Sie ist der eigentliche Star der Eishockey-Weltmeisterschaft. Die Schweizer Nati? Durchaus hätte auch sie das Prädikat verdient. Mit fünf Siegen in sieben Spielen und dem Abschluss der Gruppenphase auf dem hervorragenden zweiten Platz hat sich die Equipe um Nati-Trainer Patrick Fischer, 45, in eine Geheimfavoriten-Rolle katapultiert, die so geheim gar nicht mehr ist.
Aber nein, da ist eben auch noch sie: die Frisur. Nicht irgendeine, sondern DIE Frisur, diejenige, die Fischer auf seinem Haupt trägt. Seit einigen Monaten geht der Nati-Coach mit langen Haaren durchs Leben. Und wenn man sich die Auftritte des Schweizer Teams so anschaut, scheint es, als würde Fischers «Corona-Matte» zum haarigen Erfolgsgaranten werden.
Wo er die ersten drei Spiele der Gruppenphase noch mit einem trendy Man Bun bestritten hat, lässt Fischer nun sein Haar offen an der Bande wehen. Der Grund für seinen Frisurenwechsel liegt in der herben 0:7-Klatsche gegen die Schweden.
Die Idee sei eine aus dem Tag heraus gewesen. «Ich fand: Nach diesem Match muss etwas ändern», erzählt Fischer im Interview mit der «Berner Zeitung».
Ganz festlegen will er sich bei seiner Haarpracht ohnehin nicht. Nachdem er sie jahrelang mittellang getragen hat, bietet sich ihm nun mit der wilderen Matte eine grössere Palette an Frisuren, von der er noch so gerne Gebrauch macht.
Müsste er sich für eine entscheiden, käme das wohl auch nicht wirklich gut heraus. «Da läuft ein Fight in der Familie», erzählt Fischer lachend. «Meine Partnerin hat es lieber, wenn meine Haare zusammengebunden sind.» Auf einer Wellenlänge mit ihrer Schwiegermama surft Mädy Georgusis damit nicht. «Meine Mutter sieht sie lieber offen.»
Den Zottel-Zwist zuhause kann Fischer in Lettland gut ausblenden. Seit fünf Wochen lebt er mit seiner Mannschaft und dem Staff in einer Blase, das Höchste der Gefühle war ein kürzlicher Restaurantbesuch mit dem Team. Die Decke fällt ihm deshalb nicht auf den Kopf. «Das Programm ist extrem dicht», sagt er. «Die Zeit beim Nationalteam ist sehr intensiv.»
Für Ablenkung ist damit gesorgt. Dennoch vermisst Fischer eine Person ganz besonders: Tochter Oceania, die bald ihren ersten Geburtstag feiert. Mit Anrufen und Videos erhält der Zuger auch fernab von zuhause Einblick in ihre Entwicklung. «Sie steht mittlerweile auf, versucht umherzulaufen, hält sich an allem fest. So herzig!», schwärmt der stolze Papa.
Gut möglich also, dass sich die Kleine auch bald an Papas Haaren festhalten wird – wenn der sie nicht wieder vermehrt zusammengebunden trägt. Momentan entscheidet er jeden Morgen aus dem Bauch heraus. «Ich schaue von Tag zu Tag, wie die Laune ist.»
Die Bilanz seines Frisurenspiels fällt derzeit noch zugunsten seiner offenen Haare aus. Drei Siege seines Teams hat Fischer mit Walla-Walla-Mähne bejubeln können, mit Bürzi deren zwei. Niederlagen gab es mit beiden Frisuren jeweils eine, wobei diejenige mit offenen Haaren (1:4-Niederlage gegen Russland) weniger drastisch ausfiel als diejenige mit zusammengebundener Mähne, als Fischer und sein Team 0:7 gegen Schweden verloren haben.
Dass der Erfolg seines Teams mit seiner Frisur zusammenhängt, glaubt Fischer nicht. «Ich bin nicht abergläubisch», sagt er. Die Statistik aber spricht knapp gegen das Haargummi. Ob er beim Viertelfinal-Kracher gegen die Deutschen am Donnerstag (ab 15.15 Uhr auf SRF zwei) also auf Freiheit auf dem Kopf setzen wird?
Spannung will er keine aufbauen. «Ich hoffe, die Leute zu Hause beschäftigt das nicht allzu sehr», sagt er lachend. Diesbezüglich dürfte er sich zwar geschnitten haben – aber immerhin nicht seine Haare. Die sollen schliesslich auch nach der Gruppenphase noch dafür infrage kommen, zu den Schweizer Glückssträhnen zu avancieren.