film «Early Birds» wird nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit zu sehen sein. Besonderen Druck verspürt der Filmemacher deswegen nicht, «ich sehe das eher als Chance.» Um die internationale Zuschauerschaft vor den Bildschirm zu locken wandte Steiner einen Trick an: «Ich weiss, dass viele auf die Schweizer Berglandschaft sehen, darum haben wir die natürlich auch in den Film integriert.»
Alpentrick für mehr internationale Zuschauer
Der Film «Early Birds» beginnt an der Langstrasse – dort zu drehen war für Michael Steiner eine Herausforderung. «In Paris oder New York wäre es einfacher gewesen», sagt er. Vor allem die Bürokratie machte ihm zu schaffen, weil er in jedem Zürcher Stadtkreis neue Formulare für die Drehgenehmigung einreichen musste.Trotz allem war es eine Herzensangelegenheit an der Langstrasse zu filmen. «Der Ort ist eine vielfältige Perle», sagt er.
In nur 30 Tagen wurde die Netflix-Produktion abgedreht – eine intensive und anstrengende Zeit, voller Adrenalin und Stress, wie Michael Steiner verrät. «Aber ich liebe diesen Trip, dafür lebe ich!» Unter dem Druck leidet derweil sein Privatleben – «Set-Verrohung», nennt Steiners Ehefrau Samantha diesen Zustand, wenn Steiner während einer Produktion zu einem sozial inkompatiblen Menschen verkommt und unter anderem jegliche Tischmanieren verlernt.
Wie Michael Steiner nach einem aufreibenden Dreh wieder zurück ins Leben und zu seiner Patchwork-Familie mit vier Kindern findet, warum er mit ihnen Skifahren geht, obwohl er das gar nicht mag und wie zufrieden er mit seiner Netflix-Produktion ist – das und mehr verrät er im aktuellen SI.Talk.